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Journalistin zieht nach US-Wahl Vergleich, der Lanz zum Lachen bringt: "Komm, jetzt nicht so brutal!"


Autor: teleschau - Natascha Wittmann

, Freitag, 07. November 2025

"Als wäre Heidi Reichinnek Ministerpräsidentin von Bayern geworden": Pointiert diskutierte die "Markus Lanz"-Runde die Wahl Zohran Mamdanis zum New Yorker Bürgermeister. Karl-Theodor zu Guttenberg zog Lehren für einen besseren Umgang mit der AfD.


Läutet die Bürgermeisterwahl in New York eine neue Ära in den Vereinigten Staaten ein? Der 34-jährige Demokrat Zohran Mamdani galt mit seiner linken Politik als Hoffnungsträger unzähliger Trump-Gegner und konnte mit seiner Rhetorik am Ende die meisten Wählerstimmen für sich gewinnen. "Er ist im Grunde die Inkarnation des Feindbildes für das Weiße Haus", sagte Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg am Donnerstagabend bei "Markus Lanz".

Er ergänzte in Bezug auf Mamdani: "Also an Charisma mangelt es ihm nicht, an Selbstbewusstsein offensichtlich auch nicht." Dennoch warnte zu Guttenberg vor einer zu großen Euphorie im demokratischen Lager, denn er halte New York "für relativ unregierbar".

Melanie Amann: "Als wäre Heidi Reichinnek Ministerpräsidentin von Bayern geworden"

Gerade deshalb sei das Trump-Lager vorsichtig optimistisch, was Mamdani angehe, denn: "Man erwartet, dass er keinen Erfolg in New York haben wird." Trotzdem zeigte sich Lanz überrascht, dass Zohran Mamdani - als erster muslimischer Bürgermeister von New York - so viele Wähler von sich überzeugen konnte. Immerhin gelte er in bestimmten Kreisen als offen antisemitisch.

Journalistin Melanie Amann nickte zustimmend: "Er kommt aus einem ganz klar radikal pro-palästinensischen Milieu." Gerade deshalb stellte sie klar: "Man muss sich die Dimension dieses Sieges so vorstellen in deutschen Verhältnissen, als wäre Heidi Reichinnek Ministerpräsidentin von Bayern geworden." Ein Satz, der Lanz zum Lachen brachte: "Komm, jetzt nicht so brutal!"

Markus Lanz über Wahlsieg von Zohran Mamdani: "Ganz hart die soziale Frage adressiert"

Melanie Amann erklärte daraufhin mit ernster Miene, dass sich Zohran Mamdani als Sozialist vor allem bei der jüngeren Generation einen Namen machen konnte, da er sich als einer der Wenigen für bezahlbaren Wohnraum einsetze. "Er hat eine hohe Glaubwürdigkeit bei den normalen Leuten. (...) Er hat eine Art, die anzusprechen und zu mobilisieren, die vorher keiner hatte", befand die Journalistin.

Lanz fügte energisch hinzu: "Da hat einfach einer ganz hart die soziale Frage adressiert. Das ist es im Kern!" Psychologe Stephan Grünewald sah derweil ein weiteres Erfolgsrezept in Bezug auf Mamdani. Er habe nämlich versprochen, "eine Stabilität" und "eine neue Verlässlichkeit" in den öffentlichen Nahverkehr reinzubringen. Dabei handle es sich durchaus um "ein großes Versprechen", da der öffentliche Nahverkehr "auch in Deutschland häufig so als Alltagssabotage erlebt" werde.

Trotzdem zeigten sich die Gäste bei "Markus Lanz" skeptisch, als es um die Strahlkraft von Mamdanis Wahlsieg ging. Zu tief seien mittlerweile die Gräben zwischen Rechts und Links. Hinzu komme laut Grünewald die scheinbar eingeschränkte Meinungsfreiheit gepaart mit einem schwindenden Vertrauen in die Medien.

Laut des Psychologen gebe es zudem nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland eine "erodierende Streitkultur". "Wir sind nicht mehr miteinander im Gespräch. Wir haben eine Krise in der Verbundenheit. (...) Dadurch entsteht eine immer größere (...) soziale Hermetik. Da kann man durchaus schon von sozialen Brandmauern sprechen, die errichtet werden", so Grünewald sorgenvoll. Er ergänzte, dass es innerhalb der Bevölkerung zwar "eine große Sehnsucht nach Verbundenheit" gebe, aber "nur noch neun Prozent haben die Hoffnung, dass das in Zukunft anders wird".

Psychologe warnt: "Aus 'Made in Germany' wird zunehmend 'Marode in Germany'"

Markus Lanz stellte abschließend die Frage, ob und wie die "sozialen Brandmauern" überhaupt überwunden werden könnten. Dabei waren sich Stephan Grünewald und Karl-Theodor zu Guttenberg einig: Es müsse mehr Gesprächsbereitschaft signalisiert werden. Gerade auch mit Blick auf den Aufstieg der AfD sei dies elementar.

Stephan Grünewald sprach in dem Zusammenhang vor einer wachsenden Unzufriedenheit im Land, denn: "Aus 'Made in Germany' wird zunehmend 'Marode in Germany' und da ist eine ungeheure Unruhe auf einmal da." Er ergänzte: "Die Leute haben das Gefühl, diese gestaute Bewegungsenergie, die muss irgendwie mal kanalisiert werden."

Laut des Psychologen befriedige die AfD demnach "eine Sehnsucht nach richtungsgebender Geschlossenheit". Dem konnte Karl-Theodor zu Guttenberg nur zustimmen. Er fügte hinzu, dass die einzige Lösung eine "offene Auseinandersetzung" sei. Laut des ehemaligen Politikers dürfe man der AfD "nicht mit Schweigen begegnen", denn: "Die Menschen folgen Ansagen", nicht "Streithähnen". Wie zu Guttenberg schließlich deutlich machte, sei dies "kein großes Kunststück und trotzdem findet es über die Parteigrenzen hinweg kaum statt".