Druckartikel: "Abstrus!" Als Journalist einen "Deal" mit Putin vorschlägt, wird die Diskussion bei "Markus Lanz" hitzig

"Abstrus!" Als Journalist einen "Deal" mit Putin vorschlägt, wird die Diskussion bei "Markus Lanz" hitzig


Autor: Teleschau  

, Mittwoch, 26. November 2025

Der 28-Punkte-Friedensplan der USA, mittlerweile auf 19 Punkte reduziert, sorgt weiterhin für Diskussionen rund um den Ukraine-Konflikt. Auch bei "Markus Lanz" wurde am Dienstagabend kontrovers debattiert. Streitpunkte waren insbesondere der Umgang mit Wladimir Putin und die Lage in der Ukraine.


Dreieinhalb Jahre Ukrainekrieg und kein Ende - oder doch? Mit dem 28-Punkte-Friedensplan sorgten US-Präsident und seine Administration rund um die Welt für viel Gesprächsstoff. Und während der Plan in Russland durchaus wohlwollend aufgenommen wurde, sorgte der Inhalt in der Ukraine und auch in weiten Teilen Europas für Entgeisterung.

Was der Plan für Deutschland, Europa und die Ukraine bedeutet und welche Botschaften dahinterstecken, war am Dienstagabend Thema bei Markus Lanz. Der aus Washington zugeschaltete ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen erklärte zunächst Merkwürdigkeiten beim Zustandekommen des Plans. So habe Außenminister Marco Rubio erst am 18. November überhaupt davon erfahren. In der Trump-Regierung herrsche keineswegs Einigkeit.

Einig waren sich die Gäste indes weitgehend, dass dieser Plan für Europa und die Nato ein Schlag ins Gesicht ist. Trump distanziere sich damit vom Bündnispartner, so Theveßen. Für die Journalistin Kerstin Münstermann von der "Rheinischen Post" ist der Friedensplan der USA sogar "das Scheidungspapier für die NATO". Der CDU-Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter fügte hinzu: "Was wir gerade erleben, ist ein Kapitulationsplan."

Putin vertrauen? Für Militärexperte Christian Mölling "der absolute Wahnwitz"

Kontrovers wurde es, als über den weiteren Umgang mit dem Ukrainekrieg gesprochen wurde. Der Politikwissenschaftler und Militärexperte Christian Mölling kritisierte am US-Friedensplan insbesondere, "dass mit den Russen darüber erst mal noch gar niemand gesprochen hat". Und dass einige Experten von zwei fragwürdigen Annahmen ausgehen würden. "Erstens, die Russen könnten den Vertrag unterschreiben, was schon interessant ist und zweitens glauben wir noch, die halten sich da dran. Was für mich der absolute Wahnwitz ist."

Moritz Gathmann, Osteuropa-Experte beim "Stern", machte sich dagegen Sorgen um eine zunehmende Kriegsmüdigkeit in der ukrainischen Bevölkerung. Das ukrainische Heer stehe laut seinen Informationen in vielen Gegenden "mit dem Rücken zur Wand". Europas Rolle im Konflikt sieht er kritisch: "'Mit Putin kann man nicht verhandeln' ist eine Schutzbehauptung für Untätigkeit, hinter der sich die Europäer in den letzten dreieinhalb Jahren versteckt haben." Und weiter: "Sind wir in der Lage, der Ukraine (...) zu helfen, Gebiete zurückzuerobern? Nein, sind wir nicht!" Für ihn ist ein "Deal", wie ihn jetzt die Trump-Administration vorschlägt, zumindest diskussionswürdig, auch wenn die Ukraine dann bittere Pillen zu schlucken habe.

CDU-Politiker Kiesewetter: Sorge vor "rotem Teppich" für Putin

Das brachte den anwesenden CDU-Außenpolitiker Kiesewetter auf die Palme. "Wie kommen sie darauf? Das stimmt nicht", sagte er auf Gathmanns Aussage, Europa sei nicht in der Lage, der Ukraine militärisch zu helfen. Dass Europa "nicht all-in" gehe, fand der Politiker sogar "abstrus".

Er kritisierte die Schieflage im Friedensplan der USA: "Wir sprechen von Deals, aber niemand ist bereit, Russland zu etwas zu zwingen. Die Ukraine soll in Kompromisse gezwungen werden, aber Russland lässt man gewähren." Seine große Sorge sei, dass wir in Europa durch selbst gezogene rote Linien "eine Art roten Teppich für Putin weben" und nicht bereit sind, die Ukraine zu unterstützen.

Dass eine stärkere Unterstützung des Landes hierzulande allerdings mehrheitsfähig wäre, daran zweifelte Kerstin Münstermann. Sie nehme in Deutschland eine Regierung wahr, die sich selbst zerlege und viel zu sehr mit eigenen Debatten, etwa zum Thema Haushalt, befasst sei. "Ich bin skeptisch."

Dass die EU juristisch zurückhaltender als die USA agiere, hält die Journalistin derweil für angemessen. Teil des Friedensplans ist, die in der EU eingefrorenen russischen Vermögen in Höhe von 140 Milliarden Euro in großen Teilen für den Wiederaufbau der Ukraine zu nutzen, daran aber auch zu verdienen. In der EU gebe es jedoch rechtliche Schranken, sich an diesem Geld zu bedienen. Sie finde es "schwierig, wenn man das jetzt so wegwischt".

Quelle: teleschau – der mediendienst