Virtuell statt exklusiv - Bayreuther Festspiele starten
Autor: Britta Schultejans, dpa
, Sonntag, 23. Juli 2023
Der «Parsifal» erschließt virtuelle Welten und zwei Frauen stehen am Dirigentenpult. Dafür fehlt jemand, der sonst immer da war. Und der Nimbus der Exklusivität wackelt.
Die Bayreuther Festspiele erschließen neuen Welten. Am 25. Juli startet das Opern-Event auf dem Grünen Hügel mit einer Inszenierung, die es so noch nicht gegeben hat: Der neue «Parsifal» kommt als Augmented-Reality-Version auf die Bühne.
Der US-Amerikaner Jay Scheib, Professor am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT), erzählt die Geschichte der Richard-Wagner-Oper um die Gralsritter und den «reinen Toren» Parisfal mit virtuellen Elementen, die das Geschehen auf der Bühne ergänzen sollen. Sichtbar werden diese mit speziellen AR-Brillen, von denen es aber nur 330 für knapp 2000 Zuschauer gibt.
«Geplant war das Projekt mit 2000 Brillen, infolge eines Wechsels in der kaufmännischen Geschäftsführung ließen sich dann letztendlich 330 Brillen realisieren», sagt Festspiel-Chefin Katharina Wagner im Interview der Deutschen Presse-Agentur. «Die Nachfrage nach den AR-Brillen war deutlich höher, also auch unser Publikum ist neugierig.»
Dass es nicht für jeden Brillen gibt, liegt vor allem daran, dass die ziemlich teuer sind. «Vielleicht finden wir ja einen Sponsor und können es ausbauen», sagt Regisseur Scheib, der schon 2021 für das Projekt «Sei Siegfried» auf dem Grünen Hügel den Drachen virtuell fliegen ließ. «Innovation hat nun mal ihren Preis.»
Wagner für Jüngere
Der teils virtuelle «Parsifal» ist das wohl größte Augmented-Reality-Projekt an einer deutschen Bühne - und eins, das Signalwirkung haben könnte, weil es nunmal Bayreuth ist.
Aus Sicht von Ulrike Kolter, Chefredakteurin des Theatermagazins «Die Deutsche Bühne», fügt sich das Projekt gut ein in die jüngeren Entwicklungen auf dem Grünen Hügel: «Das Ganze passt natürlich zu der Richtung, die Katharina Wagner seit ein paar Jahren eingeschlagen hat, um das Haus zukunftsfähig aufzustellen und auch ein jüngeres Publikum zu erschließen.»
Das versuchen die Festspiele, die in diesem Jahr von besonders vielen Sänger-Ausfällen getroffen wurden, auch mit einem Open Air am Vorabend der großen Eröffnung, seit Jahren mit Kinderopern und in diesem Jahr auch noch mit dem Angebot «Wagner für Anfänger» - günstigeren Tickets für junge Leute.