Danach wird gesucht: 3 neue Trends in der Welt der Pornos - Erotikbranche im Wandel
Autor: Redaktion
München, Freitag, 07. Februar 2020
Mehr Frauen, mehr Vielfalt, mehr Natürlichkeit: Was nach dem Wahlprogramm der Grünen klingt, sollen die Pornotrends 2020 sein. Tatsächlich tut sich etwas in der Erotikbranche, sexuelle Vorlieben verändern sich. Doch das hat auch unbefriedigende Aspekte.
Hand aufs Herz: Wann haben Sie zuletzt einen Porno gesehen? Und nach welchen Begriffen haben Sie gesucht? "Deutsch" ist den Statistiken der Plattform Pornhub zufolge Suchwort Nummer eins unter Nutzern aus Deutschland. Deutlich häufiger als im Rest der Welt schauen die Deutschen demnach auch Videos aus den Kategorien "Pissing" und "Fetish" - was immerhin keiner großen Erklärung Bedarf.
Glaubt man den Trendreports 2020 von xHamster und Stripchat, ist der Erotikmarkt im Wandel: Frauen spielten eine immer größere Rolle, vor allem als Kundinnen. Sie machten inzwischen bis zu einem Drittel aller User aus. In der Darstellung werde zum Beispiel "Hotwifing" populärer, beschrieben als "stolze Präsentation offener Beziehungen, bei der der Mann durch das Vergnügen seiner Frau erregt wird". Zudem seien Natürlichkeit und Vielfalt populär, gemessen an der Nachfrage nach Amateurpornos oder Begriffen wie Polyamorie und Transporn. Selbstredend nutzen Anbieter solche Studien auch zu Marketingzwecken.
"Männer mögen Kuschelsex"
Das boomende Thema Achtsamkeit führe zu zärtlicherem, sanfterem Sex, hieß es jüngst in einer Umfrage des Datingportals secret.de unter der Überschrift "Vor allem Männer mögen Kuschelsex". In den Ausführungen dazu spricht secret.de-Expertin Andrea Bräu von einem Bewusstseinswandel: "Die Menschen haben keine Lust mehr, immer zu performen, zu funktionieren, und das gilt auch für den Sex. Denn mit einem erfüllenden, erotischen Erleben haben Turnübungen und Höchstleistung nichts zu tun." Im starken Kontrast dazu stehen die nach wie vor oft angeklickten Filme aus Kategorien wie "Anal", "Blackmail" (Erpressung) oder auch "Fisting".
Tatsächlich verändert sich die Gesellschaft, auch was die Vorlieben beim Sex angeht, wie Ulrich Köhler vom Trendbüro in München sagt. "Gerade die jüngere Generation ist damit aufgewachsen, dass Vielfalt selbstverständlich ist." Das gelte gleichermaßen für die Sexualität und zeige sich in einer größeren Auswahl an Spielarten. "Es kann mehr ausprobiert werden." Das sehe man bei Beziehungsformen etwa mit Patchworkfamilie und offener Partnerschaft ebenso wie beim Sexleben.
Zielgruppe für Erotik und Pornos ändert sich
Die Branche reagiere auf die sich ändernde Zielgruppe, erläutert der Sprecher der Erotikmesse Venus, Walter Hasenclever. Dort sei der Anteil weiblicher Besucher 2019 auf 40 Prozent gestiegen. Es kämen auch mehr Paare, um gemeinsam für ihr Liebesleben einzukaufen. Die Aussteller hätten sich gewandelt: mehr erotische Produkte wie Wäsche und Spielzeug - weniger Pornografie, so Hasenclever. "Erotikfilme für Frauen werden immer stärker, und es gibt immer mehr Anbieter auf dem Markt. Bei Portalen wie xHamster laden immer mehr User entsprechenden eigenen Content hoch, der genau diese Wünsche widerspiegelt."
Besonders die "Generation Z", die ab dem Jahr 2000 Geborenen, werden den Markt erheblich verändern - da ist sich Köhler ebenso sicher wie die Porno-Plattformen. Sexuelle Angebote würden größtenteils auf dem Smartphone, also mobil konsumiert. Live-Angebote etwa vor der Webcam seien gefragt. Das passe zu den sogenannten Digital Natives, die mit Handy, Skype und FaceTime aufgewachsen sind. Sie hätten ein größeres Interesse an (vermeintlicher) Nähe und Authentizität, sagt Köhler.