Druckartikel: "Wer wird Millionär?"-Moderator beleidigt: Ist Jauchs Sendung kein "Bildungsfernsehen?"

"Wer wird Millionär?"-Moderator beleidigt: Ist Jauchs Sendung kein "Bildungsfernsehen?"


Autor: teleschau - Michael Eichhammer

, Montag, 20. Oktober 2025

Ein weiblicher Joker hatte die Lacher auf seiner Seite: Die Antwort auf die Quizfrage habe sie auf einem anderen Sender gelernt - im "Bildungsfernsehen". Jauch spielte beleidigt. Mit einem Kandidaten hatte er zudem einen gemeinsamen berühmten Bekannten.


Max Oehl aus Stuttgart ist Journalist und Radiomoderator beim SWR. "Und dürfen bei so einem kommerziellen Sender wie RTL einfach antreten?", erkundigte sich Günther Jauch zur Begrüßung. Der Kandidat bejahte: "Wir sind ja freie Menschen." Mitgebracht hatte er einen Glücksbringer, den der Vater seiner Frau spendiert hatte. Jauch wollte wissen, ob das Mitbringsel Max Oehls Gattin oder ihm Glück bringen solle. "Auch mir, denn wenn die Frau Glück hat, bin ich ja auch glücklich", erwiderte der Kandidat. "Die Schleimspur ist gelegt", kommentierte der Moderator bissig.

2.000 Euro wert: "Bei welcher Partie im TV hätten sich die alten Römer beim Blick auf die Spielstandsanzeige kurz gewundert, warum es 54 zu 1.101 steht?" CHE - ARS, ARS - LIV, LIV - MCI, MCI - CHE? Der Kandidat tendierte zu Antwort C, zog aber den Publikumsjoker hinzu. 99 Prozent der Studiogäste votierten ebenfalls für diese Antwort. "Sind die jetzt alle doof oder sehr schlau?", dachte Max Oehl laut, was mit einem verhaltenen Lachen im Saal quittiert wurde. "Sie folgen Ihnen blind", lachte der Moderator. Welche der beiden Deutungen auch immer die richtige war: Die Antwort erwies sich als korrekt.

Nach der 4.000er-Marke stellte sich im Smalltalk heraus, dass Max Oehl einen prominenten Freund und Kollegen des Moderators kennt: Thomas Gottschalk. In der Coronazeit sollte dieser einmal von Zuhause aus senden, während Oehl als Techniker vor Ort fungierte. "In Tracht und mit Sepplhut" habe die TV-Legende ihn auf einer Apfelwiese begrüßt. Die Sendung wurde dort von Liegestühlen aus moderiert, während beide von Gottschalks jetziger Gattin mit Schnittchen verköstigt wurden. "Das war surreal, aber es ist passiert", so das Fazit des Kandidaten. Jauch ist enger Vertrauter von Gottschalk, doch selbst er musste zugeben: "Die Geschichte kannte ich noch nicht."

"Bei RTL+ gesehen? Deshalb ist da das Plus"

8.000 Euro wert: "Den im Juni verstorbenen Günther Uecker bezeichnete man aufgrund seiner markanten Werke häufig als ..." Nagelkünstler, Zangenmeister, Dübelexperten, Kettensägenviruosen? Der weibliche Telefonjoker riet zu Recht zu A.

Die 32.000-Euro-Frage sorgte für den Eklat. "Wobei setzen Arztpraxen auf die Kompetenz sehbehinderter Frauen, die zu sogenannten MTUs ausgebildet sind?" Hörtest, Brustkrebsfrüherkennung, Tanztherapie, Geburtsvorbereitung? Eine Frau aus dem Publikum sollte als Zusatzjoker helfen. Sie war zu 100 Prozent sicher: Brustkrebsfrüherkennung, da sie einen Bericht dazu im TV gesehen habe. "Anderer Sendung - Bildungsfernsehen", stichelte sie. Jauch schaute wenig begeistert, während das Publikum laut lachte. In gespielter Gekränktheit orderte er augenzwinkernd: "Die Dame darf sich setzen. Sie dürfen nochmal jemand anderen nehmen." Dann lachte er. "Bei RTL+ gesehen? Deshalb ist da das Plus", versuchte der Moderator den Sender scherzhaft als Bildungsfernsehen zu verkaufen.

Der Kandidat folgte dem Tipp und legte nach der Liebeserklärung an seine Frau eine weitere "Schleimspur", wie Jauch sagen würde: "Hier lernt man ja auch was." Die Antwort war richtig.

Ohne Unterstützung von Bildungsfernsehen-Konsumenten aus dem TV-Bildungsbürgertum sollte Max Oehl für 64.000 Euro wissen: "Bei welchem Lebensmittel werden - dem Aussehen entsprechend - die drei Varianten Blau, Grau und Weiß unterschieden?" Holunderbeeren, Mohn, Zwetschgen, Gorgonzola? Der Kandidat kapitulierte und gab sich mit 32.000 Euro zufrieden. Richtig gewesen wäre "Mohn".

So schlugen sich die anderen Kandidaten

Vom Überhangkandidaten Torben Löw aus Dettingen in Baden-Württemberg erfuhr man, dass er laut Günther Jauch ein "seltsames Hobby" hat. Er hält Ameisen als Haustiere. Seine mitgereiste Mutter war davon wenig begeistert. "Wäre Ihnen lieber, dass er Briefmarken sammelt?", erkundigte sich Jauch bei ihr. Sie nahm es mit einem Lächeln. Torben Löws erste Frage an dem Abend war die 2.000er-Hürde. Er ging mit 8.000.

Laura Voß aus Köln absolviert laut Jauch "ein Wahnsinnsstudium", das "irre schwer" sei und eine Durchfallquote von 50 Prozent habe. Die Rede war von dem BWL-Bereich Accounting and Taxation. Dann fügte er an: "Ich will Sie auch gar nicht verschrecken. Bei uns ist ja alles ganz einfach." Tatsächlich erwies sich der TV-Auftritt als einfacher denn ein Steuerberater-Abschluss: Laura Voß ging mit 32.000 Euro.

Nathalie Schön aus Bad Nauheim in Hessen erspielte die gleiche Summe. Silke Hellwinkel aus Weinheim in Baden-Württemberg darf kommenden Montag um 4.000 Euro weiterspielen.