Als es ums AfD-Verbot geht, sagt Brosius-Gersdorf: "Das ist eigentlich ein Skandal, Herr Lanz"
Autor: Teleschau
, Freitag, 19. Dezember 2025
Von vorweihnachtlicher Besinnung waren Richard David Precht und Markus Lanz weit entfernt: Mit ihrem Gast Frauke Brosius-Gersdorf beleuchteten die Podcast-Hosts unter anderem über die Erfolgsaussichten eines AfD-Verbotsverfahrens. Zudem sprach die Juristin über den "absoluten Ausnahmezustand" ihres Jahres 2025.
Zum Jahresausklang luden Richard David Precht und Markus Lanz in ihrem Podcast "Lanz & Precht" zum Wintergespräch. Dazu hießen sie Frauke Grosius-Gersdorf willkommen. Die Juristin war im Sommer für den Sitz als Bundesverfassungsrichterin vorgesehen, hatte dann aber wegen politischen und gesellschaftlichen Gegenwindes auf die Kandidatur verzichtet. "Es ging manchmal einfach nur darum, die Tage zu überleben", blickte die 54-Jährige nun auf den "absoluten Ausnahmezustand" zurück.
"Ich wurde wochenlang aus verschiedenen Ecken von rechtsnationalen Kreisen, von sozialen Medien, aus katholischen Kreisen und von einzelnen Leitmedienjournalisten mit Kübeln voller Dreck beschmissen", beschrieb sie ihre Sicht auf die Dinge. Deshalb habe sie damals entgegen aller Ratschläge aus ihrem Umfeld auch versucht, als Gast im TV-Talk von Markus Lanz einiges geradezurücken. "Sie saßen da wirklich wie ein bisschen wie ein Häufchen Elend", erinnerte sich Lanz. "Mir hat das richtig leid getan."
Angesichts der medialen Kampagnen, die gegen Frauke Brosius-Gersdorf gefahren wurden, fragte Richard David Precht nach, inwiefern sich ihr Bild von Medien geändert habe. Das habe "im Großen und Ganzen nicht gelitten", entgegnete die Juristin und wies auf die Bedeutung freier Medien hin.
Frauke Brosius-Gersdorf kritisiert "Unvernunft" des "Rentenreförmchens"
"Was wir bei der Richterwahl gut sehen konnten, ist wie Lügen von verschiedenen Seiten ziemlich wirkmächtig verbreitet wurden", bilanzierte Frauke Brosius-Gersdorf. Auch politisch sei das mittlerweile ein problematisches Phänomen, wie Precht mit Blick auf die USA einwarf: "Dass der Führer eines Landes so viel rumlügen kann, wie er will, das ist eine neue Qualität."
Auch am politischen Treiben in Deutschland sei aber einiges auszusetzen, wie Brosius-Gersdorf wortreich kommentierte: "Ich beobachte, dass die Politik gegen jede Empfehlung aus der Wissenschaft, gegen jede Vernunft, gegen das Gemeinwohl regiert, weil sie einfach kleine politische Machtspielchen spielt, weil sie Egoismen hat, die sie vor sich hertreibt."
Nur ein Beispiel sei das "Rentenreförmchen, was vorne und hinten nicht stimmt, was an Unvernunft nicht zu überbieten ist". Das jedoch erzeuge einen Vertrauensverlust in der Gesellschaft und "schwächt massiv unsere Demokratie", befürchtete die Juristin.
Brosius-Gersdorf über AfD-Parteiverbot: "Das ist eigentlich ein Skandal, Herr Lanz"
In diesem Zusammenhang kamen Lanz und Precht mit ihrem Gast auch auf ein mögliches AfD-Parteiverbot zu sprechen. "Die juristischen Hürden dafür sind extrem hoch", erklärte Frauke Brosius-Gersdorf. Es sei dafür "eine Reihe von verfassungswidrigen Handlungen und Äußerungen" nötig und zwar "so quantitativ umfassend, dass sie das Gesamtbild der Partei prägen". Doch im Parteiprogramm etwa sei nichts Verfassungsfeindliches zu finden. Außerdem müsse man sich folgende "politisch, taktische Frage" stellen: "Kann man eigentlich noch einen Verbotsantrag gegen eine bei den Wählern so erfolgreiche Partei stellen?"