"Zukunft in Köln ist düster": ARD-Doku zeigt Grund, warum der Ford-Niedergang kaum noch zu stoppen ist
Autor: teleschau - Gianluca Reucher
, Mittwoch, 22. Oktober 2025
In der ARD-Doku "Ausgebremst: Wie Ford unter die Räder kommt" blicken Experten auf die tiefe Krise des US-amerikanischen Autoherstellers Ford. Auch ein langjähriger Mitarbeiter im Kölner Standort traut sich vor die Kamera und fürchtet - wie viele andere - um seinen Job.
Enorme Schulden, Tausende Entlassungen, eine riesige Krise: Der US-amerikanische Autohersteller Ford zählt mit derzeit noch 11.500 Beschäftigten zu den größten Arbeitgebern in Köln. Doch immer mehr Stellen werden gestrichen - die Zeiten, in denen in den Ford-Werken noch über 50.000 Beschäftigte Arbeit gefunden und Verkaufsschlager wie den Kleinwagen Fiesta gebaut haben, sind lange vorbei. Wie schlimm die Lage für die Angestellten wirklich ist und was die USA damit zu tun haben, zeigt die ARD-Doku "Ausgebremst: Wie Ford unter die Räder kommt".
Gleich zu Beginn des Films von Georg Wellmann und Wolfgang Minder sind zahlreiche Ford-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter zu sehen, die gegen die Massenentlassungen in Köln protestieren. "Wir bleiben!", brüllen die Angestellten - doch für einen großen Teil bleibt dieser Wunsch, diese Aufforderung, ungehört. Insgesamt 5.600 Stellen streicht das Unternehmen an seinen beiden deutschen Standorten bis 2027. In Saarlouis im Saarland, wo einst das Erfolgsmodell Focus gebaut wurde, stellt Ford Ende November 2025 die Fahrzeugproduktion komplett ein.
Ford-Mitarbeiter schießt gegen eigene Firma: "Finger von Dingen weglassen, die man nicht kann"
So düster waren die Aussichten beim sechstgrößten Autohersteller weltweit nicht immer. Ganz im Gegenteil: Als Spiros D. im Jahr 2009 bei Ford in Köln anfing, war der ausgebildete Fertigungsmechaniker fest davon überzeugt, er habe es geschafft. "Wer bei Ford anfängt, der hört auch bei Ford auf", sei damals für ihn klar gewesen, wie er in der ARD-Doku erzählt. Einer der Hauptgründe für sein Engagement bei Ford sei "die Sicherheit für sein Leben" gewesen.
Doch nachdem der Familienvater zum Vorarbeiter im Motorenwerk aufgestiegen war, in dem seit 1962 mehr als 28 Millionen Verbrennungsmotoren gebaut wurden, zog das Unternehmen die Reißleine. Die Motorenproduktion in Köln wurde geschlossen, Spiros mit einer Stelle als Staplerfahrer im Lager der neuen Batteriemontage abgespeist.
Der Grund für das Ende der Motorenproduktion: Ford investierte 2023 knapp 2 Milliarden Dollar, um in der europäischen Zentrale in Köln voll auf Elektroautos zu setzen. Damit einher sollte es zu einem Imagewechsel kommen: weg vom preiswerten Auto für jedermann hin zum Premium-SUV für Gutverdiener. Dazu das Ziel, die amerikanische DNA mit den Autos nach Deutschland zu bringen. Eine erfolgversprechende Idee?
"Man wird nicht von Ford mal eben zum Porsche"
Laut Stefan Bratzel, Center of Automotive Management, nicht wirklich: "Die Fahrzeuge, die jetzt die Kunden begeistern sollen, sind zu teuer für die Marke Ford. Genau in dem Preissegment, in dem Ford früher sehr erfolgreich war, in den niedrigen Preissegmenten, ist jetzt kein Fahrzeug verfügbar." Die neuen E-Modelle Capri und Explorer kosten zwischen 40.000 und 65.000 Euro - und verkaufen sich schlecht. Die von den Amerikanern so beworbenen "ikonischen" Fahrzeuge werden zum Mega-Flop.
Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Ford, Benjamin Gruschka, wählt deutliche Worte: "Wir sind Massenhersteller gewesen, und das war auch lange Zeit der richtige Weg. Dieses 'ikonische Fahrzeuge', dieses Segment, ich finde das zu schwierig. [...] Man wird nicht von Ford mal eben zum Porsche oder zum Bentley, das geht einfach nicht. Ich finde, man sollte die Finger von Dingen weglassen, die man nicht kann."