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Von Haftbefehl bis Amy Winehouse: Das sind die besten Musik-Dokus aller Zeiten


Autor: Teleschau  

, Dienstag, 28. Oktober 2025

Musikdokumentationen zeigen, wie erfolgreiche Musiker als Menschen ticken. Welchen Dokus das besonders gelungen sind, verraten wir in der Galerie. Mit dabei: Amy Winehouse, die Beatles, Michael Jacksons außergewöhnliches "We Are The World"-Projekt - und Deutsch-Rapper Haftbefehl.


Musiklegenden wie die Beatles, Bob Dylan oder Amy Winehouse haben Geschichte geschrieben. Wer aber waren und sind die Menschen hinter den Stars? Und wie entstand ihre Musik, für die sie millionenfach geliebt und bewundert werden? Diesen Fragen gehen Musikdokumentationen immer wieder nach. Welche Dokus sich besonders lohnen, verraten wir in der Übersicht.

"Babo - Die Haftbefehl-Story" (Netflix)

Für Haftbefehl sind sie alle da. Marteria, Jan Delay, Kool Savas und Xatar, ebenso wie Bausa und Peter Fox. Und alle sind sich in der Netflix-Dokumentation "Babo - Die Haftbefehl-Story" einig: Einen größeren Künstler gab es im Deutschrap bis dato nicht. Haftbefehl sei "unantastbar", huldigt Jan Delay ihn. Und doch ist der Dokumentarfilm von Juan Moreno und Sinan Sevinç alles andere als eine unreflektierte Heldenschau. Vielmehr legt der Film Zeugnis einer stetigen Gratwanderung zwischen Bühnenshow und Drogenabsturz, zwischen Familienzeit und enttäuschten Erwartungen ab.

90 Minuten lang wandelt man mit der Rapikone am Rande der Selbstzerstörung zwischen Gangsta-Rap, Familie - und Unmengen an Koks. Diese Mischung machen die Netflix-Doku zu hartem Tobak. Sie ist wie sein Protagonist: hart, ehrlich und ungeschönt. Und doch hat man nach dem Auf und Ab durch Haftbefehls Leben den Eindruck, den Protagonisten - und seine Abgründe - zumindest ein Stück weit kennengelernt zu haben. Damit löst die Doku etwas ein, was bei vielen Genreablegern nur ein leeres Versprechen ist: ungefilterte und ehrliche Einblicke in das Leben des Protagonisten. Passend dazu schließt Haftbefehl am Ende des Films: "Es muss ehrlich sein, Bro."

"Beatles '64" und "The Beatles: Get Back" (beides Disney+)

1964 traten die Fab Four in der US-TV-Show "Ed Sullivan Show" auf - damit war die Beatlemania endgültig nicht mehr aufzuhalten. Mit seltenen Aufnahmen hinter den Kulissen, Kommentaren zeitgenössischer Medien und Interviews mit berühmten Weggefährten zeichnet Regisseur David Tedeschi in seinem Dokumentarfilm "Beatles '64" (2024, bei Disney+) den Aufstieg der wohl bedeutendsten Band der Musikgeschichte nach.

Der Filmemacher wagt auch eine Erklärung für das Kulturereignis Beatles: Seine Doku "Beatles '64" beginnt mit einer Rede John F. Kennedys. Darin spricht de US-Präsident von der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Diese Hoffnung knüpften viele Amerianer auch an die Beatles. In einem Land in Schockstarre nach dem Zweiten Weltkrieg, wo die Sklaverei, aber noch nicht die Rassendiskriminierung überwunden war, beschworen die Musiker mit ihrer Energie und ihrer bahnbrechenden Musik den Aufbruch in eine neue Zeit.

Auch "Herr der Ringe"-Regisseur Peter Jackson widmete sich den legendären Pilzköpfen. Für seine Dokumentation "The Beatles: Get Back" (2021, ebenfalls bei Disney+) sichtete und restaurierte er 57 Stunden Filmmaterial von den Aufnahmesessions des legendären Beatles-Albums "Let It Be". Das beeindruckende Ergebnis fängt die Energie und Kreativität einer Band ein, die sich auf dem Höhepunkt ihres Schaffens befand, aber auch schon Auflösungserscheinungen zeigte.

"The Greatest Night Of Pop" (Netflix)

Eine Nacht, 47 Stars und ein Song für die Ewigkeit: 1985 vereinten Lionel Richie, Michael Jackson, Quincy Jones und Stevie Wonder die größten Namen der Musikbranche, um mit "We Are The World" ein Benefizprojekt ins Leben zu rufen. Unter dem Motto "USA for Africa" sammelte der Welthit Millionen für hungernde Menschen in Afrika. Die Doku "The Greatest Night Of Pop" (2024, bei Netflix) setzt diesem außergewöhnlichen Kapitel der Musikgeschichte ein Denkmal.

Das beeindruckende Machwerk von Bao Nguyen beleuchtet den gewaltigen organisatorischen Aufwand hinter der Initiative "We Are The World" und zeigt, wie Produzent Quincy Jones die Herausforderung meisterte, 47 Musikstars in Einklang zu bringen. Abgerundet wird der Film durch unterhaltsame Anekdoten von der legendären Aufnahmesession.

"Amy" (Joyn)

Amy Winehouse verwandelte ihre Qualen in Musik - fast jeder ihrer Songs spiegelt ihr eigenes Leben wider. Die Oscar-gekrönte Dokumentation "Amy" (2015, derzeit verfügbar bei Joyn) stellt diese Zusammenhänge her, indem sie Lieder und Lyrics in die bewegende Lebensgeschichte der 2011 verstorbenen Sängerin einbettet. Egal, wie oft man ihre Lieder gehört hat, in diesem Film entfalten sie eine emotionale Wucht, die unter die Haut geht.

Der britische Filmemacher Asif Kapadia ("Senna") nähert sich der Ausnahmekünstlerin in chronologischer Reihenfolge. Schritt für Schritt taucht die Doku in Winehouse' Leben ein und liefert mit den eingeblendeten Songs Erklärungen für vieles, was in ihrem Leben schieflief. Themen wie Depressionen, Magersucht und Drogen machen den Film zu einer bewegenden, aber auch schweren Kost.

"Billie Eilish: The World's A Little Blurry" (Apple TV)

Neun Grammys, zwei Golden Globes, zwei Oscars - mit gerade einmal 23 Jahren hat Billie Eilish Preise gesammelt, die andere in ihrer ganzen Karriere nicht erreichen. Doch wer ist der Mensch hinter dem Superstar? Die Dokumentation "Billie Eilish: The World's A Little Blurry" (2021, Apple TV) gewährt einen intimen Einblick in das Leben der Künstlerin. Der Film zeigt eine junge Frau mit einer verletzlichen Psyche, die sich inmitten der Höhen und Tiefen der Musikbranche zurechtfinden muss.

Zu Hause findet die damals 17-Jährige ihren Rückzugsort, den "Billie Eilish: The World's A Little Blurry" mit Szenen ihrer außergewöhnlichen Konzerte kontrastiert. In diesen intimen Momenten hält Eilish ihre Gedanken und Songideen in ihrem Tagebuch fest - neben Zeichnungen von Penissen. Die Dokumentation zeichnet das Porträt eines vielschichtigen Charakters, der geprägt ist von Kreativität, Humor, aber auch tiefen Selbstzweifeln.

"Lewis Capaldi: How I'm Feeling Now" (Netflix)

Nachdenkliche Töne schlägt auch "Lewis Capaldi: How I'm Feeling Now" (2023, Netflix) an. Der schottische Musiker, der 2017 mit seiner ersten Single "Bruises" erst Spotify und dann die britischen Charts eroberte, feierte 2019 mit seinem Debütalbum einen kometenhaften Aufstieg. Die Dokumentation zeigt aber auch die Kehrseite dieses Erfolgs: Für den reflektierten und sensiblen Künstler bedeutete der plötzliche Ruhm auch eine enorme Belastung.

Mit viel Feingefühl bildet "Lewis Capaldi: How I'm Feeling Now" das seelische Auf und Ab des Sängers mit markanter Stimme ab - inklusive seines Umgangs mit dem Tourette-Syndrom und seinen Ticks. Doch auch der besondere Humor und der unverfälschte Charakter des bodenständigen Sängers ohne jede Star-Allüren kommen treffend heraus.

"Songwriter" (YouTube)

Ed Sheeran hat die Popmusik vielleicht nicht neu erfunden, doch sein Einfluss auf die Musikbranche ist unbestreitbar. Mit zahlreichen Hits und einer einzigartigen Bühnenpräsenz hat sich der talentierte Rotschopf in die Herzen der Fans gespielt. Die Alben des britischen Musikers erklimmen nicht nur in seiner Heimat regelmäßig die Chartsspitze, auch international haben sie durchschlagenden Erfolg.

Der Dokumentarfilm "Songwriter" (2018, verfügbar bei YouTube) bietet einen faszinierenden Blick auf die Entstehung von Ed Sheerans Erfolgsalbum "Divide" (2017). Dafür zog sich der Künstler mit mehreren Musikern und Songwritern in ein Haus zurück. Das Ergebnis ist ein Album, das kommerziell triumphierte - unter anderem dank Hits wie "Shape of You".

"Janet Jackson" (Sky, WOW)

Die vierteilige Dokumentation "Janet Jackson" (2022, bei Sky und WOW) wirft einen Blick hinter die glitzernde Fassade der Popikone. Mit Archivaufnahmen und Interviews mit Freunden, Weggefährten und Geschwistern zeichnet der Mehrteiler ein bewegendes Porträt der Sängerin. Zur Sprache kommt auch der steinige Weg, den Janet gehen musste - angefangen mit der schwierigen Kindheit im Rampenlicht mit großen Brüdern bis hin zu ihrem bewegten Leben in der Gegenwart.

"Tina"

Es ist nicht leicht, die Ausnahmekarriere von Tina Turner in einen einzigen Film zu packen. Die Regisseure Daniel Lindsay und T. J. Martin wagen mit der Dokumentation "Tina" (2021) den Schritt dennoch. In einem gelungenen Balanceakt beleuchtet der Film sowohl die musikalischen Meilensteine der "Queen of Rock 'n' Roll" als auch die Schattenseiten ihres Lebens - darunter die traumatische, von Gewalt geprägte Ehe mit Ike Turner.