"Sind Ausländer krimineller als Deutsche?": ARD-Doku zeigt, wie Politik und Medien unser Bild verzerren
Autor: Teleschau
, Donnerstag, 24. April 2025
In der ARD-Doku "Volk in Angst: Wie mit Verbrechen Politik gemacht wird" geht "Monitor"-Redaktionsleiter Georg Restle der Frage nach, wie bedroht die Sicherheit der Deutschen wirklich ist. Nimmt die Gefahr immer mehr zu? Und sind Menschen aus anderen Ländern grundsätzlich krimineller als Deutsche?
Die Angst in Deutschland nimmt immer mehr zu. Kein Wunder, ist in den Medien doch ständig von Morden, Messerstechereien und Anschlägen die Rede. Ob die Kriminalität aber wirklich an jeder Ecke lauert, wie in den Nachrichten, Podcasts und vor allem auch von der Politik immer wieder suggeriert wird, soll in der ARD-Doku "Volk in Angst: Wie mit Verbrechen Politik gemacht wird" aufgedeckt werden.
"Wird Deutschland immer gefährlicher? Müssen wir Angst haben um unsere Sicherheit?", fragt sich "Monitor"-Redaktionsleiter Georg Restle und begibt sich für seine Nachforschungen zunächst an den Dortmunder Hauptbahnhof, laut Statistik einer der gefährlichsten Bahnhöfe Deutschlands. 2024 wurden hier 764 Gewaltdelikte gemeldet - also durchschnittlich mehr als zwei pro Tag. Und dann passiert es: Der Journalist erlebt im Film mit, wie die Polizei zu einem Einsatz am Bahnhofskiosk anrückt. Ein Drogenabhängiger habe Tabakblättchen klauen wollen, sein Freund dann direkt ein Messer gezückt - zu mehr sei es glücklicherweise nicht gekommen.
Gesamtkriminalität in den letzten 30 Jahren in Deutschland gesunken
Fälle wie diese würden immer mehr werden, so heißt es. Oft werde von einem "Staatsversagen" und "Rekordhoch" in Bezug auf die Kriminalität gesprochen. Dabei werden stets bestimmte Zahlen als Beweis herangezogen, nämlich die der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS). Das Problem: Wie es im Film heißt, hätten diese Daten nur wenig Aussagekraft, beispielsweise weil Fälle auch in der Statistik bleiben würden, wenn Ermittlungen eingestellt werden - zum Beispiel, weil es gar keine Straftat gegeben hat.
Der Journalist schaut sich die PKS trotzdem genauer an. Bei der Gesamtkriminalität ist die Zahl der ermittelten Fälle in den vergangenen vier Jahren um knapp 800.000 gestiegen. "Das sieht erst mal beunruhigend aus, aber ist alles wirklich so schlimm wie noch nie?", möchte Georg Restle wissen. Mit Blick auf die letzten 30 Jahre stellt sich heraus: mitnichten.
Ganz im Gegenteil ist die Gesamtkriminalität in dem Zeitraum langfristig gesunken, Straftaten gegen das Leben wie Mord und Totschlag sind verglichen mit dem Höchststand um 1.726 Fälle zurückgegangen. "Da liegt Deutschland im internationalen Vergleich immer noch ganz weit unten und gehört zu den sichersten Ländern der Welt sogar", erzählt der Kriminologe Dietrich Oberwittler dazu.
Doch was ist mit den ganzen Gewalttaten und gegen wen richten die sich eigentlich? Kriminologin Gina Wollinger gibt eine überraschende Antwort: "Interessanterweise sind die Personengruppen, die oftmals Angst machen, eigentlich die, die am höchsten gefährdet sind. Also gerade die Gewalt, die Obdachlose erfahren oder auch drogenabhängige Menschen, ist viel, viel höher im öffentlichen Raum als gegen Menschen, die zur Mehrheitsbevölkerung gehören."
Ausländer werden häufiger angezeigt als Deutsche
Von den Opfern zu den Tätern: Auch hier macht die Kriminalstatistik genaue Angaben, zum Beispiel darüber, ob es sich bei den Angreifern um Deutsche oder Nicht-Deutsche handelt. Ein Detail, das in den Medien oft im Vordergrund steht. "Schaut man auf die Zahlen, scheint das Bild erst mal klar. Obwohl der Anteil von Nicht-Deutschen an der Gesamtbevölkerung nur rund 17 Prozent beträgt, sind laut PKS 35,4 Prozent aller Tatverdächtigen Nicht-Deutsche. Bei Gewalttaten liegt der Anteil nicht-deutscher Tatverdächtiger sogar noch höher: bei 43,1 Prozent", liest Georg Restle vor und fügt an: "Das lässt eigentlich nur einen Rückschluss zu: Ausländer sind offensichtlich krimineller und gewalttätiger als Deutsche. Oder?"