Lanz und Precht geraten plötzlich aneinander: "Jetzt bringst du mich dazu"
Autor: teleschau - Franziska Wenzlick
Hamburg, Samstag, 28. Juni 2025
In Bezug auf Friedrich Merz, Donald Trump und den Iran sind sich Richard David Precht und Markus Lanz nicht wirklich einig. Entsprechend hitzig fällt die jüngste Ausgabe ihres gemeinsamen Podcasts "Lanz & Precht" aus.
Richard David Precht ist, so sagt er, "bestürzt". Über die Bundesregierung, vor allem aber über Friedrich Merz, der Israels Angriff gegen den Iran kürzlich als "Drecksarbeit" bezeichnete. "Jeder, der auf dem Boden des Völkerrechts steht, muss das ganz klipp und klar verurteilen", fordert Precht nun im Podcast "Lanz & Precht". Auch in Bezug auf den Einstieg der USA in den Konflikt kritisierte der Philosoph den Bundeskanzler scharf. "Wir müssen hier ganz klare Kante zeigen und sagen: Das ist der Weg, den die USA gehen, aber das ist nicht der Weg, den ein künftiges Europa geht."
Markus Lanz resümiert: "Du willst, dass wir uns - wenn wir ständig von unseren eigenen Werten reden - selber ernst nehmen?" Ja, erklärt sein Podcast-Partner: "Ich will, dass wir uns an die Werte, mit denen wir so viel hantieren und operieren, gebunden fühlen. Denn wenn wir uns nicht an sie gebunden fühlen, können wir nicht mehr für uns in Anspruch nehmen, die Guten zu sein."
Precht erinnert an "die Geschichte der völlig verfehlten US-amerikanischen Nahostpolitik": In der Vergangenheit sei "immer alles nach jedem Einsatz in dieser Region schlimmer geworden, explosiver geworden, das humanitäre Elend ist gestiegen". Lanz' Einwand, dass "es sich keiner leicht macht mit solchen Entscheidungen", lässt der Autor nicht gelten: "Ich glaube, dass Trump sich das viel zu leicht gemacht hat." Entsprechend wäre es "vor allem auch Aufgabe des Bundeskanzlers gewesen, zu sagen: So geht das nicht."
Markus Lanz: "Natürlich wollen wir uns damit die Hände nicht schmutzig machen"
Das sieht Markus Lanz anders. "Richard, es ist doch nicht ernsthaft akzeptabel - weder für Israel, noch für uns - dass solche Leute, ein solches Regime, das mehr oder minder offen Terror nach Europa getragen hat ...", setzt er an, als ihn Precht unterbricht: "Ich werde kein einziges positives Wort über das Mullah-Regime verlieren!", ruft er. "Aber das ist ja gar nicht der Punkt, den wir da verhandeln!"
Lanz versucht es erneut: "Natürlich wollen wir uns damit die Hände nicht schmutzig machen. Das ist es, was Merz meint." Der Polittalker kreidet an, dass man sich in der öffentlichen Debatte "wieder in der Semantik" verliere. "Es ist ein bisschen wie die Diskussion, die wir hatten, als Merz bei uns in der Sendung damals 'Paschas' gesagt hat."
Während Lanz die damalige Äußerung des heutigen Kanzlers durchaus für kritikwürdig hält, findet Precht den Begriff "überhaupt nicht schlimm": "Bisschen Stammtisch, aber kein Rassismus. Also was man daraus gestrickt hat ...", sagt er und hält plötzlich inne: "Jetzt bringst du mich auch noch dazu, Merz zu verteidigen."
Precht: "Wir rechtfertigen einen Völkerrechtsbruch, der das Problem nicht löst"
Das kann Precht freilich nicht auf sich sitzen lassen. Er poltert weiter: "Sich klar hinter einen Völkerrechtsbruch zu stellen, wie Merz das gemacht hat, ist in der Tat ein richtig großes Problem, was dem Ansehen der Bundesrepublik schadet und was uns außenpolitisch auf Dauer jegliche Glaubwürdigkeit nimmt. Das hätte er nicht tun sollen." Precht stellt klar: Er wolle "genauso wenig" wie Lanz "ein atomares Wettrüsten in dieser Region" oder "dass der Iran über Atomwaffen verfügt". Allein: "Wir rechtfertigen einen Völkerrechtsbruch, der das Problem nicht löst."