Klamroth und Özdemir schauen gemütlich fern - plötzlich rechnet der Grüne scharf mit Habeck ab
Autor: teleschau - Jens Szameit
, Dienstag, 30. Sept. 2025
Louis Klamroth fläzt sich mit deutscher Polit-Prominenz vor den Fernseher. Das ist grob gesprochen das Konzept einer neuen ARD-Reihe des "Hart aber fair"-Moderators. Die Auftaktfolge hat lange den Esprit einer Lottoziehung. Doch dann lässt Grünen-Gast Cem Özdemir aufhorchen.
Louis Klamroth hat es in seiner Amtszeit als "Hart aber fair"-Moderator bislang nicht ganz leicht gehabt. Mit dem Vorgänger überworfen, von der ARD kritisch beäugt und eingekürzt. Anstelle der gestrichenen Talkshow-Sendeplätze im Ersten erhielt der Moderator den Auftrag, in der Mediathek ein junges Publikum für innovative politische Formate des Öffentlich-Rechtlichen zu begeistern. So lesen sich Himmelfahrtkommandos.
"Press Play" heißt nun der erste Aufschlag, den Klamroth und sein Produktionsteam fürs Digital-Angebot der ARD machen. Dabei ist der englischsprachige Titel noch der offenkundigste Wink an die anvisierte Zielgruppe. Der 35-Jährige und sein Auftaktgast Cem Özdemir von den Grünen sitzen in einer an ein Ikea-Möbelhaus erinnernden Versuchsanordnung auf einem Sofa und schauen gemeinsam fern. Was junge Leute halt heute genau nicht mehr machen.
Das wiederum eint die jungen Menschen mit Cem Özdemir. Der schaut nämlich auch kaum fern. Wenn man es richtig versteht, aus einer Mischung aus Zeitnot und Desinteresse. "Das kenn' ich alles nicht! Ich komme mir vor wie ein Fernseh-Analphabet!", stöhnt der Grünen-Politiker nach Einspielern aus dem "Bergdoktor" und Joko Winterscheidts "Wer stiehlt mir die Show?".
Louis Klamroth macht Cem Özdemir mit Reality-TV bekannt
"Haben Sie so was schon mal gesehen?", fragt Klamroth mokant, als Szenen einer Reality-Show vor den beiden flimmern. Özdemir blickt demonstrativ ratlos aus der Wäsche: "Ist das nicht der ehemalige Innensenator von Hamburg?" Der Gastgeber kann bestätigen: "Das ist Ronald Schill. Der ist mittlerweile richtiger Reality-TV-Star."
"Die streiten sich, weil sie wissen, umso mehr Sendezeit bekommen sie. Kennen Sie das aus der Politik?", versucht Klamroth den Bogen zum politischen Diskurs zu spannen. "Absolut", bestätigt sein Gast. Als die AfD in den Bundestag eingezogen sei, seien deren Abgeordnete "wie Nachbars Lumpi" abgegangen, sobald eine Kamera auf sie gerichtet worden sei.
Dann sehen sich beide Alice Weidel im von Aktivisten gestörten ARD-"Sommerinterview" an: "Dämlich!", nennt Özdemir den lautstarken Protest. "Das bringt nichts. Das macht die nur zu Märtyrern." Was man sonst tun könne, damit die AfD nicht noch stärker wird? "Zum Beispiel aufhören so übereinander zu reden, dass man sich am Tag nach der Wahl erst mal entschuldigen muss."
Ihm falle da "ein bayerischer Ministerpräsident ein, der so tut, als ob die Grünen und die anderen demokratischen Parteien die schlimmsten Verbrecher der Welt wären", vermeidet er, den Namen "Markus Söder" auszusprechen. Mit Namen hat es Özdemir in der Sendung ohnehin nicht so.