Eine Geschichte von Technikfaszination und Hybris

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"Titan" - Todesfahrt zur "Titanic"
Insgesamt 13-mal erreichte das Mini-U-Boot "Titan" mit Passagieren neben gescheiterten Versuchen das Wrack der Titanic in 3.800 Metern Tiefe.
ZDF / OceanGate Expeditions
"Titan" - Todesfahrt zur "Titanic"
Stockton Rush, der Erbauer der "Titan", war studierter Ingenieur und wollte als Innovator anerkannt werden. Er baute den Druckkörper seines U-Boots aus leichterer und günstigerer Kohlefaser statt Titan oder Stahl, wie es Industriestandard war.
ZDF / Carl Stanley
"Titan" - Todesfahrt zur "Titanic"
Das siebenköpfige Team des Untersuchungsausschusses der US-Küstenwache unter der Leitung von Chefermittler Jason Neubauer (Mitte) klärte die Ursachen des U-Boot-Unglücks auf.
ZDF / ZDF
"Titan" - Todesfahrt zur "Titanic"
Unternehmer und Abenteurer Alfred Hagen tauchte 2022 mit der Titan bis zur Titanic. Am 24. September 2024 sagt er vor dem Untersuchungsausschuss der US-Küstenwache aus.
ZDF / Jake Pennington
"Titan" - Todesfahrt zur "Titanic"
Stockton Rush, der Erbauer der Titan, war studierter Ingenieur und wollte als Innovator anerkannt werden. Er baute den Druckkörper seines U-Boots aus leichterer und günstigerer Kohlefaser statt Titan oder Stahl, wie es Industriestandard war.
ZDF / ZDF
"Titan" - Todesfahrt zur "Titanic"
Am 22. Juni 2023 wurden nach einer fünftägigen Suchaktion die Trümmer des Tauchboots Titan auf dem Meeresboden vor der Küste Neufundlands entdeckt, weniger als 500 Meter vom Bug der Titanic entfernt.
ZDF / ZDF

Die vom Untergang der "Titanic" ausgehende Faszination scheint unerschöpflich und wurde durch James Camerons Film (1997) noch verstärkt. Abenteuerlust und Geschäftssinn gingen bei Tauchgängen zur Titanic eine fatale Mischung ein. Am 18. Juni implodierte ein U-Boot auf seiner Expedition.

Die letzten Stunden des am 15. April 1912 gesunkenen Transatlantik-Dampfers "Titanic" sind legendär. Die Geschichte des für unsinkbar gehaltenen Schiffes, das einen Eisberg streifte und binnen weniger Stunden versank, übt ihre Faszination bis heute aus. Der monumentale Film von James Cameron (1997) mit Leonardo di Caprio und Kate Winslet verstärkte sie noch einmal. 111 Jahre später kam es zu einer erneuten Katastrophe: Das Expeditions-U-Boot "Titan" des Ingenieurs und Unternehmers Stockton Rush implodierte aus seiner Fahrt zum in 3.800 Meter Tiefe liegenden Wrack. Fünf Menschen starben. Die Doku "Terra X: 'Titan' - Todesfahrt zur 'Titanic" blendet nun auf das Drama, das sich im 2023 ereignete.

Hier wie dort wird ein Großteil der Schuld für das Unglück dem Kapitän gegeben. Rush, der Ingenieur und Expeditionsleiter, wollte beweisen, dass sich Tiefsee-Tauchboote auch aus günstiger Kohlefaser statt aus teurem Stahl oder Titan bauen ließen. Ein erstes U-Boot war allerdings bereits 2019 gerissen, mehrere Expeditionen gescheitert. Rush hielt jedoch an seinen Ideen fest, insgesamt 13-mal erreichte die "Titan" das Wrack in der Tiefe, erst 2022 kam es zu einem beängstigenden Knall, den die Passagiere überlebten.

"Es ist zwar schon immer eine Herausforderung gewesen, Leuten zu erklären, warum sie in einem U-Boot mitfahren sollten, weil sie normalerweise nervös sind, wenn sie da einsteigen. Aber wenn man sagt, dass man zur "Titanic" taucht, ist es ihnen egal. Sie haben die Bilder und den Film gesehen und wollen unbedingt die "Titanic" sehen. Aus geschäftlicher Sicht war das also sehr verlockend", erklärte Rush mitunter. Eigentlich hatte er Astronaut werden wollen, aber eine Sehschwäche verhinderte die Karriere. Fortan war die Tiefsee sein erklärtes Ziel. "All die coolen Dinge, die ich da draußen vermutet habe, sind in Wirklichkeit unter Wasser", tröstete er sich. "Wir haben bessere Karten vom Mond als vom Grund des Ozeans."

Der Film der renommierten britischen Dokumentaristin Pamela Gordon aus der Reihe "Terra X" legt dar, wie sehr Rush die Fährnisse der Kapsel, die einem tonnenschweren Druck ausgesetzt war, unterschätzte. Nicht zuletzt die Risse, die bei der Überwinterung in Eis und Schnee in Neufundland bis zum Frühjahr 2023 entstanden waren, erwiesen sich als tödlich. Die Überreste der Kapsel und ihrer fünf Insassen, darunter neben Rush auch der Tiefseeforscher Paul-Henri Nargeolet, wurden von der amerikanischen Küstenwache nach fünf Tagen in einer Entfernung von 500 Metern zur Titanic aufgefunden, die Kapsel war implodiert.

"Eine Geschichte zwischen Technikfaszination und Hybris", sieht die Regisseurin Pamela Gordon in ihrem Film, "eine moderne Legende eines Ikarus, der nicht zur Sonne wollte, sondern auf den Grund des Meeres, und alle Warnungen in den Wind schlug - mit fatalen Folgen, nicht nur für sich selbst."

Terra X: "Titan" - Todesfahrt zur "Titanic" - So. 22.06. - ZDF: 19.30 Uhr