Aufruhr in ARD-Politshow: 19-Jähriger würde "lieber von Putin beherrscht werden, als im Krieg sein"
Autor: teleschau - Doris Neubauer
, Dienstag, 07. Oktober 2025
Brauchen wir in Deutschland wieder eine Wehrpflicht? In der ARD-Politshow "Die 100 - Was Deutschland bewegt" sprach sich ein Viertel des Publikums dagegen aus. Darunter ein 19-Jähriger, dessen Argumente nicht nur bei Moderator Ingo Zamperoni für Stirnrunzeln sorgten.
Brauchen wir in Deutschland wieder eine Wehrpflicht? Die Journalisten Anna Planken (nein) und Ralph Caspers (ja) hatten noch nicht einmal ihre Positionen dargelegt, da ging es bei "Die 100 - Was Deutschland bewegt" am Montagabend schon heiß her.
"Ich habe keine Lust auf Wehrpflicht", stellte ein 19-jähriger Schüler aus der Region Hannover klar. Er zählte zu den 22 Prozent, die sich im ersten Stimmungsbild auf der Nein-Seite positioniert hatten. Was er tun würde, wenn sein Land angegriffen würde, hakte Moderator Ingo Zamperoni nach. "Ich würde es nicht verteidigen wollen", meinte er. Auch die Ukrainer hätten sich mit dem Kampf gegen Russland keinen Gefallen getan. Sie hätten aufgeben sollen, denn, so lautete seine gewagte These: "Im Krieg leben ist deutlich schlimmer als in der Herrschaft von Putin leben. Ich würde lieber in Deutschland von Putin beherrscht als im Krieg in Deutschland sein."
Diese Aussage verblüffte nicht nur Zamperoni, sondern erntete Buh-Rufe - und ein ohrenbetäubendes Surren.
Letzteres stammte von einem Buzzer, den jeder der 100 im Studio drücken durfte, wenn er oder sie etwas zu erwidern hatte. In diesem Fall hatten sich gleich mehrere Menschen zu Wort gemeldet. Während einige vom Leid in der Ukraine sprachen und Opfer und Täter nicht vermischen wollten, hatte ein 66-jähriger Rentner einen anderen Rat: "Dem jungen Mann sollte man einen Urlaub in der Ukraine spenden."
"Sound des modernen Kriegs" im ARD-Studio
Was er dort hören würde, das ließ Anna Planken in ihrer ersten Argumentation gegen die Wehrpflicht erahnen: Sie hatte nicht nur die Korrespondentin Susanne Petersohn aus dem ARD-Studio Kyjiw eingeladen, um vom Krieg zu berichten. Drohnen im Studio sollten den "Sound des modernen Kriegs" näher bringen und zeigen, dass Kriege heutzutage durch Hightech und nicht durch Menschen entschieden würden.
"Lassen wir die jungen Leute studieren, eine Ausbildung machen, an Technik forschen - das schützt mehr, als wenn 18-Jährige mit dickem Rucksack durch die Lüneburger Heide marschieren oder ihr Bettzeug machen", appellierte Planken. Trotz multisensorischer Showeffekte konnte sie nur 35 Prozent überzeugen.
"Es heißt, stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin", zitierte ein 44-jähriger Geschäftsführer im Gartenbau, "aber wenn vorne keiner ist, habe ich den Krieg zu Hause - bei den Kindern und meinen geliebten Mitmenschen." Deshalb müsse man sein Land verteidigen. Dafür brauche man neben Soldaten, die die Technik bedienen können, auch "Wehrpflichtige, um diese Aufgabe der Raumsicherung und -eroberung zu erfüllen", bestätigte ein 71-jähriger ehemaliger DDR-Offizier aus Rostock.