Bundespolizisten mordeten fürs Drogen-Kartell - in TV-Doku wollen sie "nicht länger schweigen"
Autor: Gianluca Reucher
, Freitag, 05. Dezember 2025
In der ZDF-Doku "Narco Circus - Mexikos Kampf gegen die Drogen" wird gezeigt, wie ein mexikanisches Drogenkartell mit den Behörden des Landes zusammenarbeitet. Dabei verraten ehemalige Bundespolizisten erschreckende Details.
"El Chapo" gilt als einer der berüchtigtsten Drogenbosse aller Zeiten - doch immer wieder gelang es Joaquín Archivaldo Guzmán Loera, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, auf scheinbar magische Weise der Justiz zu entkommen. Die vierteilige ZDF-Doku "Narco Circus - Mexikos Kampf gegen die Drogen" deckt jetzt auf, dass dabei von purem Glück allerdings kaum die Rede sein konnte. Stattdessen hatte der Chef des mexikanischen Sinaloa-Kartells unzählige Helfer innerhalb der Behörden.
Im Jahr 2006 war Mexiko fest in der Hand der Drogenkartelle. Gemeinsam mit der US-Regierung sagte der damalige mexikanische Präsident Felipe Calderón dem Drogenschmuggel den Kampf an. Doch ein Mitglied des Sinaloa-Kartells verrät in der ZDF-Doku: "Die Regierung kämpft weder gegen das organisierte Verbrechen noch gegen die Kartelle. Alles gelogen. Einen Krieg wie in den Nachrichten gab es gar nicht."
Der Drogenkriminelle, der sich nur mit einer Maske vor der Kamera zeigt, weiß: "Die Korruption, die Mafia, die Drogen: Das hört nicht so schnell auf. Wir sprechen hier von einer gewaltigen Menge Geld." Er ist überzeugt: "Das Sinaloa-Kartell wird immer ein Kartell bleiben. In der Regierung wird immer die Mafia sitzen. Kartell und Regierung werden weiter nebeneinander existieren müssen. Der Zirkus hört nie auf!"
"Wir wurden manipuliert. Der Befehl kam von der Regierung"
Auch ein ehemaliger mexikanischer Bundespolizist meldet sich in der Dokumentation zu Wort. "Ich kann nicht länger schweigen", sagt er und tritt ebenfalls mit einer Maske vor die Kamera. Als Leutnant sei es seine Aufgabe gewesen, "dem Volk zu dienen, aber was wir in Wahrheit taten, war illegal", gesteht der Mann, der "El Chango" genannt wird, und zählt auf: "Leute verschwinden lassen, Korruption, Mord." Heute bereue er, was er getan hat.
Der Ex-Bundespolizist habe die (inoffizielle) Aufgabe gehabt, mit dem Sinaloa-Kartell das mächtigste aller Drogenkartelle in Mexiko zu schützen - und damit allen voran den Kopf der kriminellen Organisation, "El Chapo". Denn das Kartell habe "eine Abmachung mit der Regierung" gehabt. Nannten die Kartellmitglieder den Bundespolizisten einen Namen, musste diese Person verschwinden, "damit sie auf dem Drogenmarkt keine Konkurrenz hatten", erzählt "El Chango": "Wir wurden manipuliert. Der Befehl kam von der Regierung."
"El Chapo" floh zweimal aus der Haft - mihilfe der Behörden
"Alles, was ich erzähle, ist vertraulich", tritt ein weiterer ehemaliger mexikanischer Bundespolizist maskiert vor die Kamera. Er packt aus: "Wir haben alles gemacht. Man schickte uns, um Geld und Drogen zu liefern, um Leute umzulegen oder verschwinden zu lassen. Klar haben wir das gemacht." Das Risiko seines Geständnisses ist ihm durchaus bewusst: "Die wollten mich umbringen, damit ich nicht rede. Aber: Hier bin ich."
Mit der Hilfe der Behörden konnte "El Chapo" zweimal aus mexikanischen Hochsicherheitsgefängnissen fliehen. Nach seiner dritten Verhaftung wurde er schließlich im Jahr 2017 an die USA ausgeliefert und dort 2019 zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe ohne Möglichkeit der Aussetzung zur Bewährung plus zusätzlich 30 Jahre verurteilt. Seitdem sitzt der Drogenboss im US-amerikanischen Bundesgefängnis ADX Florence.