"Tatort": Eltern aus der Hölle blutig niedergemetzelt - wie real ist der Fall "Mike & Nisha"?
Autor: teleschau - Eric Leimann; inFranlen.de- Dunja Neupert-Kalb
Ludwigshafen am Rhein, Montag, 10. November 2025
Im drastischen "Tatort: Mike & Nisha" mit Odenthal (Ulrike Folkerts) und Stern (Lisa Bitter) ermordet ein junges Paar die Eltern. Und die Zuschauer wissen von Anfang an, wer die Täter sind.
Modernes Erzählen ist ambivalentes Erzählen. So wie in "Breaking Bad", wo man stets mit sich ringt, ob der krebskranke Chemielehrer, der aus Geldnot zum Drogenbaron wird, nun ein Guter oder ein Böser ist. Vergleichbare "Probleme" mit der Moral hat man auch beim "Tatort: Mike & Nisha" aus Ludwigshafen.
Die Kommissarinnen Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Johanna Stern (Lisa Bitter) sind hinter einem jungen, sympathischen, ja fast süßen Paar her. Es hat - im Affekt - die Eltern von Mike (Jeremias Meyer) ermordet. Eltern, die direkt aus der Hölle zu kommen scheinen, die aber auch blutig niedergemetzelt werden. Wie oft kommt es in der Realität vor, dass Kinder ihre Eltern ermorden? Kam dir der Mike-Darsteller mit seiner Bob-Dylan-Gedächtnisfrisur auch so bekannt vor? Und hast du bei der spektakulären Schlussszene richtig aufgepasst?
Worum ging es?
Die Mittzwanziger Mike (Jeremias Meyer) und Nisha (Amina Merai) sind schwer verliebt. Bevor Mikes Eltern (Bruno Cathomas und Judith Hofmann) in den Campingurlaub aufbrachen, war ein kurzes Kennenlernen geplant. Das Treffen eskalierte, als Mikes Eltern erfuhren, dass die beiden frisch Verliebten heiraten wollten und ein Kind unterwegs war. Vor allem Vater Gustav tobte vor Wut. Im Streit erschlugen die jungen Liebenden Mikes Eltern. Der spießigen Nachbarschaft mit Einfamilienhäusern und Gärten fiel der hohe Lärmpegel mit nachfolgender Totenstille auf. Mike und Nisha mussten den Tatort reinigen und Leichen entsorgen. Kam das durch tragische Umstände und hoch fliegende Emotionen zu Mördern gewordene Paar mit seiner Tat durch?
Im "Tatort"-Debüt der Schauspielerin und Drehbuchautorin Annette Lober (39) dürften die Zuschauer-Sympathien bei den Tätern liegen - selbst wenn deren Verbrechen irritierend blutig in Szene gesetzt ist. Doch die Eltern und Stasi-artigen Nachbarn (Anna Stieblich, Wolf Bachofner) kommen direkt aus der Hölle: Es sind extrem unsympathische Figuren. Selbst die Kommissarinnen sind genervt von den "helfenden" Nachbarn.
Autorin Lober hat sich bei der Vorbereitung ihrer Geschichte vor allem für wahre Geschichten interessiert, die so ähnlich wie jene von Mike und Nisha sind. Über ihren Film sagt sie: "Es gab Fälle, in denen ich von Adoleszenten las, die ihre Eltern mithilfe von Freunden umbrachten. Neben der Erschütterung kam die Frage kam auf: Was muss passieren, damit jemand am Anfang seines Lebens zu solchen Mitteln schreitet?"
Wie häufig ermorden Kinder ihre Eltern?
Die Gesamtzahl aller Tötungsdelikte (Mord und Totschlag) in Deutschland lag 2024 bei 668 vollendeten Tötungsdelikten. Ein erheblicher Anteil davon sind Beziehungstaten. Familientötungen (inklusive Eltern- und Kindertötungen) sind jedoch sehr selten. Laut Bundeskriminalamt (BKA) gibt es jährlich nur einige wenige Fälle von Tötungsdelikten innerhalb der Familie.
Bekannt wurde eine Elterntötung in Berlin (2007), wo ein jugendlicher Täter seine Mutter umbrachte. Der Mord erregte mediale Aufmerksamkeit, da die Tat unter psychisch kranken Umständen stattfand. Auch in Emden (2012) töteten ein jugendlicher Täter seine Mutter, nachdem es zuvor zu familiären Konflikten gekommen war. Psychische Erkrankung spielte auch hier eine Rolle.