Die Gefahr ist im Kosovo nicht so omnipräsent wie beispielsweise in Afghanistan, doch unbewaffnet verlässt niemand das amerikanische Camp Bondsteel, auf dem die deutsche Einheit stationiert ist. Ihre Sorgen sieht man Alina im Einsatz nicht an: Ruhig und bestimmt erteilt sie Befehle, bevor sie mit ihrem Zug auf Patrouille geht. Dabei tragen alle Schutzausrüstung und haben eine sogenannte Langwaffe dabei.
Auf einer solchen Patrouille ist auch das ZDF-Team dabei: Als Alina und ihr Zug ein verdächtiges Haus entdecken, geht die Offizierin als Erste durch die Tür. Wer oder was sie dort erwarten könnte, wissen die Einsatzkräfte nicht. Die Spannung ist beinahe greifbar. Dieses Mal finden sie im Inneren nur Verwüstung. Doch die Gefahr bleibt ein ständiger Begleiter.
Vor dem Einsatz schreiben Alina und Peter ihre Testamente
Angesichts der Gefahren, die Einsatzkräfte im Ausland erwarten, empfiehlt die Bundeswehr ihnen, im Vorhinein ihr Testament zu schreiben. "Es ist schon irgendwo ein seltsames Gefühl", gibt Alina zu. "Trotzdem ist es aber auch etwas, das sich gut anfühlt, weil ich weiß, dass damit Sachen geregelt werden, die ich geregelt haben will. Obwohl es schon eine schwerere Aufgabe war", erklärt sie. Peter hat ebenfalls sein Testament geschrieben: "Ich kann im Einsatz ums Leben kommen und da ist schon wichtig, dass abgesichert ist, was mit meinem Vermögen geschieht."
In der Bundeswehr gilt: vorbereitet sein auf einen Fall, der hoffentlich nicht eintritt. So auch im Kosovo: Dort trainieren die Soldatinnen und Soldaten beispielsweise den kontrollierten Umgang mit Demonstrationen. Selbst das ist nicht ungefährlich: Bei einer solchen Übung wird Alina am Kopf getroffen und verliert das Bewusstsein.
Auch in diesem Moment sind die Gedanken der Offizierin zuerst bei ihrer Einheit. "Dann wurde mir aber sehr schnell klargemacht, ich soll mich jetzt mal um mich selbst kümmern", erzählt sie später. Hunderte Kilometer von zu Hause entfernt sind es die Kameraden, die auf sie achten.
Briefe aus der Heimat: "Dann bin ich wieder der Mensch"
Doch die Kameradschaft kann Familie und Freunde nicht ersetzen: "Ich persönlich habe hier im Einsatz hin und wieder einsame Momente", gibt Peter zu. Mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern telefoniert er zweimal die Woche. Die Familie ist die Distanz gewohnt: Peter ist seit über 20 Jahren bei der Bundeswehr und war bereits mehrmals im Ausland im Einsatz.
Alina spricht jeden Tag mit Freundinnen und Freunden. Manchmal bekommt sie außerdem Post aus der Heimat. Ein Brief ihres besten Freundes rührt die sonst so taffe Frau sichtlich. "Wenn ich das lese, dann bin ich Alina, dann bin ich wieder der Mensch und habe ein Leben, das über die Bundeswehr hinausgeht", lächelt sie.
"Wir trainieren die ganze Zeit für einen Fall, von dem wir hoffen, dass er nicht eintritt"
Alinas Gedanken sind während ihrer Zeit im Kosovo bei ihrem Einsatz. Doch die Angst vor einem Krieg begleitet sie angesichts der angespannten außenpolitischen Lage dennoch. "Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, ich hätte vor der Gefahr eines Krieges keine Angst oder Sorge", gibt sie zu. "Es ist so typisch für uns Soldaten: Wir trainieren die ganze Zeit für einen Fall, von dem wir hoffen, dass er nicht eintritt."
Doch sollte es so weit kommen, fehlen der Bundeswehr Tausende Einsatzkräfte. Peter wünscht sich deshalb eine Rückkehr zur Wehrpflicht - für Männer und für Frauen.
"37°: Hoher Einsatz - Soldaten im Kosovo" ist am Dienstag, 18. November, um 22.15 Uhr im ZDF und bereits jetzt in der ZDF-Mediathek zu sehen.
Quelle: teleschau – der mediendienst