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10 Jahre nach mysteriösem Absturz von Flug MH370: Es gibt neue Hoffnung


Autor: Agentur dpa, Redaktion

Kuala Lumpur, Freitag, 08. März 2024

Das Schicksal der Maschine MH370 ist eines der größten Rätsel der Luftfahrtgeschichte. Das Flugzeugwrack wurde nie gefunden. Aber für die Familien gibt es jetzt einen Hoffnungsschimmer - aus Texas.
Techniker tragen die Flügelklappe eines Flugzeugs über einen Strand bei Saint-André, Réunion - ein Wrackteil der verschollenen MH370.


Sehnsüchtig warten sie auf Antworten: Seit mehr als 3600 Tagen wissen die Angehörigen und Freunde von 239 Menschen aus 14 Ländern nicht, was mit ihren Liebsten passierte. Das Verschwinden des Fluges MH370 der Malaysia Airlines auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking am 8. März 2014 bleibt bislang ein Rätsel. War es ein Unglück? Ein absichtlicher Crash? Eine Entführung? Oder wurde das Flugzeug sogar abgeschossen?

Zum zehnten Jahrestag des Mysteriums gibt es nun wieder einen Hoffnungsschimmer für die Familien, inmitten aller Spekulationen endlich Gewissheit zu bekommen. Vor wenigen Tagen kündigte der malaysische Verkehrsminister Anthony Loke an, dass die Suche nach der Maschine möglicherweise wieder aufgenommen werde. Demnach hat die US-Spezialfirma Ocean Infinity eine weitere Suchaktion angeboten, die nur bezahlt werden müsse, falls das Unternehmen fündig werde. "Das Verkehrsministerium ist bereit, Ocean Infinity nach Malaysia einzuladen, um den Vorschlag 'Kein Fund, keine Bezahlung' zu diskutieren", betonte Loke. 

Suchaktion nach MH370 angeboten: Technik sei Dank

Dank neuester Forschungsergebnisse und modernster Technologien gebe es Fortschritte bei der Lösung des Rätsels. Details und einen genauen Zeitrahmen nannte er aber nicht. Sobald der endgültige Vorschlag von Ocean Infinity vorliege, werde er dem Kabinett zur Genehmigung vorgelegt, erklärte der Minister und fügte hinzu: Er hoffe, dass das Flugzeug endlich lokalisiert werden könne, damit die Wahrheit nach den langen Jahren der Ungewissheit ans Licht komme.

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Ein Rückblick: Die Boeing 777 hebt am späten Abend problemlos von Kuala Lumpur ab. Um 1.19 Uhr ist der erfahrene Kapitän Zaharie Ahmad Shah zum letzten Mal aus dem Cockpit zu hören: "Good night, Malaysian Three Seven Zero." Kurz darauf wird der Transponder abgeschaltet - ein Gerät, das der Flugsicherung am Boden Daten zur Erkennung übermittelt. Wer den Aus-Knopf drückt und warum, ist bis heute ungeklärt. Etwa zwei Stunden nach dem Start verschwindet das Flugzeug von den letzten Radarschirmen. Sieben Stunden lang empfängt ein Satellit dann noch Ping-Signale von der Maschine. Etwa so lange dauert es, bis der Tank leer gewesen wäre.

An Küsten entlang des Indischen Ozeans werden später Trümmerteile angeschwemmt. Vom Hauptrumpf des Flugzeugs, den Insassen und dem Flugrekorder fehlt aber jede Spur. Malaysia, China und Australien starten eine zwei Jahre lange Unterwassersuche, die 2017 ergebnislos abgebrochen wird. Eine damalige Suchaktion von Ocean Infinity bringt ebenfalls keine Ergebnisse. Vermutet wird aber weiterhin, dass die Boeing ins Meer gestürzt ist und jetzt irgendwo in großer Tiefe auf Grund liegt.

Boeing 777 verschwunden: In China ziehen Hinterbliebene vor Gericht

Mit mehr als 150 Passagieren war die Zahl von Menschen aus China unter den Opfern am höchsten. Viele Opfer stammen auch aus Malaysia (50) sowie aus Indonesien (7) und Australien (6). In Peking, wo die Maschine nie ankam, gab es in den Jahren nach dem Unglück immer wieder Proteste von Hinterbliebenen. Einige wollten der Darstellung nicht folgen, die Maschine sei verschwunden, und hofften, sie sei an einen unbekannten Ort gebracht worden - und ihre Angehörigen seien noch am Leben.

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Im November vergangenen Jahres startete ein Gerichtsverfahren in der chinesischen Hauptstadt. Die Hinterbliebenen klagen dort auf Schadenersatz. Die Airline hat bereits Geld gezahlt, in den Augen mancher wohl zu wenig. Was die Kläger erreichen können, ist unklar. In anderen Staaten wiesen Gerichte solche Verfahren bereits mit der Begründung ab, dass derartige Klagen in Malaysia verhandelt werden müssten. Chinas Außenministerium betonte zum Prozessbeginn, aufmerksam darauf zu achten, wie die nachfolgenden Vorgänge im Fall MH370 behandelt würden.  

Spekulationen: Was ist passiert?

Weil von der Maschine jeder Spur fehlte und die Suchteams keine Absturzstelle fanden, wurde lange viel und in alle Richtungen spekuliert, was damals geschah. Erklärversuche aller Art machten sich im Internet breit: Von Entführung über einen Suizid des Piloten bis hin zu einem Brand mit giftigen Gasen an Bord, der alle bewusstlos machte. Ein Gerücht hielt sich besonders hartnäckig: Die Maschine könne absichtlich oder aus Versehen von Militärs abgeschossen worden sein, hieß es. Für nichts gibt es Beweise.

Die französische Journalistin Florence de Changy brachte in dem eben verlinkten Buch "Verschwunden: Was geschah wirklich mit Flug MH370?" das US-Militär und ein Spionagegerät ins Spiel. Eine dritte Partei könnte interveniert haben - wegen möglicher hochwertiger Spionagetechnik amerikanischen Ursprungs in der Fracht der Maschine, lautete ihr Fazit. "Ein Gerät, das die Chinesen dringend in ihren Besitz bringen wollten", schrieb sie. Als die USA den Diebstahl bemerkt hätten und herausfanden, dass das wertvolle Gerät schon auf dem Weg nach Peking war, hätten sie Rot gesehen und eventuell die Maschine mit Abfangjägern begleitet und schließlich abgeschossen - vermutlich nördlich von Vietnam.

MH370-Route: Mutmaßungen wegen Flugschleife

Andere sahen die Route als möglichen Hinweisgeber: In Australien erklärten Luftfahrtexperten in einem 2022 erschienenen Dokumentarfilm "MH370: The Final Search" des Sky-News-Moderators und Investigativ-Journalisten Peter Stefanovic, dass eine 22-minütige kreisförmige Schleife in der Flugbahn der Boeing der Schlüssel zur Lösung des Rätsels sein könnte. Es habe keinen Grund für Kapitän Shah gegeben, vor der Küste von Sumatra zu kreisen - es sei denn, es habe in dieser Zeit "mögliche Verhandlungen" zwischen ihm und jemand anderem gegeben, sagte der Luftfahrtautor und frühere Pilot Mike Glynn in der Doku. 

Glynn glaubt, dass der Pilot aus Wut über eine Verurteilung des damaligen malaysischen Oppositionsführers und heutigen Regierungschefs Anwar Ibrahim am Tag zuvor den Vorfall verursacht haben könnte. Shah soll entfernt mit ihm verwandt gewesen sein. Viele Experten stellen dieses Motiv jedoch infrage.

Stefanovic gab sich aber schon 2022 überzeugt, dass mithilfe neuer Erkenntnisse und modernster Technologie der Suchbereich auf wenige Hundert Quadratkilometer Ozean eingegrenzt werden kann - aber nur, wenn die malaysische Regierung genug Geld und Interesse an einer Wiederaufnahme der Suche aufbringt. Der Zeitpunkt könnte demnächst gekommen sein. 

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