Lauterbach verzettelt sich in Corona-Monolog, da platzt Lanz der Kragen
Autor: teleschau - Doris Neubauer
, Freitag, 11. April 2025
Von Lauterbach über Kekulé bis Streeck: Fünf Jahre nach der Corona-Pandemie begrüßte "Markus Lanz" einige der wichtigsten Covid-Experten von einst in seiner Runde. Die Aufarbeitung bleibe aber "sehr schwierig", stellte der Gastgeber fest - und unterband energisch einen Monolog Karl Lauterbachs.
Karl Lauterbach konnte das Wort schon gar nicht mehr hören: "Killervariante". Vor fast genau drei Jahren hatte der damalige Bundesgesundheitsminister vor einer möglichen Killervariante des Coronavirus im folgenden Herbst gewarnt. Auch wenn er nur im Konjunktiv gesprochen hatte, "hängengeblieben ist: Jetzt spielen die wieder mit der Angst", konfrontierte Markus Lanz am Donnerstagabend den anwesenden SPD-Politiker mit Kritik, die drei seiner weiteren Gäste - Virologe und CDU-Politiker Hendrik Streeck, Epidemiologe Alexander Kekulé und Virologe Jonas Schmidt-Chanasit - geäußert hatten.
"Solche Äußerungen hätten große Auswirkungen, weil das Vertrauen in bestimmte Personen (...) da war", betonte Letzterer die Wichtigkeit der Kommunikation in der Krise, "Herr Lauterbach war ein Bezugspunkt - ihm hat man zugehört." Das sah der Bundesgesundheitsminister ganz anders: "Einzelne Äußerungen haben nicht so viele Leute mitbekommen oder bewegt", meinte der. Vielmehr seien die Leute der Maßnahmen überdrüssig geworden, lautete seine Erklärung dafür, dass die Zustimmung in die Regierung während der Pandemie gekippt sei.
Im Kontext hätten die Leute sehr wohl darauf geachtet, widersprach Kekulé, schließlich habe Lauterbach im Zusammenhang der Impfpflicht von einer Killervariante gesprochen: "Im Konjunktiv, aber als Begründung für die massiven Einschränkungen der Freiheitsrechte." Und in diesem Zusammenhang habe Lauterbach mit Angst gearbeitet, zu einem Zeitpunkt, als Wissenschaftler wie er bereits erklärten, dass es auch eine Welle der Geimpften gäbe und deshalb eine Impfung nur teilweise schütze, lautete Kekulés Vorwurf.
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"Wenn die Politik sagt, das wollen wir nicht hören, wir wollen, dass sich die Leute impfen, ist das letztendlich eine Propaganda der Gut-Meinenden", brachte Kekulé es plakativ auf den Punkt. Generell war er der Überzeugung: "Wenn man damals nicht so dramatisch einseitig argumentiert hätte, hätte man auch mehr Leute zur Impfung gebracht. Sie hätten mehr Leute an die Nadel gekriegt, wenn Sie - die Politik - offener kommuniziert hätte."
Dazu war Lauterbach sichtlich auch an diesem Donnerstagabend noch nicht bereit, denn als ihn Lanz nochmals um eine Einschätzung des Worts "Killervariante" bat ("dann sage ich es nie wieder"), wich der Politiker weiter aus: "Nur wenige Leute erinnern sich an dieses Wort." Zudem sei es ja nicht so gewesen, als habe man vor etwas gewarnt, das nicht gefährlich gewesen sei. Im Herbst vor der Impfung seien 60.000 Menschen gestorben, das dürfe im Nachhinein nicht dargestellt werden, als sei es harmlos. Generell könne sich "eine ehrliche Aufarbeitung (...) nicht an misslungenen Äußerungen orientieren, sondern wie würden wir heute vorgehen", forderte Lauterbach in einem minutenlangen Monolog.
Moderator Lanz tat sich mit dieser Argumentation sichtlich schwer. Schon während Lauterbach sprach, hörte man sein empörtes Schnauben - und dann platzte es aus ihm heraus: "Zu sagen, das ist jetzt irgendwie eine Fake-News-Schleuder, da erzählt man irgendetwas oder zitiert irgendetwas ..." Lanz finde es "sehr schwierig" etwas aufzuarbeiten, wenn "wir uns nicht mal darauf einigen, dass das Wort Killervariante nicht geht".
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Heftige Diskussionen gab es auch um ein anderes Wort, nämlich "nebenwirkungsfrei". So hatte Karl Lauterbach bei Lanz-Kollegin "Anne Will" von den Impfungen gesprochen - in der Talkshow am Donnerstag wusste er es (trotz Einspielers) besser: "Mehr oder weniger nebenwirkungsfrei", korrigierte er. Natürlich gebe es Nebenwirkungen, aber man müsse es ins Verhältnis setzen: "Von denjenigen, die sich infiziert haben, ist im Schnitt jeder 100. gestorben", bei der Impfung sei das viel weniger.