Sport, Eleganz und geschäftliches Kalkül
Autor: teleschau - Wilfried Geldner
, Mittwoch, 03. Sept. 2025
Was veranlasste den "Gentleman des Boxsports" Henry Maske nach elfjähriger Abstinenz mit 43 Jahren noch mal in den Ring zu steigen? War es das Geld oder die Ehre - auch nach dem Film von Tim Schroedter bleibt das Rätsel ungelöst, obwohl Maske selbst jede Menge preisgibt von seiner Motivation.
Es ist eine Rückkehr in alte Zeiten; Da ist wieder der Ringsprecher mit dem gedehnten "Henryyy Maaaske", da ist wieder der Mann, der sein Gesicht unter der Drei-Streifen-Kapuze versteckt, da tönt aus den Lautsprechern der gepropft vollen Halle der Song "A Question of Honour", später "Tme To Say Goodbye". Es war die Zeit des deutschen Boy-Booms und des Senders RTL, der vor allem Dank Henry Maske, den "Gentleman" und Liebling der Massen den Boxsport für ein Jahrzehnt hoffähig machte.
Zwar konzentriert sich der Sportstudio-Film "Henry Maske - mein Weg" von Tim Schroedter stark auf das letzte Duell zwischen Maske und seinem Widersacher Virgil Hill, doch Maske hat in der Rückschau mehr zu bieten als eine Antwort auf die Frage: Warum setzte er sich am Ende seiner Karriere noch einmal einem Gegner aus, der ihn elf Jahre zuvor, im November 1996. bezwungen hatte? Lockte das Geld, die 1,6 Millionen, die ihm alleine gehören würden? War es wirklich eine Frage der Ehre, die große Revanche, die Wiedergutmachung für die Seele des Boxers? Konnte eine Niederlage nach elf Jahren ohne Kampf wirklich ausgebügelt werden? Maske selbst sieht das glaubhaft so. Ihn wurmte die Niederlage und er wollte Genugtuung. Der Kampf selbst war ja auch nicht so schlecht, wie von vielen vorhergesagt.
Maske legt die Zweifel von damals bloß, erinnert sich an den schönsten Stellen an seinen frühen Werdegang und kehrt zurück an die DDR-Trainingsstätten in Havanna, wo für ihn die besten Boxer der Welt trainierten. Da hat er für Olympia 1988 gelernt. Es war für ihn der Ort, "wo man seine Grenzen erkennt". Auch nach dem Ende seiner Karriere sei er noch oft in den dortigen Jugendcamps gewesen und habe in die Augen der ehrgeizigen jungen Boxer geblickt und in ihnen die Möglichkeit gesehen, "da rauszukommen und vielleicht ein besseres Laben zu leben".
Der Film lässt Widersprüche offen, zwischen Sport und geschäftlichem Kalkül, zwischen der Droge Sieg und dem Eingeständnis der Niederlage. In der Auslegung dieser Widersprüche hat Maske, heute 61 Jahre alt, ein feines Händchen, fast wie im Ring. Das Urteil überlässt er anderen. Man muss es ihm lassen.
Henry Maske - mein Weg - So. 05.10. - ZDF: 17.15 Uhr