Der Münchner Filmemacher Claus Elßmann hat mit seiner Doku "Kampf um den Tegernsee - Reichtum frisst Brauchtum" für reichlich Wirbel gesorgt. Schonungslos zeigt er in dem bei YouTube verbreiteten Film auf, wie die Einheimischen unter der Invasion gesellschaftlicher Elite leiden.
Wird der Tegernsee zum Tal der Superreichen? Immer mehr scheint sich der idyllische Ort in den bayerischen Alpen zum Schauplatz für Luxus und Reichtum zu entwickeln. Doch während die Invasion der High Society weiter voranschreitet, kämpfen die Einheimischen hier ums Überleben, wie eine derzeit heiß diskutierte Doku zeigt.
"Kampf um den Tegernsee - Reichtum frisst Brauchtum" heißt sie und wurde vom Münchner Filmemacher Claus Elßmann gedreht. Fast 100.000 Mal wurde das knapp 45-minütige Video auf YouTube innerhalb der ersten sieben Tage nach Veröffentlichung aufgerufen. Es sorgt für mächtig Aufsehen.
Traditionelle Brauhäuser, die zum kommerziellen Gastropalast werden, Mietpreise, die für Normalos kaum zu bezahlen sind, Kultur, die verloren geht - der Film über den Tegernsee zeichnet ein erschreckendes Bild. Durch ihre Schönheit und die beeindruckende Natur war die Region schon immer ein beliebtes Ausflugsziel für "Großkopferte" und zugereiste Prominenz. Nur was, wenn diese Gruppen bleiben und die Einheimischen verdrängen?
"Der Düsseldorfer Industrielle wird uns nicht die bayerische Kultur hier erhalten"
Die zugereisten Superreichen hätten keine Ahnung von der Gegend und würden entsprechend "sehr häufig skurril auftreten", meint im Film der Einheimische Nico Schifferer: "Die kaufen sich für drei Millionen ein Haus und am nächsten Tag sind sie beim Bürgermeister, weil die Kuhglocken läuten. Das ist hier der Klassiker." Er erklärt weiter: "Wir haben ein starkes Ausbluten des Tegernseeer Tales, weil das konzeptionell völlig logisch ist, dass sich jemand 14.000 Euro an Quadratmeter-Wohnfläche einfach nicht leisten kann."
Immer mehr Luxusimmobilien schießen aus dem Boden, die für normale Bürgerinnen und Bürger unbezahlbar sind. "Das Tal wird zum Spielplatz der Millionäre", heißt es in der Doku. Heimatführer Thomas Tomaschek resümiert: "Man kann schon von einem Ausverkauf des Tals sprechen. (...) Das Tal wird immer teurer und die Leute, die sich das leisten können, sind natürlich nicht die Einheimischen oder die jungen Familien, sondern die werden verdrängt." Dadurch sterbe die Jugend aus, so Tomaschek, der "eine besorgniserregende Entwicklung" sieht: "Der Düsseldorfer Industrielle wird uns nicht die bayerische Kultur hier erhalten."
"Für uns Einheimische wird diese Situation zunehmend unerträglich"
Die Einheimischen, die in dem Film zu Wort kommen, sprechen offenbar vielen aus der Seele. Aus den Kommentaren ist viel Aufregung herauszulesen: "Für uns Einheimische wird diese Situation zunehmend unerträglich. Hohe Preise, kein bezahlbarer Wohnraum und ein völlig irrer Verkehr, der auf unzureichend Straßen trifft. Die Gewinner sind tatsächlich nur ein ganz schmaler Teil der Oberschicht, in deren Taschen das Geld dieses Zirkus wandert", schreibt ein User.
Andere reagieren knapper: "Für mich eine schreckliche Entwicklung" und "Kranke Welt!" heißt es unter dem YouTube-Video. "Auch für uns Münchner ist der Tegernsee nicht mehr anfahrbar", beschwert sich ein weiterer Nutzer. Und noch einer stimmt zu: "Einfach schrecklich, diese 'Bussy-Gesellschaft'!!!!!!!!!!!! Das brauchen wir nicht am Tegernsee, wie schön war es doch früher."