Verstörende Schilderungen in "Freierforen" entsetzen ZDF-Reporterin: "Schwer zu ertragen"
Autor: Teleschau
, Dienstag, 25. November 2025
Zwangsprostitution ist in Deutschland strafbar. Und doch werden auch hierzulande Frauen gegen ihren Willen zur Sexarbeit gezwungen. Die Polizei geht mit Kontrollen und Einsätzen dagegen vor - doch nicht immer reichen die Beweise aus. Wie tragisch dies enden kann, zeigt der Fall von "Nadja".
ZDF-Journalistin Sarah Tacke sitzt in einer Koblenzer Wohnung drei jungen Frauen gegenüber. Sie stammen aus Rumänien, sprechen alle Deutsch, ihre Gesichter sind unkenntlich gemacht. Wie alt sie sind, will die Journalistin wissen. 23, 26 und 19 antworten die Frauen.
Tacke wirkt betroffen: "Sie wirken auf mich sehr jung." Und nicht nur das: Tacke ist sich beinahe sicher, dass die drei Frauen Opfer von Zwangsprostitution sind. Für die ZDF-Doku "Gefangen im Rotlicht - Verkaufte Frauen" begleitet sie die Beamten aus Koblenz bei dem Kontrolleinsatz - und wird erfahren, wie fatal Fälle von Zwangsprostitution für Frauen enden können.
Die Polizei ist zuvor durch einen Undercover-Einsatz auf die Wohnung gestoßen. Ein Beamter gab sich als Freier aus, vereinbarte einen Termin mit einer der Frauen. Als er in der Wohnung eintrifft, folgen ihm weitere Beamte. Die Frauen werden kontrolliert, die Wohnung durchsucht.
Nur 500 Meter von Polizeistelle entfernt: Für "Nadja" kam jede Hilfe zu spät
Die Rumäninnen beteuern, freiwillig ihre Dienste anzubieten. Bei den Männernamen, die sie auf den Hals tätowiert tragen, handele es sich lediglich um ihre Brüder, so heißt es. Beweise, dass die Frauen zu der Arbeit gezwungen werden, können die Beamten an diesem Abend nicht feststellen. Wie wichtig diese Einsätze dennoch sind, zeigt der Fall von "Nadja" im November 2023.
In der Nacht auf den 22. November 2023 erreicht die Polizeileitstelle in Koblenz ein Notruf. Eine 31-jährige Frau ist bewusstlos und benötigt dringend medizinische Hilfe. Der Ort des Geschehens: eine Wohnung, keine 500 Meter von der Polizeileitstelle entfernt. Die Frau wird schwerverletzt in ein Krankenhaus gebracht, doch dort können die Ärzte nur noch ihren Tod feststellen. Für die 31-jährige Bulgarin, die "Nadja" genannt wird, kam jede Hilfe zu spät.
Um einen tragischen Unfall handelte es sich jedoch nicht. Vielmehr wurde die junge Frau in der winzigen Einzimmerwohnung zur Prostitution gezwungen und zu Tode gequält. Bei der Obduktion wurden Verbrühungen, Verbrennungen, Hautschnitte, Hautabschürfungen und "ganzes Gewebe, was gefehlt hat", festgestellt.
"In meinem ganzen Leben habe ich so etwas noch nicht gesehen"
Sarah Lehmann von der Mordkommission Koblenz erinnert sich: "Die Haare waren abrasiert und es war ein Narbengewebe am Kopf, was einfach unvorstellbar war." Bei der Frau wurden insgesamt 53 Knochenbrüche festgestellt, zudem sei sie deutlich unterernährt gewesen und habe zum Zeitpunkt des Notrufs nur noch eine Körpertemperatur von 26 Grad gehabt.