"Ich habe da meinen nackten, toten Körper gesehen, wie er da auf der Liege liegt"
Speedskaterin Laethisia Schimek war Europa- und Weltmeisterin und dennoch sei sie nicht zufrieden, sondern verbissen gewesen, erzählt die heute 32-Jährige. Vor einigen Jahren wird sie nach einem Fahrradunfall operiert, doch etwa vier Wochen später kollabiert sie plötzlich: Einer der Drähte, der eigentlich das gebrochene Schlüsselbein halten sollte, hat sich in die Aorta gebohrt. Ihr Herz läuft voll mit Blut, bis es aufhört zu schlagen.
"Im nächsten Moment war ich oben an der Decke mit meinem Bewusstsein, meiner Seele", erinnert sich Schimek. "Ich habe da meinen nackten, toten Körper gesehen, wie er da auf der Liege liegt." Hoffnung hat sie in diesem Moment keine, denkt nur: "Irgendwie schade, weil ich bin noch nicht fertig. Ich habe noch was zu tun." Sie hört nichts mehr, die Zeit scheint stehen geblieben zu sein und dennoch habe sie "alles gesehen, was passiert ist".
Doch plötzlich gelingt es dem Arzt, diese "Totenstille" zu durchbrechen. Schimeks Herz beginnt wieder zu schlagen. "Ich wusste sofort: Jetzt kämpfen!" Sie überlebt knapp. Körperlich sei es ihr danach "miserabel" gegangen, aber: "Ich habe angefangen zu weinen, weil ich dankbar war, weil ich verstanden habe, was es heißt, zu leben." Doch Angst und Panikattacken machen Schimek einen Neustart schwer.
Chanel Silberberg im Koma: "Ich bin durch so ein helles Licht gelaufen"
Chanel Silberberg hat schon als junges Kind eine chronische Darmentzündung. Eine unbeschwerte Kindheit sei nicht mehr möglich gewesen, erinnert sich ihre Mutter in der WDR-Doku. Doch Ärztinnen und Ärzte erkennen das Problem zu spät. Die Bakterien im Darm des Mädchens breiten sich aus, "fressen" Stellen in ihren Blutbahnen an. "Man kann sich das wirklich vorstellen, als wenn die Haut verfault ist", beschreibt das Model die Tortur.
Im Jahr 2012 verschlechtert sich der Zustand der damals Elfjährigen immer mehr, bis sie schließlich ins Krankenhaus eingeliefert wird. Noch heute kommen ihr die Tränen, wenn sie davon erzählt. In der Klinik fällt sie ins Koma und dann: "Ich bin durch so ein helles Licht gelaufen", erinnert sich die 24-Jährige. "Und ich hatte meinen Hund auf dem Arm". "Wie in einem Traum" sei sie ihrer verstorbenen Oma begegnet, der sie den Hund gegeben habe. Doch sie selbst habe gesagt: "Ich möchte nicht mit, ich würde zurückgehen." Silberberg überlebt das Koma, der Familienhund stirbt in derselben Nacht - ohne, dass sie davon etwas wusste.
Das Leben nach dem Nahtod: "Ich spüre ja jetzt, was mein Herz will"
Die drei Frauen kämpfen sich zurück ins Leben. Winzenried gibt ihren Job auf und findet ihre Berufung als Tanztherapeutin. "Ich spüre ja jetzt, was mein Herz will", erklärt sie. Wenn sie tanzt, "dann bin ich im Leben", sagt die 29-Jährige mit einem Lächeln.
Schimek geht in Therapie, ändert ihre Lebenseinstellung grundlegend und schafft es, zurück in den Sport. Das Kamerateam des WDR begleitet sie zu einer weiteren EM. Für eine Medaille reicht es dieses Mal nicht, doch die 32-Jährige nimmt es locker: "Mittlerweile weiß ich, dass ich eh schon glücklich bin, dass ich eh schon alles habe, was ich haben möchte." In einem eigenen Podcast verarbeitet Schimek ihre Erfahrungen öffentlich.
Silberberg nimmt 2021 bei "Germany's Next Topmodel" teil. Woher sie den Mut genommen habe, wisse sie bis heute nicht. "Es hat mir einfach super viel Selbstvertrauen gegeben", sagt sie rückblickend. Ihre Narben zu zeigen, fällt der 24-Jährigen, die weiter als Model arbeitet, heute nicht mehr so schwer. Gleichzeitig teilt sie auf Social Media ihr Leben mit chronischer Erkrankung und spricht über ihre Nahtoderfahrung.
Das gibt ihr Halt, auch in schwierigen Phasen. Egal ob beim Modeln, bei ihrem Pferd oder bei einer Party: "Ich würde schon behaupten, dass ich mein Leben lebe, als wäre es der letzte Tag." Angst vor dem Tod habe sie nicht mehr.