Druckartikel: Abschuss russischer Kampfjets? Strack-Zimmermann wird in ARD-Talk deutlich: "Sind hier nicht bei Top Gun!"

Abschuss russischer Kampfjets? Strack-Zimmermann wird in ARD-Talk deutlich: "Sind hier nicht bei Top Gun!"


Autor: Teleschau  

, Donnerstag, 25. Sept. 2025

Dass sich selbst Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) und Ralf Stegner (SPD) einig sind, kommt nicht oft vor. Bei Maischberger passierte es am Mittwoch gleich zweimal - und niemand zeigte sich davon überraschter als die beiden Politiker selbst.


"Das ist ein Skandal, da gibt es nichts zu beschönigen", zeigte sich Marie-Agnes Strack-Zimmermann bei Maischberger am Mittwochabend erneut als Freundin klarer Worte. Die Moderatorin hatte sie darauf angesprochen, dass Europa 51 Prozent des russischen Flüssiggas importiert. "Europa finanziert den Krieg gegen uns selbst", hatte sie dabei US-Präsident Donald Trump zitiert. "Sie sind im EU-Parlament", hatte Maischberger von Strack-Zimmermann Antworten gefordert. "Ich könnte auch Firmen in der Bundesrepublik nennen, die nach wie vor Geschäfte machen, als würde es dieses Morden nicht geben", zog sich die den Schuh nicht an. Zudem "haben wir nicht die Vereinigten Staaten von Europa, sondern wir haben einzelne Länder, die immer noch - das ist eine Perversion - Flüssiggas kaufen und Geld überweisen, um die Kriegskasse zu füllen." Sie sei froh, dass die Kommissionspräsidentin diesbezüglich endlich aktiv werde

Es gehe "sehr viel einfacher", warf SPD-Außenpolitiker Ralf Stegner ein. Um Druck auf Russland auszüben, könne man die Assets auf den Banken zur Finanzierung des Wiederaufbaus in der Ukraine nutzen. "Das trifft auch Putins Freunde", war er überzeugt. Vom Publikum erntete er ebenfalls Applaus für den Vorschlag. "Sagen Sie es Ihrem Finanzminister", konnte sich Strack-Zimmermann einen Seitenhieb zwar nicht verkneifen, musste aber zugeben: "Ich bin völlig bei Ihnen."

Strack-Zimmermann: "Wir sind nicht bei Top Gun"

Dass sich die beiden Politiker einig waren, überraschte nicht nur Moderatorin Maischberger. Auch Strack-Zimmermann und Stegner waren sichtlich über sich selbst verblüfft - noch dazu, weil solch traute (und seltene) Einigkeit an diesem Abend gleich zweimal herrschte.

Auch bei der Frage wie die Nato auf das Eindringen russischer Drohnen und Kampfjets in den Nato-Luftraum reagieren sollte, stimmten die Ansichten unerwarteterweise überein. "Wir sind nicht bei Top Gun", verwies Strack-Zimmermann auf die "klaren Spielregeln" und sprach sich gegen den Vorstoß des CDU-Außenexperte Hardt aus, diese im Notfall abzuschießen. "Das Militär entscheidet, nicht wir, die wir hier im Warmen sitzen." Dennoch müsse man "Putin klar zeigen, dass wir uns das nicht bieten lassen". Schließlich mache der am Himmel und durch Cyberangriffe eine andere Front auf, die darauf abziele, der Bevölkerung Angst zu machen und die Nato-Staaten vorzuführen ("Diese Weicheier kriegen nichts auf die Kette").

Auch Stegners Ansicht nach müsse die Nato deutlich machen, "dass sie geschlossen und entschlossen handelt", meinte er und warnte im gleichen Zug davor, auf solche Provokationen zu reagieren, "Vorsicht und Umsicht sind extrem angebracht. Wir reden im Zweifelsfall darüber, dass Nato und Russland gegeneinander stehen."

Ralf Stegner: "Wir reden nicht über Hunde, sondern ernsthafte Weltpolitik."

Soweit könnte es 2029 sein, warf Maischberger in die Runde: "Was machen Sie daraus?"

"Dass es bescheuert ist, ein Datum zu nennen", kam es vonseiten Strack-Zimmermanns wie aus der Pistole geschossen. Sich in dieser Zeitenwende hinzustellen und auf die Zukunft zu verweisen sei "Unsinn, unprofessionell, so etwas macht man nicht", kritisierte sie scharf, "wir sind immer in der Lage, dass etwas passieren kann." Zwar hatte sich Trump kürzlich dafür ausgesprochen, russische Kampfjets bei einer wiederholten Luftraumverletzung abzuschießen. Die Gretchenfrage sei aber, ob er das wirklich tun würde.

"Wir sind nicht in allen Punkten einer Meinung" - schien sich Stegner darüber zu freuen, endlich widersprechen zu können. 2029 sei Russland laut Einschätzung deutscher Nachrichtendienste in der Lage anzugreifen. Dass das wahrscheinlich ist, könne er sich aber "schwer vorstellen", erklärte er und reagierte unwirsch auf Strack-Zimmermanns Unterbrechungsversuche: "Darf ich etwas zu Ende sagen? (...) Sie müssen nicht immer dazwischen reden, nur weil Sie nicht mehr im Parlament sind", attackierte er die FDP-Politikerin.

"Lassen Sie es stecken", lautete deren Kommentar, bevor sie zurückschoss: "Sie haben Reisen zu russischen Bekannten gemacht", verwies sie auf Stegners umstrittenes Treffen mit russischen Vertretern in Baku. Die Lage sei ernst, damit müsse man umgehen und nicht sagen, Putin "will nur spielen."

"Wir reden nicht über Hunde, sondern ernsthafte Weltpolitik", fühlte sich Stegner sichtlich auf den Schlips getreten und verteidigte den Ansatz, auf Diplomatie zu setzen. Auch Trumps Treffen mit Putin in Alaska "scheint eher Hoffnung zu geben, dass sich etwas bewegt."

"Hören Sie auf zu träumen", unterbrach ihn Strack-Zimmermann, "Putin führt Trump mit dem Nasenring durch die Manage." Durch Milde könne man den russischen Präsidenten nicht zum Beenden des Kriegs bewegen. Man müsse ihn durch Sanktionen packen: "Die Menschen sind ihm egal, aber das Wirtschaftliche hat Riesenrelevanz."

"Es täte uns allen gut, deutlich ehrlicher zu sein - auch mit dem Risiko abgewählt zu werden."

Ob die Beiden solche Schlagabtausche im Bundestag vermissen, wollte Maischberger von Strack-Zimmermann und Stegner wissen. Die FDP als Partei sei ihm "deutlich lieber im Deutschen Bundestag, als die, die man derzeit sieht", gab Letzterer zu, "eine liberale Partei gehört in den Bundestag."

"Sie haben es gehört", kommentierte das Strack-Zimmermann trocken und forderte - als Außenseiterin - die Bundesregierung auf, "der Realität in die Augen zu schauen. Gerade in diesen Zeiten ist Aufrichtigkeit wichtig", meinte sie und riet: "Es täte uns allen gut, deutlich ehrlicher zu sein - auch mit dem Risiko abgewählt zu werden." Selbst dann gehe es ja weiter. Strack-Zimmermann spricht aus eigener Erfahrung.

Weitere Themen und Gäste

Neben den beiden Politikern war auch der Drogenbeauftragte der Bundesregierung Hendrik Streeck (CDU) zu Gast, um über die Drogenpolitik und seinen Wechsel in die Politik zu sprechen. Als Kommentatoren fungierten der Fernsehmoderator Joachim Llambi, die Autorin der Spiegel-Chefredaktion Melanie Amann sowie der Journalist und Kolumnist Rainer Hank.