Als ZDF-Team Kartell-Gewalt in Ecuador filmt, wird es plötzlich selbst zum Opfer
Autor: teleschau - Gianluca Reucher
, Mittwoch, 30. Juli 2025
Ein ZDF-Team ist für den Film "Drogenkrieg in Ecuador - Ein Land am Abgrund" in eine der gefährlichsten Städte der Welt gereist. Waffengewalt, Überfälle, Entführungen und Morde sind hier an der Tagesordnung - Drogenbanden haben alles unter ihrer Kontrolle. Das bekommen auch die Journalisten zu spüren ...
Ecuador gilt als eines der gefährlichsten Länder in Lateinamerika. Der Drogenhandel und die organisierte Kriminalität haben den Staat fest im Griff, die Gewalt der Kartelle sorgt für tägliche Horror-Szenen auf offener Straße. Für die Doku "Drogenkrieg in Ecuador - Ein Land am Abgrund" geht ein ZDF-Team ein hohes Risiko ein und begibt sich in eine der gefürchtetsten Städte der Welt. Schnell erfährt die Film-Crew am eigenen Leib, wie skrupellos hier vorgegangen wird.
"Vor fünf Minuten wurde hier jemand ermordet", zeigt ein ecuadorianischer Reporter dem ZDF-Team gleich zu Beginn des Films eine Leiche. Am helllichten Tag ist es vor einem öffentlichen Gebäude zu einer Schießerei gekommen. In vielen Gegenden des südamerikanischen Landes gehört so etwas längst zur Normalität. Im Jahr 2024 wurden allein in der Hafenstadt Guayaquil knapp 2.500 Morde verübt, also durchschnittlich sieben am Tag. Hinrichtungen auf offener Straße können die Bewohnerinnen und Bewohner hier kaum noch schockieren.
Ein Bürger berichtet verzweifelt: "Jeden Tag gibt es Morde, Leichen, Anschläge, Erpressungen oder Entführungen in dieser Stadt. Das ist alles das Werk von organisierten Banden. Ein Massaker nach dem anderen. Ich weiß nicht, was wir noch machen sollen. Eigentlich müssten wir uns alle bewaffnen, um uns verteidigen zu können."
Horror-Szenen in Ecuador: Die Drogenbanden haben hier alles im Griff
Lange Zeit galt das schöne Land am Pazifik als eines der friedlichsten in Lateinamerika. Die schwache Wirtschaft ließ die Gewalt ab 2020 schließlich explodieren. Kartelle übernahmen die Kontrolle und machten Ecuador zur Drehscheibe des internationalen Drogenhandels. Seitdem terrorisieren rivalisierende Banden aus Mexiko, Kolumbien oder auch Albanien die Bevölkerung. Aufnahmen von Entführungen, Raubüberfällen, Folter und Waffengewalt zeigen in der ZDF-Doku ein grausiges Bild.
Besonders makaber: Die Banden haben bei den Morden ihr eigenes Markenzeichen. Der ecuadorianische Polizeichef Roberto Santamaria erklärt der Film-Crew, dass eine Organisation ihre Opfer mit drei Schüssen in den Kopf tötet, eine andere schneidet Köpfe und Körperteile ab, während wieder eine andere ihre Opfer vollständig mit Kugeln durchsiebt. Auch für die Polizei sind die Einsätze enorm riskant. Zumal etliche Bewohnerinnen und Bewohner für die Kartelle als Informanten arbeiten, wie der Polizeichef schildert.
Nicht viel weniger gefährlich geht es in den überfüllten Gefängnissen von Ecuador zu. Bandenkriege sind hier keine Seltenheit. Erst vor einem Jahr brach "Fito", der mächtige Anführer der kriminellen Los Choneros, aus seiner Zelle aus. Das ZDF spricht gerade mit dem Leiter des Gefängnisses über die noch immer ungeklärte Flucht des Drogen-Bosses, da muss das Interview überraschend abgebrochen werden. Das Kamera-Team soll das Gelände umgehend verlassen. Es kommt zu einer brenzligen Situation ...
Der Leiter des Gefängnisses verabschiedet sich noch höflich von den Journalistinnen und Journalisten des ZDF, da heißt es plötzlich, dass sie die Pässe, die beim Betreten abgegeben werden mussten, nicht zurückerhalten. "Wir sollen 1.000 Dollar zahlen, erst dann bekommen wir unsere Pässe zurück", sagt eine Reporterin. Korruption vor laufender Kamera. Ob die Film-Crew das Geld gezahlt hat, wird in der Doku nicht beantwortet.