Alabali Radovan verurteilt Siedlergewalt gegen Palästinenser
Autor: Anne-Beatrice Clasmann, dpa
, Dienstag, 26. August 2025
Die Entwicklungsministerin besucht Viertel in Jerusalem, dessen arabische Bewohner von Siedlern bedrängt werden. Der Gaza-Krieg und die Siedler-Aktivitäten belasten das deutsch-israelische Verhältnis.
Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali Radovan (SPD) hat zu Beginn ihrer dreitägigen Nahost-Reise die Aktivitäten israelischer Siedler im Westjordanland und in Ost-Jerusalem scharf verurteilt. «Es ist wichtig für uns zu sehen, was hier passiert», sagt die Ministerin nach der Besichtigung eines zerstörten Hauses in dem Dorf Al-Dschudaira im besetzten Westjordanland. Deutschland habe leider «in den letzten Jahren die Augen verschlossen», was den Siedlungsbau betrifft, sagt der SPD-Bundestagsabgeordnete Adis Ahmetovic, der sie auf der Reise begleitet.
Mohammed Abdelhamid Eid (51) zeigt den Besuchern aus Deutschland die Trümmer seines Hauses, das nach Angaben von UN-Mitarbeitern am 4. August von der israelischen Zivilverwaltung abgerissen wurde. Vier Jahre lang habe er versucht, eine Genehmigung zu erhalten, um auf seinem Grundstück ein Haus zu errichten – ohne Erfolg. Dann habe er schrittweise angefangen zu bauen, immer wieder bei der Verwaltung nachgefragt. Eine belastbare Antwort habe er nie erhalten.
UN-Büro: Zerstörungen zermürben die lokale Bevölkerung
Der Mechaniker, seine Frau und die zehnjährige Tochter Tulien haben den Schock noch nicht verdaut. «Ich hatte nur eine Viertelstunde Zeit, um meine Sachen einzupacken», sagt das Kind. Und: «Als meine Onkel kamen, um uns zu helfen, haben sie ihre Waffen auf meine Onkel gerichtet.»
Bediako Buahene vom UN-Nothilfebüro (OCHA) erklärt, die Zerstörung von Wohnhäusern und Gemeindeeinrichtungen in den Palästinensergebieten folge keinem nachvollziehbaren Muster. Das sei für die lokale Bevölkerung besonders zermürbend, da man nie wisse, «wer der nächste ist, den es betrifft».
Die Stimmung ist angespannt, während die Delegation in Ramallah mit Mitgliedern des Kabinetts von Ministerpräsident Mohammed Mustafa spricht. Im Stadtzentrum läuft gerade eine Razzia israelischer Soldaten. Es kommt zu gewaltsamen Zusammenstößen mit mehreren Verletzten.
Deutschland steht nach wie vor zur Zweistaatenlösung
Alabali Radovan hat am Morgen schon ein Viertel in Ost-Jerusalem besucht, dessen arabische Bewohner sich von israelischen Siedlern drangsaliert fühlen. Palästinensische Familien erhalten in Al-Bustan, einem Quartier im Stadtviertel Silwan, laut Entwicklungsministerium kaum Genehmigungen, ihre Häuser zu renovieren oder zu erweitern. Nach Angaben von Anwohnern wurden seit Oktober 2023 hier von der Stadtverwaltung 33 Häuser abgerissen.
Die Bundesregierung betone stets, dass die Siedlergewalt völkerrechtswidrig sei, sagt die Ministerin. Deutschland stehe nach wie vor zur Zweistaatenlösung.