Überwindet Deutschland seine Nine-to-five-Kultur?
Autor: Gregor Tholl, dpa
, Montag, 29. Sept. 2025
Geöffnet nur bis 17.00 oder 18.00 Uhr: Das ist oft noch Standard bei Museen. Für viele Berufstätige ist ein Besuch so kaum zu schaffen, höchstens am Wochenende. Doch es tut sich was.
Deutschlands öffentliche Museen gelten vielen als behäbige «Nine to five»-Institutionen, die also nur von 9.00 bis 17.00 Uhr geöffnet haben - oder auch mal 18.00 Uhr. In der Regel wird das nicht positiv bewertet, eher nach dem Motto: Da arbeiten Menschen, die um Punkt fünf oder sechs Feierabend machen und denen es egal ist, dass es sehr viele Menschen gibt, die erst danach kommen könnten.
Doch das ist natürlich ein Klischee. Langsam, aber sicher wird die Museumslandschaft hierzulande - wortwörtlich - offener.
Jüngere schätzen flexiblere Zeiten
«Dass sich Freizeitaktivitäten zunehmend in den Abend verlagern und wir – die Museen – große Konkurrenz haben, ist ja eigentlich nichts Neues», sagt Judith Hartstang vom Sprengel Museum Hannover. «Gerade jüngere Zielgruppen schätzen flexiblere Zeitfenster.» Darauf reagiere man mit mehr Zugänglichkeit.
Das Sprengel Museum hat für seine derzeitige Kunstausstellung «Niki. Kusama. Murakami. Love You for Infinity», die sehr Instagram-tauglich ist, extra seine Öffnungszeiten verlängert: viermal in der Woche bis 20.00 Uhr. Das bedeute mehr Personalbedarf, lohne sich aber, um das Publikum zu erreichen, sagt Hartstang.
Vorreiter bei ausgedehnteren Öffnungszeiten scheinen privatwirtschaftlich geführte Häuser zu sein wie etwa das DDR-Museum in Berlin-Mitte (täglich 9.00 bis 21.00 Uhr) oder auch die boomenden Lichtspiel-Spektakel zum Eintauchen, die zahlreichen immersiven Ausstellungen zu verschiedenen Themen.
Mehr als 100 Millionen Menschen strömen jährlich in deutsche Museen
Über mangelnde Nachfrage können sich Museen und Ausstellungshäuser jedenfalls hierzulande kaum beschweren. Nach wie vor werden jedes Jahr bei ihnen weit mehr Menschen gezählt (zuletzt rund 106 Millionen Besuche laut Museumsbund) als in den Theatern (zuletzt 20 Millionen Zuschauer laut Bühnenverein) oder in den Fußballstadien der Bundesliga-Vereine (11,8 Millionen Fans in der Saison '24/'25).
Viele Museen haben montags Ruhetag, manche auch dienstags. Einige Museen sind fast nie zu oder nur an ein paar Feiertagen im Jahr, darunter Weihnachten oder etwa wie das Jüdische Museum Berlin an Jom Kippur (2025 am 2.10.).