Black Friday, Prime Day und Co: ARD-Doku deckt "enttäuschende" Schein-Rabatte auf
Autor: Franziska Wenzlick
, Montag, 24. November 2025
Hohe Rabatte - hohe Ersparnis? Dass diese Rechnung nicht immer aufgeht, zeigt die neue ARD-Dokumentation "Die Wahrheit über Schnäppchen-Preise". Besonders überraschend fällt das Ergebnis eines Praxistests aus, der den Nutzen von Aktionstagen wie dem Black Friday genauer unter die Lupe nimmt.
Der Black Friday naht. War der "schwarze Freitag" lange Zeit ein reines US-Phänomen, gilt der vierte Freitag im November inzwischen auch hierzulande als umsatzstärkster Tag des Jahres. Wirklich Geld sparen lässt sich an solchen Rabatt-Tagen allerdings nur bedingt, wie nun die ARD-Dokumentation "Die Wahrheit über Schnäppchen-Preise" mittels eines Praxistests demonstriert.
Im Auftrag des Recherche-Teams erwirbt "eine preisbewusste Familie" aus Leipzig am sogenannten "Prime Day" verschiedene Produkte. Mehrere Wochen später - an einem beliebigen Tag - versucht Wirtschaftspsychologe und "Schnäppchen-Profi" Lucas Scheller, die gleichen Produkte ebenfalls günstig online zu kaufen.
Die Bilanz: Für eine Kettensäge, ein Paar Sneaker, eine Matratze, ein Tablet sowie eine Küchenmaschine gibt Familie Unger-Naumann am "Prime Day" insgesamt 1.130 Euro aus. Lucas Scheller hingegen hat mit ein wenig Rechercheaufwand und verschiedenen Coupons lediglich 879,18 Euro bezahlt. "Ich fand es schon spannend, aber auch enttäuschend", seufzt Madeleine Naumann nach dem Experiment.
"Rabattsymbole sind ein gelernter Reiz"
Enttäuscht sind die selbsternannte Schnäppchenjägerin und ihr Mann unter anderem darüber, dass es sich bei einigen der Angebote nicht um wirkliche Rabatte handelt. So heißt es im Falle der Kettensäge, diese sei um 31 Prozent günstiger - allerdings nur in Bezug auf die unverbindliche Preisempfehlung. Dass das Modell auch in den drei Vormonaten keinen Cent mehr gekostet hat, geht aus der Produktseite nicht hervor. "Letztendlich muss einem ja klar sein: Diese Inflation von Sonderaktionen und Rabattaktionen kann nicht funktionieren", mahnt der Jurist Thomas Seifried. "Der Händler muss ja Gewinn machen."
Auch bei der Küchenmaschine gelingt es der Familie nicht, am Testtag zu sparen. Zwar wird das Produkt mit einem Rabatt in Höhe von 29 Prozent beworben. Da der Preis kurz vor dem Aktionstag jedoch deutlich angehoben wurde, fällt die eigentliche Ersparnis im Vergleich zu den Vorwochen mit lediglich fünf Prozent deutlich geringer aus.
Nichtsdestotrotz geben die vermeintlich gesparten Prozente Vebrauchern ein gutes Gefühl. "Unbewusst gefällt uns allen ein Rabatt", erklärt der Neurowissenschaftler Kai-Markus Müller. "Wir haben alle den Drang danach, ein Schnäppchen zu machen." Die Emotionen seien "der eigentliche Treiber des Verhaltens".
Denn: "Rabattsymbole sind ein gelernter Reiz. Wenn wir Rabattsymbole sehen, ist das automatisch in unserem Gehirn verknüpft mit der positiven Emotion, sodass wir gar nicht mehr wirklich nachrechnen." Es habe sich im Laufe der Menschheitsgeschichte "niemals eine Hirnregion entwickelt, die eine Zahl mit einem Ding assoziiert hat - also ein Preis mit einem Produkt".