Harte Kritik nach Ausladung von Michel Friedman in Klütz
Autor: dpa
, Dienstag, 23. Sept. 2025
Der Publizist Michel Friedman sollte im Literaturhaus von Klütz lesen, dann wurde er wieder ausgeladen. Die Gemeindevertreter stehen in der Kritik. Am Montag will Friedman in Klütz sprechen.
Die Ausladung des Publizisten Michel Friedman zu einer Lesung im Oktober 2026 im mecklenburgischen Klütz schlägt hohe Wellen. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat die Entscheidung der Gemeinde hart kritisiert. Das sei «ein direkter Angriff auf die grundgesetzlich geschützte Meinungsfreiheit in unserem Land und ein Armutszeugnis für die dortige Gemeinde», sagte Klein.
Friedman sollte im Oktober 2026 anlässlich des 120. Geburtstags von Hannah Arendt in Klütz über Demokratie sprechen. Doch die Veranstaltung mit dem 69-Jährigen sei abgesagt worden, hatte der Leiter des Literaturhauses, Oliver Hintz, der Deutschen Presse-Agentur am Montag gesagt.
Sorge vor rechten Störern als Grund genannt
Demnach habe ihm der Bürgermeister der Stadt Klütz, Jürgen Mevius (Unabhängige Wählergemeinschaft UWG), am Telefon mitgeteilt, dass sich die Mehrheit eines städtischen Gremiums gegen eine Lesung von Friedman ausgesprochen habe, hatte Hintz gesagt. Die Begründung sei: Man habe Sorge, dass rechte Störer oder Hamas-Sympathisanten nach Klütz kommen und demonstrieren könnten.
Friedman wiederum hatte Mevius in einem Interview mit dem NDR kritisiert: Kunst-, Kultur und Meinungsfreiheit dürften nicht gefährdet sein, weil eine Einschüchterung durch Rechtsextreme angenommen werde.
Mevius widersprach dieser Darstellung und nannte finanzielle Gründe. Friedmans Honorar sei deutlich höher als bei Lesungen von Schriftstellern dort üblich. Eine Vertreterin des Fördervereins des Literaturhauses entgegnete, die Kosten würden nicht von der Stadt, sondern von anderen Trägern übernommen.
«Begründung erscheint vorgeschoben»
Die Begründung, man habe Angst vor Störungen durch Rechtsextremisten und könne nicht die Sicherheit garantieren, erscheine vorgeschoben bei einer Veranstaltung, die erst in über einem Jahr stattfinden soll, kritisierte der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung. «Um weiteren Imageschaden abzuwenden, sollte der Beschluss im eigenen Interesse rasch rückgängig gemacht werden», forderte Felix Klein.
Ein vorauseilendes Zurückweichen staatlicher Stellen vor Demokratiefeinden richte sich gegen die grundlegenden Werte unserer Gesellschaft, erklärte Klein. Dabei sei es unerheblich, dass der betroffene Redner Michel Friedman jüdischen Glaubens ist. «Es bleibt der Gemeinde unbenommen, zu gegebener Zeit eine Gefährdungsanalyse durch die zuständigen Sicherheitsbehörden einzuholen», sagte der Antisemitismusbeauftragte.