ARD-Reporterin wirft Blick aufs Handgelenk - da wird DFB-Star plötzlich emotional
Autor: teleschau - Martina Borgschulze
, Dienstag, 08. Juli 2025
Lange sieht es danach aus, als würden die DFB-Frauen die Tradition der Männer übernehmen, und ihr zweites Gruppenspiel in den Sand setzen. Dann wirkt offenbar der Zauber von GG7. Ähnlich schwunglos wie das deutsche Spiel ist die Berichterstattung. Nur Klara Bühl hat Energie.
"Ein fröhliches 'Herzlich willkommen'", wünscht Claus Lufen den Fußball-Fans - und sitzt mit Almuth Schult auf dem Sofa, als würden sie gleich ein royales Begräbnis kommentieren und nicht das zweite Gruppenspiel der DFB-Frauen. Ist vielleicht auch kein Wunder.
Zweite Gruppenspiele gehen für deutsche Teams bekanntlich selten gut aus. Wenigstens nicht für die Männer. Und bei der WM 2023 läuteten auch die Damen mit ihrer Niederlage gegen Kolumbien ihr frühes Turnier-Aus ein. Was dann gegen Südkorea besiegelt wurde. Nun sind wir ja zum Glück bei der Europameisterschaft. Da warten nach dem Auftaktsieg gegen Polen heute nur Dänemark (bei der WM Gruppenzweiter) und dann noch Schweden (WM-Dritter 2023). Ist doch ein Klacks für Lena Oberdorf, Giulia Gwinn ... ach Mist, da war noch was!
Gwinn fehlt - und ist doch überall
Das Team von Christian Wück muss auf seine Mentalitätsmonster verzichten. Wobei wenigstens Gwinn omnipräsent ist. Vor dem Spiel laufen gleich zwei Werbespots mit ihr, einer davon behauptet, sie sei mehrmals geklont worden. Ganz so weit sind ihre Mannschaftskolleginnen dann doch nicht gegangen. Sie haben nur Gwinns Trikot dabei (Claus Lufen mit Blick in die Kabine: "Gwinn ist aufgehängt!") und tragen Tapes mit "GG7" am Handgelenk.
Vor dem Anstoß in Basel gibt es "eine wunderschöne Szene, die Spielerinnen der deutschen Mannschaft im Kreis und in der Mitte das Trikot von Giulia Gwinn" - das berichtet wenigstens Kommentatorin Stephanie Baczyk. Denn das TV-Publikum bekommt von dieser offenkundig berührenden Geste gar nichts mit, weil die ARD gerade jetzt die nächste Werbung einblendet. Dennoch behauptet Baczyk trotzig: "Und dann kommen wir genau im richtigen Moment." Was das Timing betrifft, ist sie ähnlich präzise wie das deutsche Passspiel.
Was dann folgt, nennt Feldreporterin Lea Wagner später ganz originell eine "emotionale Achterbahnfahrt", Klara Bühl findet es einfach "kurios": Ein Tor für die DFB-Elf wird aberkannt, ein Handelfmeter zurückgenommen. Beides nach VAR übrigens und noch dazu völlig zu Recht. Und zwischendurch trifft Dänemark. Die Deutschen - Obacht, Wortspiel! - hardern, dabei hat gar nicht Pernille Harder getroffen, sondern Amalie Vangsgaard.
Und das, obwohl sie in der fünften Minute - Obacht, nächstes Wortspiel - umgesenßt wurde. Unabsichtlich natürlich, denn, das will Stephanie Baczyk einmal betonen, "Elisa Senß ist eine faire Spielerin". Das mag stimmen. Dennoch bemerkenswert, was die gefühlt 30 Kilo leichte und 1,20 Meter große Eintracht-Spielerin im Mittelfeld so alles wegbulldozert.
Am Ende schüllert es, und Wück wundert sich
Es dauert bis in die zweite Halbzeit, bis die große Frage, die Fußball-Deutschland dieser Tage bewegte, beantwortet wird: Wer kann eigentlich die Elfmeter schießen, wenn Giulia Gwinn nicht da ist? Man habe im Trainingscamp in Herzogenaurach Elfmeterschießen geübt, hatte Bundestrainer Christian Wück vor der heutigen Partie erklärt. "Wir haben auch aufgeschrieben, wer getroffen hat und wer nicht getroffen hat. Ich kann es Ihnen jetzt aus dem Kopf aber nicht sagen."