Während ARD-Dreharbeiten erkennt Unternehmer, "dass uns auch von außen keiner hilft"
Autor: Franziska Wenzlick
, Mittwoch, 17. Dezember 2025
Der deutsche Mittelstand hat ein hartes Jahr hinter sich. In der neuen ARD-Doku "Wirtschaft im Stresstest" sprechen Unternehmerinnen und Unternehmer offen darüber, wie es ihnen in den vergangenen Monaten erging. Auch Wirtschaftsministerin Katherina Reiche äußert sich.
Ein leichtes Jahr war es nicht, da sind sich in der ARD-Doku "Wirtschaft im Stresstest - Ein Jahr unter Mittelständlern" alle einig. Über Monate hinweg wurden Unternehmerinnen und Unternehmer im Rahmen der Dreharbeiten begleitet. Als sie am Ende des Films das Jahr 2025 in Schulnoten bewerten sollen, schwanken die Ergebnisse zwischen 2 minus und 4 minus: "Chaotisch" nennen es die einen, "aufregend" die anderen.
Eine große Rolle für sie alle spielte Donald Trump, der die Weltwirtschaft mit seinen Zöllen ins Chaos gestürzt hat. "Für das, was Trump da abzieht, findet man eigentlich gar keine Worte mehr", sagt eine Mitarbeiterin des Maschinenbaubetriebs Greif-Velox. Dessen Geschäftsführer Sebastian Pohl erklärt: "Das ganze Businesskonzept ist darauf ausgelegt, dass wir exportieren." Sein Unternehmen führe er deshalb aktuell "auf Sicht".
Wegen Trump: Planbarkeit "nicht mehr gegeben"
"Die Planbarkeit von früher ist nicht mehr gegeben", sagt auch Andreas Kraut. Doch es ist nicht nur die US-Politik, die den CEO vom Waagen-Hersteller Bizerba beschäftigt. Zu Beginn der Dreharbeiten im Frühjahr ist Kraut auch skeptisch, ob die neue Regierung das halten wird, was sie verspricht. "Fallen die Energiepreise wirklich? Wann passiert es überhaupt?", fragt er sich. "Wie sind die Arbeitsbedingungen in Deutschland, um hier auch zu bleiben?"
Aus dem Off hört man im Film einige wenige Male markante Ansagen des Bundeskanzlers Friedrich Merz. Unter anderem jene, dass man den Aufschwung schon im Sommer 2025 spüren werde. Die Filmemacher konfrontieren Wirtschaftsministerin Katherina Reiche mit diesem Satz. Diese spricht im Interview davon, dass auch Motivation Teil von Wirtschaftspolitik sei. "Insofern war es richtig, ein positives Bild und Optimismus in den Raum zu stellen - weil unser Land ja viel kann", resümiert sie.
Zudem hält die CDU-Politikerin zu viel Intervention für kontraproduktiv. "Wenn ich einen Staat habe, der mir jedes Risiko wegnimmt, ist meine unternehmerische Entscheidung oft von weniger Risiko geprägt", glaubt sie. "Das hindert Wachstum und das hindert übrigens auch einen Unternehmergeist, der schon immer darauf angelegt war, dass man auch mal scheitern kann, dass was schiefgehen kann."
Vorsichtiger Optimismus - ohne Grund?
Das scheinen viele der im Film befragten Mittelständler ähnlich zu sehen. Man habe sich "auf die Fahne geschrieben", nicht zu jammern, erklärt etwa Daniel Jeschonowski vom Porzellan-Produzenten Kahla. Gründe dafür gäbe es genug: hohe Energiepreise, zu viel Regulierung und Bürokratie, immer mehr starke Konkurrenz aus dem preiswerter produzierenden Ausland. Und doch: Im Herbst gibt sich Jeschonowski "bescheiden optimistisch" - auch, "weil die Mitarbeiter uns jeden Tag hier zeigen, dass sie das auch wollen". Vor allem aber habe er erkannt, "dass es kein Wunder gibt und dass uns jetzt auch von außen keiner hilft".
Auch Simone Mosca vom Packaging-Spezialisten Mosca bemerkt gegen Ende des Jahres "einen ganz leichten Aufschwung". Vor der Wahl sei "viel versprochen" worden, merkt die Maschinenbauerin an, räumt aber auch ein: "Ich glaube jedem ist klar, dass man nicht in den ersten 100 Tagen alles verändern kann."