Dekadenz im Doppelpack: ProSieben packt den Serien-Hammer aus
Autor: teleschau - Eric Leimann
, Dienstag, 14. Oktober 2025
Hollywood-Blockbuster-Veteran Roland Emmerich lässt diesmal Rom untergehen: In seiner Serie "Those About To Die", einer Free-TV-Premiere bei ProSieben, glänzen Stars wie Anthony Hopkins. Im Anschluss geht es nach Westeros - mit der Wiederholung der ersten Staffel der Drachen-Serie.
Es ist ein heftiger Paukenschlag am Freitagabend: ProSieben wartet mit gleich zwei hochkarätigen Serienstarts auf. Mit "Those About to Die" zeigt der Sender die erste Serien-Produktion von Star-Regisseur Roland Emmerich, der sonst üblicherweise mehr oder weniger reale neuzeutliche Welten untergehen ließ - etwa im Öko-Katastrophenfilm "The Day After Tomorrow" oder Sci-Fi-Hits wie "Indepence Day" und "Stargate".
Gezeigt werden die zehn Folgen der antiken, aber modern inszenierten Gladiatorenspiele, die zunächst bei Amazon Prime Video zu sehen waren, in deutscher Free-TV-Erstausstrahlung. Danach tritt direkt im Anschluss um 22.40 Uhr auch die erste von zehn Folgen der Fantasy-Serie "House of the Dragon" an, die inhaltlich eine Art Vorgeschichte zur Serien-Welt von "Game of Thrones" erzählt. ProSieben wiederholt sie noch einmal, bevor dann am Freitag, 21. November, die zweite Staffel in Erstausstrahlung läuft.
Vier verfeindete Lager kämpfen um Leben und Tod - im Circus Maximus
Mit dem Begriff "Brot und Spiele" ist es so eine Sache: Der römische Kaiser Trajan (Regentschaft von 98 bis 117) gilt zwar als einer der besten Herrscher in der Geschichte des antiken Roms. Andererseits neigte der Mann auch zum Gigantismus in Sachen Unterhaltung. Angeblich soll es unter seiner Ägide einmal 122 Tage andauernde "Spiele" gegeben haben, im Rahmen derer 11.000 Menschen und 10.000 Tiere den Tod fanden. Und die Bevölkerung Roms? Soll von der Megashow begeistert gewesen sein, schreibt der Feuerschlucker, Zauberer, Abenteurer und Romanautor Daniel P. Mannix (1911-1997) in seinem bereits 1957 erschienenen Sachbuch "Those About To Die".
Schlanke 67 Jahre später liefert es die Vorlage zu einer gleichnamigen Serie, die nun bei ProSieben Premiere feiert. Auch der Regisseur des Ganzen kennt sich mit Blockbustern aus: Der Deutsche Roland Emmerich ("Independence Day") hat die Action-, Intrigen- und Untergangsserie inszeniert, im Wechsel mit einem anderen Deutschen mit internationalen Credits, Marco Kreuzpaintner ("Beat", "Bodies").
Die Handlung der Serie stellt allerdings nicht Kaiser Trajan, sondern einen seiner Vorgänger in den Mittelpunkt. Altstar Anthony Hopkins ("Das Schweigen der Lämmer") verkörpert den greisen Regenten Vespasian, real an der Macht von 69 bis 79 nach Christus. Er regierte ein Rom auf dem Zenit seiner Macht, das aber auch von Machtkämpfen und moralischem Verfall gekennzeichnet war.
Vier Patrizierlager, für Serienzuschauer praktisch gekennzeichnet durch die Farben blau, weiß, rot und grün, buhlen um die Macht. Und die drückt sich insbesondere in der ovalen Arena des Circus Maximus aus, wo Gladiatoren kämpfen, schonungslose Wagenrennen weder Mensch, Tier noch Material schonen und schon mal die "Main Stage" geflutet wird, um Riesenkrokodile gegen bedauernswerte Boat People antreten zu lassen. Mit anderen Worten: ein ziemlicher Wahnsinn das Ganze, der vom cleveren Plebejer Tenax (Iwan Rheon, der sadistische Ramsay Bolton aus "Game of Thrones") als eine Art Wettpate und Impresario in Szene gesetzt wird.
Tolle Schauwerte - mit Bezügen zur Neuzeit
Drehbuchveteran Robert Rodat ("Der Soldat James Ryan") schrieb die Serie nach Mannix' Sachbuchvorlage, die vor allem das "Brot und Spiele"-Setting des alten Roms so farbenfroh und detailreich beschrieb, dass im Jahr 2000 bereits Ridley Scotts Oscar-Sammlerfilm "Gladiator" entstand. Doch wo damals das persönliche Drama eines Sklaven (Russel Crowe) erzählt wurde, der in der Arena um sein Leben kämpfte, möchte "Those About To Die" nun eine Art Sittengemälde und komplexes Ränkespiel des damaligen dekadenten Lebens zeichnen. Mit wohl durchaus gewünschten Bezügen zu heutigen Dystopien und Niedergangszenarien der (noch) herrschenden westlichen Unterhaltungsgesellschaft. Doch man hätte nicht Großaction-Spezialist Roland Emmerich geholt, wäre den Machern vor allem an einem politischen Lehrstück und Shakespeare-haften Dramenfiguren à la "House of the Dragon" gelegen gewesen.