Warum Fans Bindungen zu Stars entwickeln
Autor: Shireen Broszies, dpa
, Samstag, 15. November 2025
«Swifties», «Stans» und Co.: Warum können Fans sich Stars so nah fühlen, obwohl sie diese nicht kennen? Welche Effekte solche Bindungen auslösen - und was soziale Medien damit zu tun haben.
Als Kim Niehaus in der Schulzeit Taylor Swift für sich entdeckt, wird sie dafür belächelt. «Wenn du mit einem Taylor-Swift-T-Shirt in den Klassenraum gekommen bist, war das ultra peinlich», erinnert sie sich. Trotzdem bleibt sie Fan - und schwänzt sogar zwei Stunden Englischunterricht, um rechtzeitig zum Konzert nach Köln zu kommen.
Heute, Jahre später, spricht die Influencerin darüber, wie stark Fankultur Gemeinschaft stiften kann. Egal ob bei Swift, K-Pop-Stars oder deutschen Bands wie Tokio Hotel: Superfans rücken in letzter Zeit verstärkt ins Bewusstsein. Sie geben Anlass, darüber nachzudenken, was Fan-Sein heute bedeutet.
Woher der Begriff «Stan» für einen Superfan kommt
Extreme Formen der Fankultur werden heute auch mit dem Begriff «Stan» beschrieben. Der Begriff geht laut Medienberichten aus Eminems gleichnamigem Song von 2000 hervor, der eine Fanfixierung als warnende Geschichte inszeniert: Ein Fan schreibt immer wieder Briefe an Eminem, bis seine Fixierung schließlich fatal endet.
Später soll Eminem erklärt haben, dass der Song von echten Erlebnissen inspiriert wurde. Mittlerweile hat sich «Stan» (pl. «Stans») im popkulturellen Sprachgebrauch etabliert und wird neben obsessivem Fanverhalten auch benutzt, um harmlose Begeisterung auszudrücken.
«Parasozialität»: Der Begriff für einseitige Fan-Beziehungen
Psychologen fassen solche Dynamiken auch unter dem Begriff «parasoziale Beziehungen» zusammen, also einseitige Bindungen zwischen einem Fan und einer Medienpersönlichkeit. «Fankultur ist Parasozialität», erklärt die Sozialpsychologin Johanna Degen der dpa.
«Diese Beziehungen können, wie im sonstigen Leben, unterschiedlich stark und emotional gefärbt sein: so gibt es freundschaftliche oder romantische Beziehungen, aber auch Hass-Beziehungen», ergänzt der Medienwissenschaftler Holger Schramm.
Fan-Sein: Mehr als nur Musik
Swiftie Kim Niehaus will das Fan-Dasein entstigmatisieren. Auch, weil sie viel Positives damit verbindet. Über das damalige Konzert sagt sie: «Ich war 16 oder 17, super jung, super unsicher mit mir selbst.» Taylor Swift habe ihre Fans während einer Rede bestärkt, sie selbst zu sein. «Und dass du mehr bist als eine Meinung, die irgendjemand über dich hat, der dich nicht kennt. Das hat mich berührt.»
Für Niehaus war das Fan-Sein nach diesem Erlebnis mehr als nur Musik. «Ich sah all diese anderen Taylor-Fans, die eine gute Zeit hatten, die das cool gefunden haben, was ich gut finde, ohne Vorurteile zu haben», erklärt sie.