Ulrike Demmer zur neuen RBB-Intendantin gewählt
Autor: Anna Ringle und Thomas Struk, dpa
, Freitag, 16. Juni 2023
Der krisengebeutelte RBB bekommt eine neue Senderspitze. Die frühere stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer soll die ARD-Anstalt in die Zukunft führen.
Rund ein Jahr nach Bekanntwerden des Skandals im Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) ist die frühere stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung, Ulrike Demmer, als einzig verbliebene Kandidatin zur neuen Intendantin gewählt worden. Der Rundfunkrat der ARD-Anstalt stimmte nach mehreren Wahlgängen in Potsdam für die 50-Jährige als Nachfolgerin von Interims-Chefin Katrin Vernau. Sie tritt das Amt spätestens am 15. September an.
Demmer sei mit der notwendigen Zwei-Drittel-Mehrheit von 24 anwesenden Rundfunkratsmitgliedern gewählt worden, teilte der RBB mit. Es gab 16 Ja-Stimmen. Der insgesamt 30-köpfige Rundfunkrat, der nicht komplett anwesend war, ist eines der beiden Kontrollorgane des öffentlich-rechtlichen RBB. Die frühere Vodafone-Managerin Heide Baumann, die zunächst als Gegenkandidatin zur Wahl stand, hatte nach zwei Wahlgängen ihre Kandidatur zurückgezogen.
Demmer, die für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt wurde, muss ein 49-Millionen-Einsparprogramm umsetzen und die Folgen des Skandals um Vetternwirtschaftsvorwürfe gegen Ex-Intendantin Patricia Schlesinger weiter aufarbeiten. Es gilt, das angekratzte Image des Senders wieder zu stärken.
Zu große Nähe zur Politik?
Demmer war von 2016 bis 2021 stellvertretende Sprecherin der vergangenen schwarz-roten Bundesregierung von Angela Merkel (CDU) und wurde von der SPD-Seite damals in den Kreis der Regierungssprecher geschickt. Darauf angesprochen, dass durch ihren Regierungsjob der Verdacht aufkommen könnte, dass öffentlich-rechtlicher Rundfunk und Politik zu nah miteinander verbandelt sein könnten, verwies Demmer auf ihre überwiegende berufliche Karriere in den Medien. Sie war unter anderem Journalistin für den «Spiegel», das ZDF und auch für Radioeins beim RBB.
«Ich war vorher 20 Jahre Journalistin, ich habe kein Parteibuch, ich habe nie eins gehabt», sagte die 50-Jährige vor Journalisten nach der Wahl. «Ich fand das einen sehr bereichernden Ausflug auf die andere Seite, ich habe da viel gelernt und bereue das insofern auch nicht, stehe aber ganz sicher für kritischen und unabhängigen Journalismus. Der RBB ist staatsfern und unabhängig und soll auch staatsfern und unabhängig berichten. Das wird mit mir als Intendantin auch so bleiben.»
Schrumpfende Kandidatenliste
Der Wahl ging ein eigentümlicher Wirbel um die Kandidatenliste voran, und das gesamte Bewerbungsverfahren wurde zunehmend zu einer Debatte um die Frage, wie hoch Spitzengehälter im öffentlich-rechtlichen Rundfunk sein dürfen.
Vor Heide Baumann am Freitag hatten sich schon zwei weitere Bewerber zurückgezogen. Zunächst hatte Juliane Leopold, die Chefredakteurin Digitales von ARD-aktuell («Tagesschau», «Tagesthemen») ist, abgesagt.