Erfinder der Nachmittags-Talkshow: Hans Meiser ist tot
Autor: Petra Albers und Christof Bock, dpa
, Montag, 06. November 2023
Mit seinen Talksendungen am Nachmittag hat Hans Meiser einst Traumquoten erreicht und Fernseh-Deutschland verändert. Bis zuletzt hat er große Pläne gehabt. Der Tod ist völlig unerwartet gekommen.
Er war der Erfinder der Nachmittags-Talkshow - Hans Meiser hat das deutsche Fernsehen über viele Jahre entscheidend geprägt. Immer von montags bis freitags lief ab 1992 nachmittags bei RTL die Sendung, die seinen Namen trug.
Die Gäste: Nicht-prominente Menschen, die von ihren Problemen, Lebenssituationen oder Erlebnissen erzählten. Das Themenspektrum reichte von verfeindeten Hundebesitzern über Streit um Lärm bis zu Stimmen aus dem Jenseits.
Egal wie seltsam die Gespräche waren: Meiser - in der einen Hand das Mikro, in der anderen die Notizzettel - behielt im schicken Einreiher stets höflich die Fassung. Nun ist der Talkshowpionier des Kölner TV-Riesen RTL tot. Bereits am 30. Oktober starb er unerwartet mit 77 Jahren an Herzversagen, wie am Montag bekanntwurde.
Bis zu 40 Prozent Marktanteil
Heute kann man es sich kaum mehr vorstellen: Meisers Show erreichte in den 90er Jahren Traumquoten von bis zu 40 Prozent Marktanteil - und zog eine ganze Reihe ähnlicher Formate im Nachmittagsprogramm des deutschen Fernsehens nach sich. Das ist inzwischen freilich lang her.
Seitdem hat geradezu eine Flut von TV-Talkshows eingesetzt, denen Meiser später nicht mehr viel Gutes abgewinnen konnte: «Da fällt einer dem anderen ins Wort, das ist manchmal ein einziges Geschrei», beklagte er anlässlich seines 70. Geburtstags in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Außerdem würden ständig dieselben Gäste eingeladen: «Ein endloser Kreislauf derselben Gesichter.»
Meiser hingegen sprach in seiner Talkshow im Laufe der Jahre mit rund 14.000 Menschen - ehe die Sendung nach 1700 Folgen aufgrund sinkender Zuschauerquoten im Jahr 2001 schließlich eingestellt wurde.
Laufbahn begann beim Radio
Der am 20. August 1946 im niedersächsischen Bad Rothenfelde geborene Meiser studierte Germanistik und Geschichte, ehe er seine journalistische Laufbahn beim Radio begann - zunächst beim Süddeutschen Rundfunk und beim Südwestfunk, dann bei Radio Luxemburg.