"Jetzt wird's uns zu bunt!": Als Thorsten Frei von Schwarz-Rot schwärmt, hat Maybrit Illner genug
Autor: teleschau - Doris Neubauer
, Freitag, 25. Juli 2025
Die Umfrage-Werte für die Koalitionsparteien sind schlecht wie nie. Rot-Schwarz streiten sich öffentlich über Lappalien. Die Menschen gucken kritisch auf die Regierung. Vor der TV-Sommerpause stellt Maybrit Illner die Gretchenfrage: Wann klappt es endlich mit dem angekündigten Stimmungsaufschwung?
Geht es nach Kanzleramtsminister Thorsten Frei (CDU) hätte es der Sommer des Stimmungsaufschwungs sein können. Maybrit Illner konnte sich darüber nur wundern: "Der Sommer unseres Missbehagens?", warf die Moderatorin in ihrer letzten Sendung vor der Sommerpause scharfzüngig ein. Darin fragte sie, ob die Koalition angesichts von "Streit statt Aufbruch" die Kurve kriegen werde.
"Nein, der war schon", wollte sich der Politiker nicht mit der Ampelkoalition in einen Topf werfen lassen. Es hätte zwar "ein - zwei Stockfehler" gegeben, musste er zugeben. Aus denen würde sich aber die Koalition "gut und verantwortungsvoll und vertrauensvoll herausarbeiten", betonte er und wurde fast schon pathetisch: Rot-Schwarz sei die "bestmögliche Koalition", die "daraus das best Mögliche mache". Seiner Ansicht nach gebe es allen Grund für Optimismus.
"Jetzt wird's uns zu bunt", konnte Maybrit Illner damit so gar nichts anfangen.
Bauministerin Verena Hubertz (SPD): "Ich teile Herrn Wissings alarmistische Art nicht"
Solche Kommentare und selbst ungläubige "Ui"-Rufe der Moderatorin hielten aber weder Frei noch Verena Hubertz (SPD-Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen) davon ab, sich im Laufe der Sendung mit Zuversichtsbekundungen zu überschlagen. Beide hätten sichtlich lieber über erfolgreich beschlossene Maßnahmen im Bereich der Migration, der Energie- und Strompreise oder im Wohnungsbau gesprochen, wurden aber von Illner immer wieder vertröstet: "Dazu kommen wir gleich", meinte sie und bohrte in den offenen Wunden - oder den Stockfehlern, wie Frei sie genannt hatte. Allen voran ging es um den Streit über die Wahl der SPD-Kandidatin Frauke Brosius-Gersdorf an den Bundesverfassungsgerichtshof, der vor der Sommerpause nicht beendet und weiter öffentlich ausgetragen werde.
"Wir atmen jetzt mal durch", bemühte sich Hubertz um Deeskalation und war sich mit Frei einig, dass man nach der Sommerpause eine Lösung finden müsse. Dass die Regierung daran scheitern könnte, wie der Jurist und ehemalige FDP-Politiker Volker Wissing gewarnt hatte, wies sie von sich: "Ich teile Herrn Wissings alarmistische Art nicht."
"Es wäre verantwortungslos", konnte sich das auch Robin Alexander (stellvertretender Chefredakteur "WELT") nicht vorstellen, wunderte sich aber: "Die eigentliche Arbeit ist bewältigt worden, man verhakt sich an Dingen, wo man sagt: Was soll das?"
Illner hat dazu ihre eigene Theorie: Vielleicht seien Teile der Union auf Bundeskanzler Friedrich Merz sauer, hätte dieser doch - Recherchen Alexanders zufolge - sich noch vor der Bundestagswahl beraten lassen, ob man mit der alten Zweidrittelmehrheit mit der Schuldenbremse umgehen könnte. "Hat dieser Bundeskanzler in der Zeit, als er es noch nicht war, seine Partei ausgetrickst und die SPD gleich mit?", zeigte sich Illner an diesem Donnerstagabend in Hochform.