ZDF-Doku zeigt dramatische Flucht einer jungen Frau vor ihrem Mann: "Wenn er sie erwischt ..."
Autor: Friederike Hilz
, Dienstag, 25. November 2025
Frauen und Mädchen werden überdurchschnittlich oft Opfer von häuslicher Gewalt. Besonders auf dem Land finden sie kaum Unterstützung. Eine 37°-Reportage begleitet Sozialarbeiterin Miriam Peters, die das ändern will. Mit ihrer mobilen Beratungsstelle steht sie Frauen bei - und hilft bei der Flucht.
Mit zitternden Händen wischt sich eine junge Frau die Tränen aus dem Gesicht. Nur mit einem kleinen Koffer und der Kleidung, die sie trägt, wagt sie die Flucht vor ihrem gewalttätigen Partner. Hilfe bekommt sie dabei von Sozialarbeiterin Miriam Peters. Die 35-Jährige und ihre "Land-Grazien" sind im ländlichen Schleswig-Holstein oft die einzige Anlaufstelle für Betroffene.
In der 37°-Reportage "Tatort Land: Rettung aus häuslicher Gewalt" begleitet das ZDF Peters bei ihrer Arbeit. Eins wird dabei schnell klar: Es fehlt beim Schutz vor häuslicher Gewalt auf dem Land an allen Ecken und Enden.
Laut BKA wurden 2023 insgesamt 360 Frauen Opfer eines Femizids. 155 von ihnen wurden von ihrem Partner oder Ex-Partner umgebracht. Gleichzeitig fehlen in Deutschland jährlich 14.000 Frauenhausplätze, erklärt Peters. Sie gründete vor fünf Jahren die mobile Beratungsstelle "Land-Grazien". Das Projekt finanziert sich aus Spenden und privaten Fördermitteln. Die mangelnde Unterstützung der Politik macht die Sozialarbeiterin wütend: "Die Frauen werden systematisch vergessen. Und vor allem die Frauen, die hier in den ländlichen Regionen leben."
"Wenn er sie erwischt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass er sie heute töten wird"
Mit ihrem Beratungsmobil fährt Peters zu den Opfern, bietet Gespräche und Unterstützung überall dort an, wo die Frauen sie brauchen - und der Kontrolle ihres Partners zumindest kurzzeitig entkommen können. Wenn Reden nicht mehr reicht, hilft Peters, wie etwa bei der jungen Frau, auch bei der Flucht.
"Es geht heute um Leben und Tod", weiß sie. "Wenn er sie erwischt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass er sie heute töten wird. Oder zumindest so zurichten wird, dass sie sich nie wieder trauen wird zu gehen", erklärt die Sozialarbeiterin angespannt. Ersteres konnte sie in einem Fall gerade noch verhindern, erzählt Peters später. Nach langem Warten habe sie die Polizei gerufen - zum Glück: Als die Beamten eintrafen, würgte der Mann seine Frau bereits.
Auch dieses Mal wartet sie lange in ihrem Auto am vereinbarten Treffpunkt. Gedanken wie, "Ist jetzt wieder was passiert zu Hause?" oder "Geht heute alles gut?" schießen ihr durch den Kopf.
Flucht vor dem gewalttätigen Partner: "Wenn ich diesen Zug verpasse, dann wars das für mich"
Über eine Stunde warten Peters und die Kameras auf die junge Frau. Endlich kommt sie über die Straße zum Auto gerannt. Dann, erklärt die Sozialarbeiterin, funktioniere sie erst einmal. Sie drückt aufs Gas und hat die Umgebung genau im Blick: "Werden wir verfolgt? Fährt irgendjemand neben uns? Fährt irgendjemand hinter uns?"