Ein Bestatter hat plötzlich Angst vor Toten

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"Friesland - Abdrift"
Eigentlich soll Henk Cassens (Maxim Mehmet, rechts) Habedank (Holger Stockhaus) nur zum Apnoetauchen begleiten, doch dann haben er und Süher Özlügül (Sophie Dal) plötzlich einen neuen Fall: den Mord an Lars Schäfer.
ZDF/Willi Weber
"Friesland - Abdrift"
Kommissar Brockhorst (Felix Vörtler) hat eigentlich Urlaub, hängt aber trotzdem ständig im Büro herum und mischt sich in die Ermittlungen seiner Kollegen ein. Hat er Angst vor dem Alleinsein? Da weiß IT-Technikerin Kim Erveling (Veronique Coubard) Abhilfe - und schleppt ihn zum Vögel beobachten!
ZDF/Willi Weber
"Friesland - Abdrift"
Professorin Gabrielsen (Julika Jenkins), Chefin der Uni, und Professor Halvorsen (Erik Madsen) fragen sich, ob bei Schäfers Versuchsreihen irgendetwas nicht stimmte.
ZDF/Willi Weber
"Friesland - Abdrift"
Seit er die Leiche im Wasser gefunden hat, hat Wolfgang Habedank (Holger Stockhaus) Panikattacken. Vor Apothekenmitarbeiterin Melanie Harms (Tina Pfurr) möchte er das allerdings nicht zugeben, wie sieht das denn aus? Ein Bestatter, den der Anblick einer Leiche dermaßen verstört!
ZDF/Willi Weber
"Friesland - Abdrift"
Die Werftbesitzer Barbara (Corinna Kirchhoff) und Henning Nittum (Max Herbrechter) möchten, dass der Mord an ihrem Schwiegersohn schnell aufgeklärt wird. Nicht, weil sie ihn besonders mochten - im Gegenteil -, sondern weil er ihnen wirtschaftlich schaden könnte.
ZDF/Willi Weber
"Friesland - Abdrift"
Sühers Bruder Yunus Özlügül (Yunus Cumartpay) hat mal wieder einen neuen Job - zufälligerweise im Fahrdienst der Werft der Nittums. Sie sind die Schwiegereltern des Ermordeten.
ZDF/Michael Kötschau
"Friesland - Abdrift"
Katharina Leibold (Klara Deutschmann, links) ist die Schwester von Franziska Schäfer. Sie berichtet Süher (Sophie Dal) und Henk (Maxim Mehmet), dass ihrem Schwager, dem ermordeten Lars Schäfer, gelegentlich seine Ideale bei der Arbeit an der "Bonzen-Uni" im Weg standen.
ZDF/Michael Kötschau
"Friesland - Abdrift"
Franziska Schäfer (Tabea Bettin), die Witwe des ermordeten Professors Lars Schäfer, erfährt immer wieder Neues über ihren Ehemann.
ZDF/Michael Kötschau
"Friesland - Abdrift"
Süher Özlügül (Sophie Dal) und Henk Cassens (Maxim Mehmet) ermitteln im Mordfall Schäfer. War es ein Mord aus Eifersucht oder hat das Motiv mit seiner Arbeit zu tun?
ZDF/Willi Weber

Bestatter Habedank entdeckt im neuen "Friesland"-Krimi beim Tauchen eine Leiche und leidet fortan unter Panikattacken. Die Polizisten Süher und Henk versuchen derweil herauszufinden, wer den Hochschulprofessor Schäfer getötet hat. Hat es mit seinem aktuellen Forschungsprojekt zu tun?

"Das ist echt eins seiner seltsamsten Hobbys", schüttelt Henk Cassens (Maxim Mehmet) über die neueste Idee des notorisch umtriebigen Bestatters Wolfgang Habedank (Holger Stockhaus) den Kopf: Apnoetauchen. Da er ihm aber noch etwas schuldet, muss der Polizist ihn wohl oder übel zum Tauchgang in der Ems begleiten. Dass das Ganze allerdings in einem neuen Fall enden würde, damit war dann doch nicht zu rechnen: Habedank entdeckt unter Wasser die Leiche von Lars Schäfer (Sebastian Tessenow), Professor für Maritimes an der Privathochschule Ozeano (PHO). Ein Unfall? Das wäre dann doch zu einfach.

Nein, Henk und seine Kollegin Süher Özlügül (Sophie Dal) haben es in "Friesland - Abdrift", dem 22. Film der Reihe, am Samstagabend im ZDF einmal mehr mit einem Mordfall zu tun. Eine Kopfwunde weist darauf hin, zudem stammt das Wasser in Schäfers Lunge gar nicht aus der Ems, wie die gewiefte Apothekenmitarbeiterin Melanie Harms (Tina Pfurr) herausfindet, die noch immer ihre Chefin Insa (Schauspielerin Theresa Underberg befand sich zur Drehzeit im Mutterschutz) vertritt.

Ist der Professor vom Kurs abgekommen?

"Abdrift", das bedeutet laut Duden das Abweichen vom Kurs, insbesondere bei Schiffen oder Flugzeugen. Doch was hat das mit dem Mord zu tun? So einiges: Dass Schäfer in seiner Ehe abgedriftet war und eine Affäre hatte, bestätigt etwa seine Frau Franziska (Tabea Bettin). Und bei der Arbeit? Aufschluss könnten Schäfers Aufzeichnungen geben, doch sein Laptop ist spurlos verschwunden. Den benötigt auch sein Kollege Martin Halvorsen (Erik Madsen) dringend, der das gemeinsame Forschungsprojekt vollenden soll. Weiß eventuell Schäfers nervös wirkende Assistentin Jenny (Katharina Hintzen) mehr?

Schäfers elitäre Schwiegereltern, die angesehenen Werftbesitzer Henning (Max Herbrechter) und Barbara Nittum (Corinna Kirchhoff), machen der Polizei ordentlich Ermittlungsdruck, doch nicht etwa aus Trauer. Sie stehen kurz vor der Präsentation einer "bahnbrechenden Abgastechnik", an deren Entwicklung auch ihr ungeliebter Schwiegersohn beteiligt war. Der Mord an ihm kommt zu einer besonders ungünstigen Zeit.

Doch was ist das Motiv: Eifersucht? Raubmord, um an Daten zu gelangen? Ärger an der "Schnösel-Uni", wie Kommissar Brockhorst (Felix Vörtler) die PHO nennt? Ja, manchmal hätten Lars im Job seine Ideale im Weg gestanden, erklärt seine Schwägerin Katharina (Klara Deutschmann). Feindschaften habe es aber nicht gegeben, versichert die Uni-Leiterin Ruth Gabrielsen (Julika Jenkins).

Habedank in einer so tragenden wie tragischen Rolle

Süher und Henk haben also einmal mehr diverse Fäden zusammenzuführen in ihrem durchaus vielschichtigen Fall. Besonders macht diesen "Friesland"-Krimi aber Wolfgang Habedank. Mit cool dahingeworfenen Sprüchen wie "Leichen sind mein täglich Brot" täuscht er darüber hinweg, wie sehr ihn die unerwartete Begegnung mit Schäfers Leichnam verfolgt. Er hat Albträume, Panikattacken. Allem Anschein nach leidet er unter einer posttraumatischen Belastungsstörung. Da helfen auch seine in einer Urne versteckten Haschkekse nicht mehr zur Beruhigung. Ein Bestatter, traumatisiert vom Anblick eines Toten? Wie kann das sein?

Bei aller für die Reihe typischen schwarzhumorigen Augenzwinkerei und gelegentlichen Pietätlosigkeit nehmen Drehbuchautor Oliver Welter, Regisseurin Astrid Schult und nicht zuletzt die empathischen Figuren in Habedanks Umfeld sein Problem ernst. Mehr noch: Wie nebenbei wird hier demonstriert, dass die Angst jeden erwischen kann, egal, wie abgeklärt er oder sie auch zu sein scheint. Und dass es völlig in Ordnung ist, sich Hilfe zu suchen, wie nicht nur Süher Habedank nahelegt. "Du bist doch sonst auch Expertin von 'Ich schaff das schon alleine", erwidert er. "Nur weil ich das so mache, heißt das ja nicht, dass das richtig ist." Eine wichtige Botschaft, überbracht ohne Pathos oder erhobenen Zeigefinger - aber zum Glück auch nicht ohne den Humor, für den man die Reihe liebgewonnen hat.

Ursprünglich war "Friesland - Abdrift" bereits für den 29. Januar angekündigt, fiel aber kurzfristig der Handball-WM mit deutscher Beteiligung im Ersten zum Opfer. Der ZDF-Krimi ist eine Woche vorab in der ZDF Mediathek abrufbar.

"Friesland - Abdrift" - Sa. 19.04. - ZDF: 20.15 Uhr