Ein echter Beuys bei "Bares für Rares" - Händler bezahlt über 400 Euro für Plastiktüte
Autor: Teleschau
, Dienstag, 02. Sept. 2025
Eine Plastiktüte bei "Bares für Rares"? Da staunt selbst Moderator Horst Lichter nicht schlecht. Doch das Gespür des Verkäufers lohnt sich - denn die Tüte entpuppt sich als echtes Kunstobjekt.
"Ob das 'ne Rarität ist oder ob das nur irgendwas ist, was vielleicht was sein könnte, nur weil der Künstler unterschrieben hat", wollte Frank erfahren, der eine Plastiktüte zu "Bares für Rares" gebracht hatte, die sein Bruder einst beim Umzug gefunden und ihm überlassen hatte. Besagter Künstler war kein Geringerer als Joseph Beuys (1921-86)!
Der für den "erweiterten Kunstbegriff" bekannte Künstler und Professor habe die Tüte 1971 entworfen, wusste Kunsthistorikerin Friederike Werner, die Frank mit Moderator Horst Lichter im Studio empfing. Beuys habe die "Organisation für direkte Demokratie" gegründet, im Zuge dessen auch das mitgebrachte Kunstobjekt entstanden war.
Was die Tüte unter anderem so besonders machte, war die Original-Unterschrift des Künstlers, geschrieben mit rotem Kugelschreiber, aber leider nur noch sehr schwach zu erkennen. Das Motiv zum Thema direkte Demokratie auf der Kunststoff-Tragetasche hatte Beuys gemeinsam mit seinen Studentinnen und Studenten entwickelt.
Während auf der Rückseite, hier im Bild, die Skizze eines Diagramms zu sehen war, zeigte die Vorderseite die ausgearbeitete Version davon. 10.000-mal war die Tüte damals hergestellt worden, aber nur 500-mal wie hier mit Filz ausgekleidet. Zunächst seien die Exemplare in Köln und Berlin auf der Straße verteilt worden.
"Ein Vergleich zweier Gesellschaftsformen"
1972 dann habe Beuys sie auf der documenta 5 in Kassel verkauft und dabei mit Besucherinnen und Besuchern der bedeutenden internationalen Ausstellungsreihe das Thema diskutiert, erklärte die Expertin. Die documenta 5 gilt bis heute als eine der einflussreichsten Ausstellungen moderner Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg.
Horst Lichter beschäftigte indes die Frage nach dem Namen des Kunstwerks. Gab es überhaupt einen? Am Ende gar Zehntausende? Letzteres nun nicht, aber einen sehr wohl, er war sogar auf dem Werk mit abgedruckt: "Ein Vergleich zweier Gesellschaftsformen". Ob Beuys' politische Überlegungen Frank gute 50 Jahre später Glück bringen würden?
Die Chancen standen gut: Seinen Wunschpreis von 50 Euro überbot Friederike Werner locker und glaubte an 200 bis 300 Euro. "Für 'ne Plastiktüte?!", war Frank mehr als verblüfft und schon jetzt und konnte sein Glück auf dem Weg zum Händlerraum schon jetzt kaum fassen: "Die Expertise, der Schätzpreis war phänomenal!"