"Maischberger": FDP-Chef Christian Dürr fordert "mutige Reformen"
Autor: Teleschau
, Dienstag, 27. Mai 2025
Der Druck auf die Koalition ist groß: Dass wirtschaftspolitisch alles "anders gemacht" werden muss, darüber sind sich alle einig. "Mutige Reformen" fordert auch FDP-Parteivorsitzender Christian Dürr - und hofft gleichzeitig, diese in den eigenen Reihen zu finden.
Bei kaum einem Thema lagen die drei früheren Ampel-Parteien SPD, die Grünen und FDP weiter auseinander als in ihren Wirtschaftsplänen. Genau diese kamen auch bei Sandra Maischberger zur Sprache, die am Montagabend unter anderem Manuela Schwesig (SPD-Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommern) und den FDP-Parteivorsitzenden Christian Dürr in ihre Sendung eingeladen hatte.
Ob seine Partei durch das Festhalten an der Schuldenbremse Politik gegen die Wirtschaft gemacht habe, wollte die Moderatorin von Dürr wissen und berief sich auf den Wirtschaftsweisen Achim Truger. Der hatte angesichts des Sondervermögens für Infrastruktur bis zum Ende der Legislaturperiode 2025 ein 5-prozentiges Wirtschaftswachstum prognostiziert - "wenn es gut läuft."
Dieser Nachsatz kam Christian Dürr gerade recht. Der FDP-Vorsitzende begann zu rechnen: Im Bundeshaushalt habe die Ampelregierung 17 Prozent Investitionen vorgesehen, jetzt schlage Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) vor, diese auf 10 Prozent zu senken. "Meine Sorge ist: Wir machen mehr Schulden, aber die gesamte Investitionssumme wird unter der der Ampel liegen", erklärte Dürr und forderte eine "Kurskorrektur", um "wenigstens auf dem Niveau der Vorgängerregierung zu bleiben."
"Die Rechnung stimmt nicht", widersprach Schwesig. Vielmehr würden die zusätzlichen Investitionen der Wirtschaft die notwendige Planungssicherheit geben. Das Sondervermögen der nächsten 12 Jahre werde nicht "im Berliner Regierungsviertel ausgegeben", sondern an die Kommunen verteilt. Sobald dieser Schlüssel vorliege, könnten die Länder ihrerseits Pläne machen. Zudem wäre klar festgelegt, wofür das Sondervermögen ausgegeben würde. "Die Gefahr, dass aus den 500 Millarden Euro Konsumausgaben bezahlt werden, ist nicht gegeben", betonte sie.
Nicht nur die unabhängigen Wirtschaftsökonomen. Auch Dürr sprang auf diesen Zug auf und sprach von einem "Verschiebebahnhof" zulasten der kommenden Generationen. "Ich schaue auf Generationengerechtigkeit", warf er sich als Fürsprecher der Jungen in den Ring und sprach sich für Kapitaldeckung im Bereich der Sozialversicherungsbeiträge und Lohnnebenkosten aus. Zu diesen Themen hätte er gerne noch mehr gesagt, doch Maischberger wollte etwas Anderes wissen: "Was, wenn es nicht gut läuft?", bat sie ihn um eine Einschätzung zur deutschen Wirtschaft.
Dürr zögerte etwas, teilte dann aber doch seine Meinung: "Wenn die Regierung nichts Anderes macht als das, was im Koalitionsvertrag steht, wird die Null-Wachstumsrate fortgeschrieben", erklärte er, fügte jedoch hinzu: "Das kann sich aber korrigieren. Und mutige Reformen wären gut fürs Wachstum."
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"Ganz neu und größer denken", so lautete auch sein Appell an die Bundesregierung in Sachen Energie. das "wäre die klügere Politik", statt zu versuchen, die Strompreise aus dem Bundeshaushalt zu deckeln. So solle man über CO2-Speicherung und -Nutzung nachdenken.