ARD-Doku zum "Säure-Attentat" stellt brisante Täter-Frage: "Wir wissen, an welcher Tür wir klingeln müssen"
Autor: teleschau - Paulina Meissner
, Mittwoch, 25. Juni 2025
Es war eine brutale Attacke, die Deutschlandweit für Aufsehen sorgte. Im März 2018 wurde der Top-Manager Bernhard Günther bei einer Joggingrunde mit Säure übergossen und schwer verletzt. Seither gab es zwei Verurteilungen. Doch eine Frage bleibt bis heute ungelöst.
Sechs Jahre ist es mittlerweile her, dass Bernhard Günther, damaliger Finanzvorstand bei Innogy, am Opfer einer Säure-Attacke wurde. Bei einer Joggingrunde am 4. März 2018 in Haan bei Düsseldorf wurde der Top-Manager aus dem Hinterhalt überrascht und brutal attackiert. Die dreiteilige Doku "ARD Crime Time: Das Säure-Attentat" beleuchtet den Fall und zeigt die Fragen auf, die noch heute unbeantwortet sind.
Günther überlebt die Attacke im Frühjahr 2018, behält trotz schwerer Verätzungen im Gesicht sein Augenlicht. Doch er weiß: "Das hätte auch böser ausgehen können." Mittlerweile wurden zwei Täter gefasst und verurteilt. Doch abschließen kann er mit der Tat auch Jahre später nicht. Denn zum einen ist weiter unklar, wer der Auftraggeber und die Mittelsmänner sind, und zum anderen war dies nicht die erste Attacke auf den Manager.
Bereits 2012 wurde der ausgebildete Volkswirt Opfer eines Überfalls. Nur wenige Hundert Meter entfernt vom Tatort der Säure-Attacke wird der 58-Jährige angegriffen und geschlagen. Er erleidet mehrere Prellungen und einen Knöchelbruch. Nach drei Monaten werden die Ermittlungen eingestellt. Die Täter von 2012 werden nie gefasst.
Säure-Attacke auf Innogy-Manager Bernhard Günther
Günther ist sich sicher, dass die Attacke sechs Jahre später mit dem ersten Überfall zusammenhängt: "Das kann kein Zufall sein", betont er in der ARD-Doku. Nach dem zweiten Angriff stellt sich Günther die Frage, wer von seinem "Ausfall profitieren könnte" und erstellt - wie schon 2012 - eine Liste mit potenziellen Namen aus seinem Umfeld.
"Als ich dann die Namen von den beiden Listen übereinander gelegt habe, blieb nur ein Name übrig", erklärt Günther vor der Kamera. Auch der "Zeit"-Journalistin Luisa Hommerich, die sich nun seit Jahren mit dem Fall beschäftigt, wird genau dieser Name im Laufe ihrer Recherchen mehrfach genannt. Er fiel demnach in mehreren Gesprächen mit Insidern der Energiebranche.
Bernhard Günther teilt der Polizei den Namen mit. Die sind jedoch nicht überzeugt, schließen auch einen Täter aus dem persönlichen Umfeld weiterhin nicht aus. Janina Bachtenkirch, Staatsanwältin in Wuppertal, die seit 2022 in dem Fall ermittelt, erklärt dazu: "Gerade Säure ist eben auch ein Tatmittel, was auf einen persönlichen Bezug hindeutet." Es sei jedoch alles beleuchtet und in alle "Bereiche ermittelt worden". "Es konnte sich aber kein Tatverdacht hinsichtlich einer bestimmten Person erhärten", so Bachtenkirch.
Opfer erfuhr aus dem Medien, dass die Ermittlungen eingestellt wurden
Günther sieht das anders: "Als wir viele Monate später über unseren Anwalt das erste Mal Zugriff auf die Ermittlungsakte bekamen, sahen wir, dass zu diesem Zeitpunkt in das berufliche Umfeld überhaupt nicht ermittelt wurde." Im privaten Umfeld sei dagegen, so Günther, "recht forsch ermittelt" worden. Bis heute kann der Manager das damalige Vorgehen der Ermittler nicht nachvollziehen.