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"Tyrannei der Ungeimpften": Ärztechef Montgomery poltert bei Anne Will


Autor: Sebastian Ruska

Berlin, Montag, 08. November 2021

Mit einem "verhaltenspsychologischem Ding" sollen die Menschen in Deutschland zum Impfen gebracht werden. Die Idee stammt von Alena Buyx, Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, wurde von ihr bei "Anne Will" in der ARD geäußert - und war irgendwie das einzig Sinnvolle an der gefühlt 1000. Corona-Talkshow. Weltärztebund-Vorsitzender Frank Ulrich Montgomery ließ mit der Aussage aufhorchen, dass wir momentan "eine Tyrannei der Ungeimpften" erleben.
"Momentan erleben wir eine Tyrannei der Ungeimpften, die über das Zweidrittel der Geimpften bestimmen und uns die ganzen Maßnahmen aufbürden", fügt Montgomery an. Länder wie Portugal machen laut Montgomery vor, wie es laufen kann.


Einmal mehr drehte sich am Sonntagabend alles um Corona und den besten Weg aus der Pandemie: In der Talkshow Anne Will in der ARD suchten die Gäste nach einer Antwort auf die Frage "Corona-Neuinfektionen auf Höchststand – braucht Deutschland eine Impfpflicht?" - beziehungsweise: sie versuchten es. Denn auch in der gefühlt 1000. Corona-Talkshow fehlte es am Ende an konkreten Ideen.

Da war zum einen Markus Söder aus München zugeschaltet. Der Bayerische Ministerpräsident und - so ist zumindest der Eindruck - leidenschaftlicher Kritiker der Corona-Maßnahmen, die nicht er beschlossen hat, war gleich in seinem Element. "Wir brauchen jetzt tatsächlich mehr 2G", fordert Söder - und schiebt fast schon routiniert hinterher, dass man das in Bayern jetzt auch so mache. Deutschland solle sich quasi ein Beispiel am Freistaat nehmen.

Göring-Eckardt: "Wir brauchen einen rechtssicheren Schutz" - doch der geht Söder nicht weit genug

Da hat er das Sagen - im Bund allerdings seit der Bundestagswahl am 26. September 2021 nicht mehr. Dort verhandeln aktuell SPD, Grüne und FDP über den Fahrplan der neuen Regierung. Die Ampel-Koalitionäre wollen am Donnerstag über ihren Pandemie-Plan informierten und im Bundestag abstimmen lassen. Viel ist nicht bekannt, aber sie wollen den Bundesländern mehr Freiheiten geben. Festgehalten wird all das wieder im Infektionsschutzgesetz.

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"Wir brauchen einen rechtssicheren Schutz", sagt Katrin Göring-Eckardt, Grünen-Fraktionschefin im Bundestag, und meint damit eine Grundlage, die nicht von Gerichten gekippt werden kann. Das sei bei der Verlängerung der pandemischen Lage möglich. Die könnten Gerichte als "Lockdown für Ungeimpfte" werten.

Markus Söder geht das natürlich nicht weit und auch nicht schnell genug. Er fordert eine Ministerpräsidentenkonferenz - und die zeitnah. "Wir müssen so schnell wie möglich gemeinsam entscheiden, wie wir die Drittimpfungen durchführen können. Auch die Wiederbelebung von Impfzentren ist dringend notwendig.", beschreibt Söder das, was er jetzt tun würde.

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Vogler: "Wir wollen eine Impfpflicht für alle"

Aber nicht nur Politiker waren am Sonntagabend bei Anne Will im Studio: Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerates, lehnte eine Impfpflicht nur für Pflegekräfte ab - würde aber eine generelle Pflicht für alle mitgehen, "weil wir hier den Fokus auf Pflegende, die dann als Pandemie-Treiberinnen gelten, weil sie dann nur als Einzige ins Visier genommen werden", das könne sie so nicht stehen lassen. "Wir wollen die Impfpflicht für alle", fordert sie - und sagt, dass die "Pflegenden da dann natürlich mitgehen."

"Diese Nie-Aussagen sind einfach falsch", sagt Frank Ulrich Montgomery, Vorstandsvorsitzender des Weltärztebundes und meint damit die Ansagen einzelner, dass es mit ihnen keinen Lockdown oder keine Impfpflicht geben wird. Denn: Es werde Situationen geben - "in absehbarer Zeit" - in denen man lokalisiert, in einem Bundesland oder vielleicht auch in ganz Deutschland solche Maßnahmen machen muss, damit man die Pandemie einfangen können.

"Momentan erleben wir eine Tyrannei der Ungeimpften, die über das Zweidrittel der Geimpften bestimmen und uns die ganzen Maßnahmen aufbürden", fügt Montgomery an. Länder wie Portugal machen laut Montgomery vor, wie es laufen kann. Dort gebe es solche Maßnahmen nicht mehr, da dort 97 Prozent der Menschen geimpft seien und die dadurch nicht mehr nötig sind.

Mit diesem "verhaltenspsychologischem Ding" soll die Impfquote steigen

Doch wie bekommt man Menschen in Deutschland zum Impfen? Mit "verhaltenspsychologischen Mitteln", schlägt Alena Buyx vor, die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates ist. Und damit meint sie nicht die kostenlose Bratwurst. "Wer immer die Adressen hat, muss die Leute einladen, da muss direkt ein Termin drin stehen", schlägt sie vor. "Einen Termin einfach verteilen" sei ein verhaltenspsychologisches "Ding, dass man einfach machen kann", sagt sie und kündigt eine starke Wirkung an.  Denn dann würden die Leute eher kommen. Bislang müssen Impfwillige ihren Termin per Telefon oder über verschiedene Formulare im Internetz anfragen und vereinbaren. Ein Prozess der ein paar Minuten dauern kann. 

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