"Führt doch direkt zu Leuten wie Trump": Manfred Weber gerät bei Debatte um EU-Richtlinien mit Lanz aneinander
Autor: teleschau - Natascha Wittmann
, Donnerstag, 25. Sept. 2025
Die Abhängigkeit der EU von russischem Öl und Gas sorgt für jede Menge Kritik. Bei "Markus Lanz" bezog Manfred Weber Stellung zur Rede von Donald Trump bei den UN. Zeitgleich geriet er mit dem ZDF-Moderator aneinander, als es um die vielen Richtlinienvorschläge der EU-Kommission ging.
Bei den Vereinten Nationen in New York hielt US-Präsident Donald Trump vor wenigen Tagen eine feurige Rede, in der er nicht nur die UN, sondern auch Europa an den Pranger stellte. Besonders, als es um den russischen Angriffskrieg in der Ukraine ging, zeigte sich Trump genervt von der europäischen Widersprüchlichkeit. Er forderte die Europäer dazu auf, den Kauf von Öl aus Russland zu stoppen und kritisierte zeitgleich, dass die NATO-Verbündeten ihren "Verbrauch russischer Energie" bislang "nicht ausreichend reduziert" haben. Als Lanz am Mittwochabend den EVP-Vorsitzenden Manfred Weber darauf ansprach, überraschte dieser mit der Aussage, dass er die Rede von Trump nicht gesehen habe.
Als Lanz geschockt reagierte, ruderte der CSU-Vize jedoch teilweise zurück und sagte, dass er die wichtigsten Aspekte der Rede natürlich mitbekommen habe. In Bezug auf die militärische Abhängigkeit von Amerika sagte Weber trocken: "Wir werden uns um uns selbst kümmern müssen. Und das ist meine Aufgabe, als Europa-Politiker das jetzt anzugehen." Eine Aussage, die Markus Lanz nicht überzeugen konnte. Er hakte unbeirrt weiter nach: "Ist es zutreffend, dass wir alleine im vergangenen Jahr für 40 Milliarden Öl und Gas aus Russland importiert haben?" Weber antwortete schwammig: "Ich habe die Zahl nicht im Kopf, aber die Größenordnung ist sicher bedrückend. (...) Ungarn, Slowakei (...) finanziert damit indirekt die Kriegsmaschine Putins mit." Lanz konterte darauf, dass "alleine in den ersten acht Monaten dieses Jahres mehr als 11 Milliarden" an Russland geflossen seien. Der Politiker nickte mit ernster Miene: "Das sind bedrückende Zahlen."
Lanz fragt nach Auftritt von Trump: "Wie peinlich ist das für uns?"
Lanz redete sich weiter in Rage und stellte klar: "Wir finanzieren seine Kriegsmaschinerie!" Dem konnte Manfred Weber nicht widersprechen. Stattdessen versuchte er, den Fokus auf die Schlussfolgerung zu richten. "Wir haben ja mit den Zollverhandlungen (...) erlebt, wie schwach die Europäische Union ist, weil die Strukturen, die wir haben, nicht dazu führen, dass wir handlungsfähig sind als Europäische Union", so Weber ehrlich. Dennoch gab er zu, dass die 18 Sanktionspakete in Russland "schon heute einen deutlichen Einbruch bei der Wirtschaft und auch Inflation gebracht haben. Die Wirkung ist da und es könnte noch mehr werden, wenn wir wirklich global miteinander handeln".
Für Lanz schien dies noch nicht genug zu sein. Er fragte streng: "Wie peinlich ist das für uns? Wir treten ja auch gerne so als Moralapostel auf und zeigen dann sehr gerne auf jemanden wie Trump. (...) Tun wir das auch, um abzulenken von unserem eigenen Versagen?" Manfred Weber hatte darauf keine konkrete Antwort. Er warnte lediglich: "Das ist extrem risikobehaftet, diese Wechselhaftigkeit dieses Präsidenten. Wir wünschen uns alle eine andere Welt, in der wir leben. Wir wünschen uns doch alle viel mehr Selbstbewusstsein, aber die Realität ist eine andere." Grund genug für Lanz, nachzuhaken: "Wie lange soll das dauern, diese Angst, diese Abhängigkeit, diese leise Treterei?" Der CSU-Vize antwortete zurückhaltend: "So lange, bis wir wieder selbstbewusst sagen können, wir können uns eigenständig verteidigen, Herr Lanz." Einen konkreten Fahrplan konnte Weber jedoch nicht nennen. Stattdessen sagte er: "Wir haben die Mittel jetzt bereitgestellt auf europäischer Ebene. (...) Der Rahmen ist gesetzt und jetzt muss es implementiert und umgesetzt werden."
Lanz reagiert wütend: "Wir reden jeden Tag darüber, dass wir viel zu viel Bürokratie haben"
Ähnlich ins Schwimmen geriet Manfred Weber auch, als der ZDF-Moderator ihn auf die vielen Richtlinienvorschläge der EU-Kommission ansprach - darunter die Regel, dass die Vibration bei Bohrmaschinen künftig vorgeschrieben werden müsse. Während sich Lanz darüber lustig machte, fragte Weber streng: "Was ist da falsch dran?" Lanz konterte prompt: "Wir reden jeden Tag darüber, dass wir viel zu viel Bürokratie haben!" Der CSU-Vize ließ sich davon nicht beirren und hielt dagegen: "Wir machen derzeit einen Bürokratisierungsabbau wie nie zuvor auf der europäischen Ebene (...) und dann gibt es gleich wieder Kritik."
Eine Aussage, bei der dem ZDF-Moderator der Kragen platzte: "Naja, Entschuldigung! Ganz ehrlich, wenn man die EU verhetzen will, kann man das so einfach machen." Er ergänzte energisch: "Sie verordnen in einer Leiterrichtlinie, wie ein Unternehmen eine Leiter aufzustellen hat!" Statt einzulenken, konterte Manfred Weber selbstbewusst: "Herr Lanz, diese Gesetze gibt's heute 27 Mal. (...) Jedes einzelne Land hat das. Wir versuchen dann in Europa die Standards zu harmonisieren." Dennoch warnte Lanz in dem Zusammenhang: "Wir reden doch darüber, dass wir Menschen begeistern müssen für Demokratie, für diese Art von Staatsform und für das Gefühl, dass es anders nicht unbedingt besser ist. Das führt doch direkt zu Leuten wie Trump!" Den Vorwurf wollte Weber nicht unkommentiert lassen. Er schoss in Richtung Lanz: "Wenn Sie (...) diese konkreten Beispiele rausziehen, dann sorgen Sie mehr für die Verunsicherung bei den Leuten draußen!"