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"Goodbye June": In ihrem Regiedebüt erzählt Kate Winslet eine sehr persönliche Geschichte


Autor: Susanne Bald

, Donnerstag, 18. Dezember 2025

Hauptdarstellerin, Produzentin und nun auch noch Regisseurin: Der erste Film, den Oscarpreisträgerin Kate Winslet inszenierte, wurde vom Sterben ihrer eigenen Mutter inspiriert. Herausgekommen ist ein weihnachtliches Familiendrama mit viel Gefühl, bissigem Humor und namhafter Besetzung.


Dieses Weihnachten wird besonders emotional. Mit kleinem Budget und großen Namen - allen voran ihrem eigenen - wählte Oscarpreisträgerin Kate Winslet für ihr Regiedebüt eine sehr persönliche Geschichte. Die Tragikomödie "Goodbye June" (ab 24. Dezember bei Netflix) über eine dysfunktionale Familie ist inspiriert von Winslets eigenen Erfahrungen: vom Abschiednehmen von ihrer Mutter Sally.

Im Film ist es Mutter June, deren Leben dem Ende entgegengeht. Verkörpert wird sie von der wie immer fantastischen Helen Mirren. Als sich Junes Gesundheitszustand vor Weihnachten rapide verschlechtert, kommen ihr Mann (Timothy Spall) und ihre erwachsenen Kinder Julia (Kate Winslet), Helen (Toni Collette), Molly (Andrea Riseborough) und Connor (Johnny Flynn) samt Enkelkindern im Krankenhaus zusammen.

Wenn Familienmitglieder, die ohnehin schwierige Beziehungen zueinander haben, an Weihnachten zusammenkommen, birgt das jede Menge Konfliktpotenzial. Der Druck, unter dem die Menschen stehen, scheint an den Feiertagen immer stärker zu sein als an normalen Tagen - und noch mehr in einer so emotionalen Situation wie die, in der sich Junes Familie nun befindet. Unweigerlich kommt es immer wieder zu Spannungen, Streit, Vorwürfen, endlich ausgesprochenen Wahrheiten und Gefühlsausbrüchen. Aber auch zu warmherzigen Momenten. Und zu skurrilen, unfreiwillig witzigen, die sich im Angesicht des Verlustes ergeben können, wie Winslet sagt. Zumal Mutter June hartnäckig und scharfzüngig auf die Entscheidungshoheit über ihre letzten Tage besteht.

Der Film ist eine Familienangelegenheit

Dass Winslet "Goodbye June" produzieren und eine der Hauptrollen übernehmen würde, hatte von Anfang an festgestanden. Dass sie nach einer bis dato langen, erfolgreichen Schauspielkarriere das erste Mal auf dem Regiestuhl Platz nahm, das hat auch mit dem Autor des Drehbuches zu tun. Joe Anders, eigentlich Joe Alfie Winslet Mendes, ist Kate Winslets Sohn aus der Ehe mit Regisseur Sam Mendes ("Road to Perdition"). In dessen Kriegsfilm "1917" (2019) durfte sich der Filius erstmals vor der Kamera ausprobieren, 2023 war er in der Coming-of-Age-Komödie "Bonus Track" in seiner ersten Hauptrolle zu sehen.

Als Mutter und Sohn über potenzielle Regisseure sprachen, habe sie gemerkt, dass sie die Umsetzung von "Goodbye June" auf keinen Fall in fremde Hände geben konnte, erzählte Winslet im Gespräch mit "Deadline". Angst, Regie zu führen, hatte sie nicht. Sie sei "auf genügend Filmsets gewesen, um zu wissen, was funktioniert und was nicht". Dass sich im Telefonbuch des Filmstars die Namen zahlreicher namhafter Kolleginnen und Kollegen finden, erwies sich als weiterer Vorteil.

Erste Ausschnitte aus dem Film zeigen ein berührendes Ensemblestück über Familiendynamiken, die Liebe und das Leben, über das Abschiednehmen, Tod und Trauer. Das geht nicht ohne Kitsch und Pathos, schon gar nicht in einem Weihnachtsfilm, der "Goodbye June" schließlich auch sein möchte. Beschönigt wird jedoch offenbar auch nichts.

Patientenverfügungen und schwere Entscheidungen, die auf Angehörige zukommen, werden ebenso thematisiert wie die Tatsache, dass die stets knallhart ehrliche June auch am Ende nicht die perfekte, warmherzige Mutter ist. Selbst auf dem Sterbebett mäkelt sie noch an der Kleidungswahl ihrer erwachsenen Kinder herum. Manches ändert sich nie. Und das ist doch irgendwie auch tröstlich.

Quelle: teleschau – der mediendienst