Druckartikel: Vegan-Koch treibt bei "The Taste" alle zur Verzweiflung: "Bist du denn wahnsinnig?"

Vegan-Koch treibt bei "The Taste" alle zur Verzweiflung: "Bist du denn wahnsinnig?"


Autor: Rupert Sommer

, Mittwoch, 12. November 2025

Es ist der Abend, an dem nur ganz wenige "The Taste"-Talente jubeln - und die Coaches verzweifeln: Ricky Saward, der erste Sternekoch Deutschlands, der ausschließlich vegan kocht und auf Gewürze verzichtet, quält die Teams mit hohen Anforderungen - und mit Zutaten, die er selbst verabscheut.


Ricky Saward, 1989 in Borken geboren und Küchenchef im Frankfurter Vegan-Restaurant "Seven Swans", ist ein Mann mit Humor - und einer diebischen Freude daran, seine Mitmenschen ein wenig zu provozieren. Immer wieder kichert der 36-jährige Sohn einer Waliserin und eines Westfalens hintersinnig, wenn er vor den "The Taste"-Teilnehmern steht.

Und natürlich freut es ihn, dass ihn Star-Coaches wie Tim Raue oder Elif Oskan, die schon in seinen mit einem Michelin-Stern prämierten Gourmet-Tempel zum Essen pilgerten, offen bewundern. Aber so richtig leicht machen möchte er es eben weder den Kollegen noch den großteils jungen, aufgeregten Koch-Talenten.

Steffen Henssler mault: "Ich will nicht so viel nachdenken, was ich nicht benutzen darf"

In der Sache ist Saward von sich und seinem Tun, dem Vegan-Kochen, komplett überzeugt. "Das Thema wird immer größer, immer wichtiger", glaubt er. "Vegan kann so viel mehr." Allerdings: Können muss man es eben. Und auch den strengen Regeln, die man im "Seven Swans" hochhält, müssen sich die "The Taste"-Teilnehmer beugen: "Keine Gewürze in unserer Küche", ist eine der Maximen, die dem Gast-Coach der vierten Folge der neuen Staffel heilig sind.

Außerdem schätzt er heimische Zutaten, die auch wirklich in Deutschland wachsen - sowie ein hohes Maß an Einfallsreichtum, um in einer Küche, die komplett auf Fleisch- oder Milchprodukte verzichtet, geschmackliche Tiefe zu erzeugen. Steffen Henssler wirkt zunächst alles andere als begeistert, als er den neuen "Chef" im SAT.1-Kochstudio besser kennenlernt. "Ich will nicht so viel nachdenken, was ich nicht benutzen darf", mault der Team-Coach.

"Ich finde die Aufgabe, vegan zu kochen, ganz, ganz großartig"

Und Alexander Herrmann? Der Oberfranke wirkt fast schockiert. "Ich habe Angst - Panik", stammelt er. So richtig dämpft der Gast die Nervosität dann auch nicht - im Gegenteil. Er kündigt extrem harte Aufgaben an - mit "vier Gemüsesorten, die mich zur Weißglut bringen", sagt Ricky Samar. Na also: Er schätzt es offenbar, selbst zu leiden - und andere schwitzen zu sehen!

Tatsächlich haben es die Zutaten für das Teamkochen diesmal in sich, weil die Gemüsesorten ebenso banal wie kapriziös wirken: Zucchini (fürs Team von Steffen Henssler), Fenchel (Team Alexander Herrmann), Staudensellerie (für die ambitionierte Truppe von Tim Raue) sowie Spitzkohl für Elif Oskans Schüler.

Die Köchin aus der Schweiz ist allerdings glücklich: "Ein richtig schönes Gemüse!" Ob das allerdings ihre Schützlinge auch so sehen? Chef-Chaot Viktor aus dem Elif-Team wirkt ziemlich rat- und planlos (wie meistens). Allerdings sieht man Nicole, die selbst gerne vegan kocht, ihre Freude an. Ricky Saward ist einer ihrer Helden. Natürlich möchte sie ihn beeindrucken. Und auch Jenny, die nach ihrem Beinahe-Aus in der Vorwoche von Elif "gerettet" wurde, wirkt zufrieden. "Ich finde die Aufgabe, vegan zu kochen, ganz, ganz großartig", sagt sie.

Steffen Henssler muss eine harte Entscheidung treffen

Und schon flattern allseits die Nerven - selbst bei Typen, die sonst wenig aus der Ruhe bringt. So kommt etwa Criss, den sein Coach Steffen Henssler immer ehrfurchtsvoll den "Capitano" nennt, nach anfänglicher Vegan-Begeisterung ins Schlingern. Henssler schmeckt immer mal wieder ab, urteilt dann aber hart: "Mit jedem Mal wurde der Löffel schlechter."

Letztlich landen die vier Löffel von Sandra (Henssler-Team), Nicole (Elif Oskan), Cyrill (Alexander Herrmann) und Anne ("der beste Löffel", schwärmt Tim Raue) auf dem länglichen Präsentierteller für den Gast-Juror. Ricky Saward lälsst sich ewig nicht in die Karten schauen und treibt bei allen Beteiligten den Pulsschlag hoch. Als Siegerin der ersten Runde kürt er Anne aus dem Raue-Team. Und der schlechteste Löffel? Der stammt aus der Crew von Steffen Henssler.

Damit hat der "The Taste"-Neuzugang die Qual der Wahl, die ihm sichtlich schwerfällt. "Tut mir im Herzen weh", sagt Henssler, meint aber auch: "Ich muss an alle denken." Und dann wählt er den sympathischen, selbstbewussten Schnauzbartträger aus. Toni muss die Showreihe verlassen! Bitter für ihn: Alexander Herrmann hätte theoretisch den Rettungs-Buzzer drücken können, tut das aber nicht.

Entscheidungskochen mit Ekel-Zutaten

Kein Wunder, dass beim Solo-Kochen die Ängste immer größer werden - vor allem, weil Ricky Saward wieder einen seiner latent sadistischen Scherze macht. Er gibt mit Kichererbsen, Tofu und Salat drei Zutaten an, die immer wieder klischeehaft mit der Vegan-Küche in Verbindung gebracht werden. "Dinge, die ich nicht verwenden würde", meint der Sternkoche abfällig. Ja, was denn nun?

Allerdings: Zumindest ein Großteil der Talente wächst an den kniffligen Herausforderungen. Bei der Begutachtung durch die vier Coaches hört man immer wieder Begeisterungsrufe. Tim Raue macht tänzelnde Bewegungen, bei ihm ein sicheres Zeichen für Euphorie. Doch nach einer überraschend starken Runde von vielversprechenden Blindverkostungen flaut die Stimmung merklich ab. "Wir haben extrem stark begonnen", bilanziert Alexander Herrmann, "und dann schwer nachgelassen."

In der Schluss-Kür kann sich dann die Mehrheit auf einen Koch einigen - Leo, den jungen Mann mit den italienischen Wurzeln aus dem Team von Alexander Herrmann. Leo sammelt drei goldene Sterne ein, die dann auch gleich an seine Kochschürze geheftet werden. "Lecko mio", hatte Steffen Henssler schon bei der Blindverkostung gejubelt.

Und die "Verlierer"? Mit Nicole und Mike mussten gleich zwei Mitglieder aus der Elif-Truppe ins gefürchtete Bewährungskochen, wo sie auf Alfred aus dem Tim-Raue-Stall treffen. Letzterer erlebt eine Art von Live-Folter, was nicht nur an den bizarren Zutaten liegt, die erneut Ricky Saward eingefordert hatte. Man soll mit fermentiertem schwarzem Knoblauch, mit schwarzen Walnüssen oder gleich mal mit schwarzen, weil lange eingekochten Kiefernzapfen kochen. Hä?

"Bist du denn wahnsinnig?", brüllt Tim Raue

"Ich hab mal Kiefernzapfen gegen den Kopf bekommen", scherzt Mike. "Ich weiß nicht, was man damit kochen kann." Alfred wirkt noch ratloser. Ihm bleibt aber keine Zeit zum Grübeln. Sein Chef Tim Raue führt ihn am ganz kurzen Zügel, kommandiert ihn forsch herum und schimpft Alfred immer wieder lautstark aus. "Bist du denn wahnsinnig?", brüllt der Coach sogar. Den Beobachtern - darunter auch den drei anderen Coaches - tut Alfred, der zweite sympathische Schnauzbartträger der Reihe, richtig schnell leid.

Nicht viel besser läuft's am Schluss. Da meint zwar Ricky Saward voller Anerkennung: "Jeder Löffel war eine Offenbarung." Doch Alfreds Löffel verliert. Tim Raue muss den Bayern vom Ammersee nach Hause schicken. Und Alfred kämpft mit den Tränen.

Doch dann entdeckt Alexander Hermann doch noch den Buzzer. Er holt Alfred mit der Joker-Funktion in sein Team. "Aus Freudentränen wurden auf einem Freudentränen", freut sich der "Gerettete". Noch mal gut gegangen!

Quelle: teleschau – der mediendienst