Bronzebüste begeistert "Bares für Rares"-Experten - die Händler beschleicht jedoch ein ungutes "Bauchgefühl"
Autor: Bettina Friemel
, Freitag, 28. November 2025
Hier stimmte etwas nicht, das sah Trödelhändler Walter Lehnertz sofort. Auch seine Kollegen widersprachen ganz klar der zuvor gestellten Expertise.
Ein Objekt warf am Freitag im "Bares für Rares"-Händlerraum Fragen auf: Wo war die Signatur des Künstlers? Und warum sah die Büste neuer aus als sie sollte? Im Auftrag seines Opas war Jannik aus Ahlen mit dessen Bronze-Büste in die ZDF-Trödel-Show gekommen: "Der ist jetzt ins Wohnheim gekommen, deswegen ist jetzt leider kein Platz mehr dafür da." Als großer "Bares für Rares"-Fan sagte Opa: "Wenn wir sie verkaufen, dann nur hier."
"Der hat die schon seit über 40 Jahren in seinem Besitz", erzählte der Enkel des ehemaligen Fleischhändlers. "Der hat die von einem Baron abgekauft", vermutlich bei einem Viehhandel. Experte Colmar Schulte-Goltz hatte überwiegend Positives zu berichten. "Er ist begeistert, man sieht es ihm regelrecht an", meinte Horst Lichter. "Eine wunderbare Büste ist das Ganze", fand Schulte-Goltz.
Die Büste trug den Titel "Sortie de l'église" und zeigte eine junge Frau nach dem Kirchgang. "Sie ist quasi eine klassische Schönheit", erinnerte Schulte-Goltz das ebenmäßige Gesicht an eine Venusgestalt. Einen Künstler konnte der Experte mit dem Pariser Bildhauer Eugène-Antoine Aizelin zuordnen, "der aber im Objekt selbst überhaupt nicht mit einem Namenszug zu finden ist". Als Entstehungszeitraum nannte er aufgrund des Schriftzugs von Maison Marnyhac zwischen 1875 und 1879.
"Also Künstler eigentlich unbekannt, aber zugeschrieben?", hakte Lichter nach. "Hierbei kann ich ihn sagen, und ich kann es fest Aizelin zuschreiben", blieb Schulte-Goltz dabei. "Das ist nach seinem Entwurf, wahrscheinlich auch in enger Abstimmung mit ihm im Maison Marnyhac gemacht worden."
"Vielleicht soll sie ja beim Opa bleiben"
Den einzigen Makel sah der Experte im Zustand: "Ich vermute, dass das Stück auch mal draußen gestanden hat." Die von Janniks Opa erhofften 1.500 Euro konnte Colmar Schulte-Goltz bestätigen und hielt sogar 1.800 Euro für möglich.
Im Händlerraum kamen jedoch sofort Zweifel auf. Julian Schmitz-Avila vermutete sogar Keramik als Material. Anaisio Guedes machte den Gewichtstest: "Das ist Bronze." Eine Signatur des Künstlers fand er jedoch nicht. "Dann ist es ja ein Nachguss!", meinte Walter Lehnertz. "Sie sieht uns etwas neueren Datums aus." Schmitz-Avila (rechts) recherchierte und schürte die Skepsis: "Die Büste habe ich sogar zweimal gefunden, allerdings immer signiert. Mich wundert es etwas, dass diese Ausformung nicht signiert ist."
"Mein Bauchgefühl von der Haptik, vom Zustand - ich würde die eher in die 1910er- oder 20er Jahre-datieren", stimmte Ferdinand Resul Adanir zu. "Das würde erklären, warum sie nicht signiert ist, weil er hat ja gelebt bis 1902." Deshalb wollte auch niemand mehr als 400 Euro bieten, "weil wir müssen uns den Kunden auch erklären, wenn wir das weiterverkaufen". Lehnertz meinte: "Vielleicht soll sie ja beim Opa bleiben." Also nahm Jannik die Büste wieder mit.