Erste Bürger-Frage bringt Merz kurz aus dem Konzept, Klamroth amüsiert: "Ein Maurer der Macht"
Autor: Doris Neubauer
, Dienstag, 09. Dezember 2025
Von Bundeswehr übers Gesundheitssystem bis zur Zuverdienstgrenze in der Rente: Friedrich Merz stellte sich in ARD-"Arena" live drängenden Fragen von 150 Bürgerinnen und Bürger aus allen Ecken des Landes - und zeigte sich mancherorts überraschend selbstkritisch.
Als Notfallssanitäter will sich Bundeskanzler Friedrich Merz nicht verstanden wissen. "Vielleicht Notarzt, wenn man aufs Land schaut und die Herausforderungen, vor denen wir stehen", meinte der CDU-Chef, der sich zum Ende seines ersten Kanzler-Jahres in der "Arena" der ARD live den Fragen von Zuschauerinnen und Zuschauern stellte.
Gleich die Erste von einem Weinbauern aus Worms brachte den sonst so gewandten Merz eine Sekunde lang aus dem Konzept. Mit welchem Handwerker er sich denn vergleichen würde, wollte der wissen - im Rückgriff auf seinen berühmten "Klempner der Macht"-Vorwurf an Olaf Scholz. "Maurer, Gärtner", hatte sich der Kanzler gleich wieder gefasst und setzte zum Vergleich an: "Das Fundament ist da, aber wir müssen wesentliche Teile des Hauses neu bauen. Wir müssen das Haus der Bundesrepublik Deutschland renovieren."
Damit habe sein Team angefangen. "Ich gebe aber zu, ich bin nicht zufrieden mit dem, was wir erreicht haben", lenkte er ein. "Also ein Maurer der Macht", kommentierte Louis Klamroth, der mit Jessy Wellmer durch die 60-Minuten-Sendung führte. Oder besser gesagt, durchjagte und -peitschte - denn angesichts der vielen Themen hieß es, keine Zeit zu verlieren.
Friedrich Merz gibt zu: "Das würde ich heute anders machen"
Eines davon war das Thema Migration: "Unser Land muss ein offenes Land bleiben für diejenigen, die arbeiten wollen, die sich integrieren wollen. (...) Wir brauchen Migration", betonte der in Umfragen unter Druck stehende Regierungschef. Gleichzeitig müssten sich die Menschen an Regeln halten, "und wenn Sie es nicht tun, müssen sie gehen."
Was einerseits Applaus erntete, stieß bei einer Medizinstudentin auf Kritik: "Integration muss stattfinden, und sie findet nicht statt, wenn die Gesellschaft durch solche Aussagen gespalten wird", kam sie auf die "Stadtbild"-Aussage zu sprechen, mit der Merz für Schlagzeilen gesorgt hatte.
"Ich glaube, jeder, der guten Willens war, wusste, was ich damit meinte", fühlte sich der Kanzler missverstanden, zeigte sich dann aber doch selbstkritisch: "Ich hätte vielleicht früher klarstellen sollen, was ich damit gemeint habe. Das würde ich heute anders machen", gab er zu. Es sei ihm nicht um Äußerlichkeiten, sondern um "Bahnhöfe" und "verwahrloste Innenstädte" gegangen, erklärte er: "Ich möchte das Gegenteil von dem erreichen, was Sie empfinden", meinte er versöhnlich zur Medizinstudentin.
Jugendlicher: "Warum soll ich für das Land kämpfen, wenn das Land nicht für mich kämpft?"
Ob er sie damit überzeugt hatte, blieb in der Sendung offen - bei einem anderen jungen Menschen schien ihm das gelungen zu sein: "Warum soll ich für das Land kämpfen, wenn das Land nicht für mich kämpft?", wollte ein Jugendlicher im Kapuzenpulli wissen. Er nannte das Rentengesetz, das am Freitag verabschiedet wurde, als etwas, das es seiner Generation nur schwerer macht.