Zwischen den Frankfurter Wolkenkratzern verfolgen junge Menschen ihren Traum vom Erfolg in der Finanzbranche. Welchen Preis zahlen sie dafür? Was motiviert sie? Eine ARD-Reportage taucht in die Welt des Geldes ein.
Irgendwo auf einem Golfplatz in Frankfurt treffen sich Finanz-Influencer David Döbele und Investmentbanker Andreas Wegerich. Dabei ist das Spiel selbst zweitrangig. Es geht um Deals, um Netzwerken und um Karriere. Gar nicht so unüblich in der Finanzbranche, in der Überstunden, ständige Erreichbarkeit und wenig Privatleben zum guten Ton gehören. Dafür winken ein hohes Gehalt, Status und Anerkennung. Aber ist es das wirklich wert? Und wie blicken Banker der GenZ auf diese Fragen?
Die ARD-Reporter Madeleine Sabel und Timm Giesbers tauchen in "Y-Kollektiv: Jung-Banker - bis ans Limit" in eine Parallelwelt ein und sprechen mit Studenten, Bankern und einem Aussteiger.
"Meine größte Angst wäre tatsächlich, durchschnittlich zu sein", erklärt Ling in der ARD-Reportage. Die 20-Jährige studiert dual an der privaten Hochschule Frankfurt School of Finance. Das bedeutet drei Tage Uni, drei Tage Arbeit bei einer Bank. "Ich fühle mich jeden Abend so richtig mächtig", erzählt Ling stolz, als sie mit den Reportern auf die Skyline der Mainmetropole blickt. In einem der Wolkenkratzer arbeite sie.
Die Zeit zwischen Büro, Uni und Bibliothek nutzen die Studentinnen und Studenten zum Netzwerken, denn gute Noten alleine reichen schon lange nicht mehr aus, um im Finanzsektor Erfolg zu haben. Man müsse die richtigen Leute kennen, sagt ein junger Mann bei einem After-Work-Event. Freizeit? Fehlanzeige. Aber das scheint die jungen Leute nicht zu stören, bemerken Sabel und Giesbers.
Finanz-Influencer: "Ich glaube, das Schöne ist halt der Erfolg"
Döbele spricht auf seinen Social-Media-Kanälen genau diese jungen Leute an. Zwar war er selbst nie Banker, doch der 28-Jährige erklärt in seinen Videos, welchen Abitur-Schnitt man brauche, um in der Finanzbranche erfolgreich zu sein (laut ihm 0,67) und welche Universitäten und Hochschulen Firmen besonders beeindrucken. Außerdem bietet er Coachings an, um jungen Menschen beim Einstieg in die hart umkämpfte Finanzbranche zu helfen.
"Ich glaube, das Schöne ist halt Erfolg", erklärt er sich den Traum vieler junger Leute, in diese Welt einzutauchen. Anerkennung und Statussymbole könnten auch eine Rolle spielen, überlegt Döbele weiter, "aber viel kommt von innen", meint er. Als die beiden Reporter auf dem Golfplatz noch einmal nachfragen, kommt ihm sein Mitspieler zuvor: "Leidenschaft. Es ist Leidenschaft", ist Investmentbanker Wegerich überzeugt.
Doch hinter Sätzen wie diesem oder "die sind alle hungrig, die haben alle Bock", wie es Döbele sagt, scheint sich auch eine gewisse Erwartungshaltung zu verbergen: ständig Leistung, keine Pausen. Kritiker sagen: Der Influencer normalisiere mit seinem Content eine ungesunde Arbeitseinstellung.