Druckartikel: Nach Kiesewetters Drohnen-Forderung gesteht Lanz: "Sie erleben mich ein bisschen fassungslos"

Nach Kiesewetters Drohnen-Forderung gesteht Lanz: "Sie erleben mich ein bisschen fassungslos"


Autor: teleschau - Natascha Wittmann

, Mittwoch, 08. Oktober 2025

Drohnen-Sichtungen im deutschen Luftraum nehmen zu. Bei "Markus Lanz" bezog Roderich Kiesewetter Stellung zur aktuellen Bedrohungslage und erläuterte, dass ein stärkerer Einsatz der Bundeswehr dringend notwendig sei. Auch über den Friedensplan für Nahost sprach die Talk-Runde.


Der 7. Oktober 2023 hat nicht nur das Leben unzähliger Israelis für immer verändert. Auch im Gazastreifen ist seither nichts mehr, wie es einmal war. Bei "Markus Lanz" wurden am Dienstagabend die nachhaltigen Folgen auf beide Gesellschaften näher beleuchtet.

ZDF-Korrespondent Thomas Reichart sagte zunächst: "Ich nehme die israelische Gesellschaft im Moment als sehr erschöpft wahr." Zugleich stellte er klar, dass in Gaza die Verhältnisse unzumutbar seien: "80 bis 90 Prozent der Gebäude sind zerstört. (...) Das ist eine Trümmerwüste, in der die Menschen dort leben." Lanz nickte: "Es gibt auf allen Seiten so unfassbar viel Blutvergießen, wenn man sich diesen Konflikt anschaut."

Grund genug für den Moderator, auf den Friedensplan von US-Präsident Donald Trump einzugehen. Er wollte wissen, wie es in den USA ankomme, dass in Gaza weiter gebombt werde. Elmar Theveßen antwortete: "Hier in den USA entfalten diese Bilder natürlich auch Wirkung." Laut des Journalisten seien 61 Prozent der amerikanischen Juden der Meinung, "dass die israelische Regierung Kriegsverbrechen begeht".

Roderich Kiesewetter: "Wir müssen verhindern, dass es zum Krieg kommt"

Theveßen ergänzte, dass "39 Prozent der befragten amerikanischen Juden" glauben, "dass Israel sogar Völkermord begeht". Eine Steilvorlage für Lanz, der wissen wollte, welche Schlussfolgerung die deutsche Politik daraus ziehen müsse. CDU-Politiker Roderich Kiesewetter antwortete trocken: "Für deutsche Politik bedeutet es nicht, Israel aufzugeben, sondern erst recht klarzumachen, dass die israelische Gesellschaft breiter und vielfältiger ist als diese Regierung."

Am Ende müsse das Ziel laut Roderich Kiesewetter sein, dass "ein existenzfähiges Israel und ein existenzfähiger palästinensischer Staat" geschaffen werden. Der Forderung konnte Völkerrechtler Kai Ambos nur zustimmen. Er bezeichnete Trumps Versuch, "einen Waffenstillstand zu erreichen", als "sehr positiven Schritt" und sagte: "Wir müssen jetzt natürlich zu einem Punkt kommen, (...) dass wir mal über die Zukunft sprechen."

Journalistin Sabine Adler ergänzte in dem Zusammenhang: "Was ich wirklich gut finde an diesem Trump-Plan, ist, dass er das im Blick hat. Also dieses Besatzer-Regime, das ist da ausgeschlossen. (...) Ich finde, darauf lässt sich aufbauen." Dennoch warnte sie vor möglichen Komplikationen: "Mit wem verhandelt man eigentlich von der Hamas? Wer spricht für die Hamas? Wer ist denn noch übrig von der Hamas in Gaza selber? (...) Das ist, finde ich, noch mal eine zusätzliche Hürde, die da genommen werden muss."

Kiesewetter über Drohnen-Flüge: "Aus meiner Sicht ist das ein Austesten"

Nicht nur die Sicherheitslage in Nahost, auch die steigende Bedrohung innerhalb der NATO war Thema bei "Markus Lanz" am Dienstagabend. Mit Blick auf die jüngsten Drohnen-Sichtungen im deutschen Luftraum warnte Roderich Kiesewetter: "Wir müssen verhindern, dass es zum Krieg kommt." Laut des Obersts a.D. haben die Drohnenüberflüge vor allem seit 2023 massiv zugenommen: "Aus meiner Sicht ist das ein Austesten - nicht nur unserer kritischen Infrastrukturen, sondern: Wie reagieren wir?"

Grund genug für Kiesewetter, einen stärkeren Einsatz der Bundeswehr zu fordern. Laut des CDU-Politikers solle die Bundeswehr demnach künftig "für den gesamten Schutz der öffentlichen Infrastruktur in Deutschland" zuständig sein. "Das wäre dann eine einheitliche Regelung und würde der Bevölkerung auch die Gewissheit geben", argumentierte er im ZDF-Talk.

Markus Lanz: "Man fragt sich wirklich, in welche Welt geraten wir da gerade rein ..."

Moderator Lanz hakte prompt nach, ob dies einen erhöhten Bundeswehreinsatz in deutschen Städten bedeuten würde. Kiesewetter erwiderte: "Der Spannungsfall bedeutet ja nicht automatisch Einsatz der Bundeswehr. Aber er bedeutet Ausrufung der Wehrpflicht." Lanz reagierte überrascht: "Das geht einher mit einer Ausrufung der Wehrpflicht?"

Der CDU-Mann nickte zustimmend: "Wir haben noch die Zeit, das jetzt vorzubereiten. (...) Der Spannungsfall ist die Vorstufe, um einen Verteidigungsfall zu vermeiden - sprich, Krieg zu verhindern - weil es uns wehrhaft macht." Laut Roderich Kiesewetter gebe es die Chance, "dass wir womöglich damit sogar deeskalierend wirken". Der ZDF-Moderator stellte dennoch abschließend klar: "Sie erleben mich so ein bisschen fassungslos. Man fragt sich wirklich, in welche Welt geraten wir da gerade rein ..."