In der ARD zerpflückt Masala Stegners "Manifest" - und schmunzelt über den "Trottel"-Vorwurf
Autor: teleschau - Doris Neubauer
, Dienstag, 17. Juni 2025
"Man muss mit den Feinden reden", forderte SPD-Politiker Ralf Stegner am Montag bei Maischberger. "Es wird seit 1.208 Tagen geredet", konterte Militärexperte Carlo Masala. Dem "Manifest"-Autor erteilte der Professor im ARD-Studio manche Geschichts-Lektion.
Seit rund einer Woche sorgt das von Ralf Stegner und anderen SPD-Mitstreitern wie Ex-Fraktionschef Rolf Mützenich veröffentlichte "Manifest" für Diskussionen. Darin fordern die Genossen unter anderem Gespräche mit Russland: "Militärisch ist Russland nicht zu besiegen", betonte der SPD-Außenpolitiker am Montagabend bei Sandra Maischberger im TV-Studio. Stegner: "Man muss mit den Feinden reden."
"Es wird beständig geredet", fiel ihm der Professor für Internationale Politik und Militärexperte Carlo Masala ins Wort. Jeder Europäer sei nach Moskau gereist, es habe chinesische, brasilianische und afrikanische Delegationen gegeben, Macron, Scholz und jetzt Trump hätten mit Putin Gespräche gesucht, zählte er auf: "Sie tun so, als würde nicht geredet. Es wird seit 1.208 Tagen geredet."
Ralf Stegner beruft sich auf Helmut Schmidt - Masala: "Falscher Kronzeuge"
Man müsse eben Geduld haben, konterte Stegner - und zitierte, wie so oft, einen historischen Staatsmann. Altkanzler Helmut Schmidt habe schon gesagt: "Lieber 100 Stunden umsonst verhandeln als eine Minute schießen."
"Es wird geredet und weiter geschossen - da ist Helmut Schmidt der falsche Kronzeuge", stieß er bei Masala damit auf taube Ohren. "Was machen Sie, wenn Ihr Plan scheitert?", wollte der Militärexperte von ihm wissen. Wenn nach 1.000 Gesprächen die Russen die Belastbarkeit von Artikel 5 der NATO und damit den Bündnisfall testen würden?
Konkrete Hinweise, dass die Russen genau das vorhaben, seien ausgerechnet am Tag vor der Veröffentlichung des SPD-Manifests publiziert worden. "Dann stehen Sie wehrlos da", gab Masala gleich selbst die Antwort und fügte hinzu: "Die clevere Strategie ist, sich darauf vorzubereiten und gleichzeitig zu reden." Das habe man eigentlich auch in der SPD verstanden.
Stegner will keinen Namen nennen: "Sie weichen aus"
Im "Manifest" hingegen wurde die SPD als "Friedenspartei" präsentiert und gleichzeitig kritisiert, dass sich in Deutschland und Europa Kräfte durchgesetzt hätten, die die Zukunft "in einer militärischen Konfrontationsstrategie und Hunderten von Milliarden Euro für Aufrüstung suchen".
Wer genau damit gemeint sei, wollte Sandra Maischberger genauer wissen, vielleicht SPD-Chef Lars Klingbeil oder Verteidigungsminister Boris Pistorius? Letzterer zeigte sich jüngst in Interviews genervt von den Genossen, die auf Distanz zur Außen- und Sicherheitspolitik der Bundesregierung gehen.