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Sahra Wagenknecht stellt bei Maischberger klar: "Ich ziehe mich nicht zurück"


Autor: Marko Schlichting

, Mittwoch, 12. November 2025

Sahra Wagenknecht macht Schluss - aber nur teilweise. Sie will sich von der Parteispitze des von ihr gegründeten BSW zurückziehen. Warum, sagt sie am Dienstagabend bei "Maischberger" in der ARD.


Noch ist Sahra Wagenknecht Co-Chefin des von ihr gegründeten und nach ihr benannten BSW. Doch das soll sich ändern, beim Parteitag im Dezember. Da will sie für den Parteivorsitz nicht mehr antreten. Sie will jetzt mehr denken, weniger organisieren. Nun ist die Politikerin Gast bei Sandra Maischberger, die sich am Dienstagabend nur mit ihr unterhält. Fast zwanzig Minuten lang kann Wagenknecht sagen, was sie denkt. Das reicht ihr offenbar immer noch nicht. Zu wenig Meinungspluralismus gebe es bei ARD und ZDF, wird sie auch an diesem Abend nicht müde zu kritisieren.

Doch erst einmal geht es um den Wechsel der Politikerin von der BSW-Spitze in die BSW-Führung. Der Parteivorsitz, beklagte sich Wagenknecht am Montag auf einer Pressekonferenz, sei ein Fulltime-Job. Das sei der Hauptgrund, warum sie ihn nicht mehr ausüben wolle. Natürlich weiß man so etwas früher. Im Panel bei Maischberger äußern sich vor dem Interview einige Journalisten denn auch kritisch dazu.

"Parteien aufbauen und sich dann destruktiv wieder zurückzuziehen, das finde ich nicht gut", sagt Publizistin Bärbel Schäfer. "Diese organisatorischen Sachen waren noch nie ihr Ding", stellt Michael Bröcker von Table Media fest. Recht hat er, wie man an der gescheiterten Bürgerbewegung "Aufstehen", die Wagenknecht vor einigen Jahren ins Leben rufen wollte, perfekt sehen konnte. Das BSW sei jedoch mit dem Namen Sahra Wagenknecht verknüpft. Bröcker bezweifelt, dass die Politikerin in ihrer neuen Rolle die Partei weiter am Leben erhalten kann.

Wagenknecht: "Ich ziehe mich nicht zurück"

Wagenknecht selber sieht das natürlich anders. "Ich denke, es ist eine vernünftige Entscheidung: Wir verteilen die Verantwortung auf mehrere Köpfe", begründet sie ihren Rückzug bei Maischberger. "Wir haben viele gute Leute im BSW. Es wurde ja immer so getan, als sei das eine Ein-Frau-Partei. Das war es nie." Sie "schmeiße nicht hin", betont Wagenknecht zudem. "Ich ziehe mich nicht zurück. Ich werde in der Grundwertekommission gerade jetzt alles dafür tun, dass das BSW mit seinen Positionen nächstes Jahr bei den Landtagswahlen dann auch erfolgreich ist." Glaubt man aktuellen Umfragen, wird das kaum reichen. In Ostdeutschland liegt das BSW bei grade mal fünf, in Westdeutschland unter zwei Prozent.

Für eine neue Partei wie das BSW wäre das eigentlich sogar hervorragend, hätte es das Bündnis nicht schon in zwei Landesregierungen geschafft, in Brandenburg und Thüringen. Die Partei sei gewählt worden, "weil die Menschen mit mir eine bestimmte Politik verbunden haben", analysiert Wagenknecht.

Die Menschen seien "enttäuscht von der Demokratie". Dies liege unter anderem daran, dass Politik "vor der Wahl das Eine" erzählen und "nach der Wahl etwas völlig anderes" machen, erkennt sie. "Das heißt, sie brechen Wahlversprechen. Eine junge Partei, die antritt und sagt, wir stehen für eine bestimmte Politik, und dann den Verdacht oder das Misstrauen bestätigt, dass sie genauso ist wie die anderen, weil sie danach auch etwas anderes macht, enttäuscht die Wählerinnen und Wähler." Das ist natürlich klar auf die Landespartei in Thüringen gemünzt, die sie jedoch auch schon härter angegangen ist. Sie sei immer für eine Mitregierung gewesen. "Man hätte aber mehr in den Regierungsverhandlungen erreichen müssen", sagt Wagenknecht.

"Soll ich meine Meinung davon abhängig machen, dass sich das nie mit der AfD überschneidet?"

Als es dann endlich um die Außenpolitik geht, macht Maischberger Wagenknecht einen Vorwurf, zu dem diese sich nicht äußert: An der am Donnerstag beginnenden Russland-Reise dreier AfD-Politiker sollen Berichten zufolge auch BSW-Politiker teilnehmen. Wagenknecht stellt klar: "Natürlich gibt es Positionen, die ich vertrete und die auch Mitglieder der AfD vertreten. Was ist dabei?" Und sie fügt hinzu, dass es auch inhaltliche Schnittmengen zwischen AfD und CDU gebe.

"Soll ich meine Meinung davon abhängig machen, dass sich das nie mit der AfD überschneidet? Ich halte es für richtig, wenn man Gespräche mit Russland führt. Ich würde mir wünschen, dass die Regierung versucht, Gesprächskanäle zu öffnen", so Wagenknecht.

Dabei spricht sie ein Gespräch an, das Maischberger zuvor mit dem ehemaligen Außenminister Sigmar Gabriel von der SPD geführt hatte. Der hatte berichtet, dass Alt-Bundeskanzlerin Angela Merkel noch 2021 mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin geredet habe, um einen Krieg in der Ukraine zu vermeiden. "Wäre Merkel im Amt geblieben, hätte es keinen Krieg gegeben", so die These von Gabriel.

Nun aber sei der Krieg da, den sie verurteile, sagt Wagenknecht. "Und ich würde mir wünschen, dass Merz das Gespräch sucht. Nicht, weil man diesen Krieg in irgendeiner Weise billigt. Aber man kann Kriege und Konflikte nicht beilegen, wenn man nicht miteinander spricht. Deswegen wäre das elementar wichtig."

Quelle: teleschau – der mediendienst